Blut, ausufernder Pessimismus und eine quälend lange Vergewaltigungsszene: Mit seiner vielschichtigen Theaterhommage „Das Wunder von Mâcon“ schuf Peter Greenaway eine provokante Groteske und verhalf Bastian Pastewka zu seiner ersten Kameraerfahrung!

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Der walisische Regieprovokateur Peter Greenaway gilt als Meister seines Fachs: Schon sein erster international beachteter Film, „Der Kontrakt des Zeichners“, ist eine provokant mit der Publikumserwartung spielende Krimi-Versuchsanordnung. Und mit der politisch aufgeladenen, grotesken Parabel „Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“ inszenierte er einen makabren Sog aus Sex, Betrug, Gier und Menschenfleisch – die FILMSTARTS-Redaktion wählte ihn sogar zu einem der besten FSK-18-Filme aller Zeiten!

Weitaus weniger bekannt als dieser prestigeträchtige Skandalklassiker ist derweil „Das Wunder von Mâcon“, eine De- und Rekonstruktion typischer Stilmittel des Spielfilms und des Theaters. In manchen Kritiken wurde das eigenwillige Drama aufgrund seiner grafischen Gewalt und abgeschmackten Nacktheit sogar als Greenaways verstörendster Film bezeichnet.

Peter Greenaway kontroverse Obskurität stellt zudem die erste Filmerfahrung von niemand Geringerem als dem deutschen Comedy-Superstar Bastian Pastewka dar! Falls ihr euch auf Pastewka-Suche begeben möchtet: „Das Wunder von Mâcon“ kann via Netzkino gestreamt werden und ist auf DVD erhältlich!

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Darum geht es in „Das Wunder von Mâcon“

Das 17. Jahrhundert: Das Örtchen Mâcon ist von Krankheit zerfressen und mit Unfruchtbarkeit gestraft. Als eine alte Frau, die alle als abscheulich ansehen, dennoch ein Kind zur Welt bringt, gleicht dies einem Wunder – doch dieses Wunder ist nicht bewundernswert genug. Die 18-jährige Schwester des Kindes gibt sich daher als dessen Mutter aus und behauptet, dass das gesunde, absurd hübsche Baby das Ergebnis einer unbefleckten Empfängnis sei.

Die Bevölkerung Mâcons frisst der Schwindlerin aus der Hand und zahlt reichlich, um das Wunderkind und die (vermeintlich) jungfräuliche Mutter zu sehen. Doch Vertreter der katholischen Kirche haben Zweifel. Ein wissenschaftlich versierter Bischof soll den Fall untersuchen – mit dramatischen Folgen…

Ein Kniefall vor der Theaterkunst und ein garstiger Schlag in die Magengrube

Regisseur und Autor Greenaway stellte der Kinowelt „Das Wunder von Mâcon“ 1993 im Zuge der Filmfestspiele von Cannes vor – und prompt zeichnete sich ab, dass der mit Ralph Fiennes, „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“-Star Julia Ormond und „Bridget Jones“-Nebendarstellerin Jessica Hynes besetzte Film es im Kino schwer haben wird.

Gerade für den wirtschaftlich so wichtigen US-Markt galt das düstere, intellektuelle und äußerst theatralische Drama als praktisch ungeeignet, weshalb sich dort erst 1997 ein Verleih an einer Kinoauswertung versuchte. Aber auch im Rest der Welt schlug „Das Wunder von Mâcon“ keine nennenswerten Finanzwellen – was bei einer selbstkritischen Theaterhommage mit harschen Gewaltspitzen und einer rund zehnminütigen Vergewaltigungsszene jedoch nicht überraschen dürfte.

Das Presseecho war konsequent gespalten. Während die eine Seite dem Film Frauenhass, Geschmacklosigkeit und Selbstverliebtheit vorwarf, lobte die andere ihn als zum Nachdenken provozierende, entlarvend-finstere Orgie des Schreckens. Was man beim Anblick von „Das Wunder von Mâcon“ aber kaum glauben mag, egal auf welcher Seite der Diskussion man sich befindet: Die mit gigantischen Massenszenen bestückte, in ihrem Pessimismus nahezu apokalyptisch anmutende Parabel entstand zu weiten Teilen in der Eissporthalle Troisdorf! Und genau hier kommt Pastewka ins Spiel…

Ein junger Pastewka vor „Wochenshow“-Ruhm und Spinat-Schauspielerfahrung

Der 1972 in Bochum geborene Komiker, Schauspieler, Autor und Synchronsprecher ist bestens durch die „Wochenshow“, die selbstironisch-bissige Comedyserie „Pastewka“ und den Amazon-Prime-Hit „LOL“ bekannt. Sein erster Auftritt in einem Bewegtbildmedium war jedoch ein WDR-Beitrag aus dem Jahr 1994, in dem er einen Spinat gespielt hat – hieß es jedenfalls jahrelang!

Doch wie Pastewka Oktober 2025 im Podcast „Kalk & Welk – Die fabelhaften Boomer Boys“ verriet, trat der frühere Radiomacher zuvor schon vor eine Kamera: Er ist im Getümmel von „Das Wunder von Mâcon“ versteckt! Als im Bonner Raum vor Drehbeginn des Films ein Castingaufruf stattfand, meldete Pastewka sich trotz mangelnder Kameraerfahrung – und erhielt einen Rückruf mit der Bitte, zur Eissporthalle in Troisdorf zu kommen.

„Ich laufe da rein und auf mich kommt Peter Greenaway zu“, erinnert sich Pastewka. Er sollte Dialoge aus dem Film vorlesen und begegnete währenddessen Ralph Fiennes, Julia Ormond und „Lindenstraße“-Mimin Sybille Waury. Der spätere „Der Wixxer“-Star wurde nach diesem kurzen Recall am Set zum Dreh gelassen, allerdings räumt er ein: „Sagen wir mal so – mein Auftritt als Spinat war länger. […] Ich bin hinter Julia Ormond zu sehen – sehr kurz!“

Wer also „Wo ist Pastewka?“ spielen will, hat nun einen Orientierungspunkt (oder eine Ausrede, seine Liebsten dazu zu überreden, „Das Wunder von Mâcon“ zu schauen). Deutlich mehr Pastewka wird es unterdessen in einem kommenden Amazon-Prime-Krimi zu sehen geben – und der wurde weder in der Eissporthalle Troisdorf gedreht, noch rechnen wir mit drastischen Splatter-Effekten:

„Knives Out“ aus Deutschland? Auf Amazon Prime Video wird Bastian Pastewka bald zum Ermittler wider Willen

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