Für eine Reportage berichtet auch Paul Ronzheimer vom AfD-Jugendkongress und den Krawallen auf den Straßen in Gießen. Wie der „Bild“-Chefredakteur nun berichtet, wurden er und sein Kamerateam bei einer Demo von linksextremen Teilnehmern beschimpft und bedroht.

Paul Ronzheimer, stellvertretender Chefredakteur der „Bild“-Zeitung, wurde am Samstag in Gießen von Demonstranten massiv beschimpft und bedroht. Ronzheimer, der regelmäßig als Global Reporter auch für WELT arbeitet, macht den Vorfall jetzt selbst öffentlich.

„Wir waren am Samstag für eine Reportage von ‚Ronzheimer – Wie geht’s, Deutschland?‘ für Sat.1 in Gießen mit einem Kamerateam unterwegs – sowohl in der Messehalle als auch davor bei den Protesten gegen die Gründung der AfD-Jugendorganisation“, erklärt Ronzheimer in einem Beitrag auf X. Bei einer Demonstration an der Adenauerbrücke gegen 11.30 Uhr hätten er und sein Team zunächst Interviews mit Teilnehmern der Proteste geführt.

Dann sei die Stimmung jedoch gekippt. „Nach kurzer Zeit wurden wir jedoch von immer mehr Menschen erkannt und angefeindet“, sagt Ronzheimer. Über Lautsprecher sei schließlich von einer Bühne aus verkündet worden, dass Paul Ronzheimer vor Ort sei und Interviews führe.

Die Aggressionen schaukelten sich bei den Demo-Teilnehmern hoch. „Die Demonstranten wurden daraufhin von einem Sprecher aufgefordert, ‚Lärm‘ gegen uns zu machen. In der Folge sammelten sich immer mehr Menschen um unser Team und mich; Zeitweise bildeten sie einen regelrechten Kessel“, so Ronzheimer weiter. Die Demonstranten hätten ihm „Hau ab!“, „Nazis raus!“ und „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“ entgegengerufen.

Nachdem er und sein Kamerateam das Zentrum der Proteste an der Adenauerbrücke verlassen hatten, seien ihnen noch mehrere hundert Demonstranten gefolgt, hätten weiter Parolen skandiert und seien „zunehmend“ aggressiver geworden. Mehrere Polizisten hätten Ronzheimer und sein Team schützen müssen und hätten ihn schließlich aufgrund der eskalierenden Sicherheitslage aufgefordert, die Dreharbeiten abzubrechen. „Andernfalls müssten Sie uns einen Platzverweis erteilen.“

Die Beamten hätten Ronzheimer und sein Team schließlich auf ein abgeschlossenes Gelände der Stadtwerke Gießen gebracht, auf das ihnen die aggressiven Demonstranten nicht weiter folgen konnten. „Dort mussten wir mehr als eine Stunde bleiben, bevor wir unsere Dreharbeiten in der Stadt und in der Messehalle fortsetzen konnten“, berichtet Ronzheimer.

Er und sein Team seien von den Leiden und Aggressionen zutiefst erschüttert. „Das, was mein Team und ich in Gießen bei den Protesten gegen die AfD-Jugendorganisation erlebt haben, war eine massive Einschränkung der Pressefreiheit – und völlig inakzeptabel“, sagt Ronzheimer.

AfD-Bundestagsabgeordneter von Antifa-Mitgliedern verletzt – drei Festnahmen nach Ausschreitungen

Am Rande des AfD-Jugendkongresses kam es in Gießen dutzendfach zu Ausschreitungen und Körperverletzungen. Dabei wurde auch der AfD-Bundestagsabgeordnete Julian Schmidt angegriffen und verletzt. Ein WELT-Reporter beobachtete die Auseinandersetzung mit vermummten Mitgliedern der Antifa.

Der Politiker bestätigte der Nachrichtenagentur dpa einen Angriff. Er sei nach dem Abstellen des Autos in der Nähe der Halle von rund 20 Leuten angegriffen worden. Blaue und rote Flecken auf Nase und Jochbein seien Folgen des Angriffs. Er sprach von einer neuen Qualität der Konfrontation.

Nach Angaben des Polizeipräsidiums Mittelhessen wurden drei Menschen am Samstag zwischenzeitlich festgenommen. Sie seien am Samstag alle nach kurzer Zeit wieder aus der Gewahrsamsstelle entlassen worden, sagte Präsident Torsten Krückemeier der dpa. Es seien 25 Strafanzeigen gefertigt worden. Außerdem seien nach derzeitigen Erkenntnissen zwischen 10 und 20 Polizeibeamte leicht verletzt worden.

„Es sind sicherlich nicht die schlimmsten Szenarien eingetreten“, sagte Krückemeier. Die Dimension des Polizeieinsatzes sei dennoch auch wegen der „massiven Gewalt gegen Polizeibeamte“ angemessen gewesen. Im Einsatz waren ihm zufolge Polizisten aus 15 Bundesländern sowie Kräfte von Bundespolizei und Bundeskriminalamt.

saha/sebe