
AUDIO: Glatzel über späten Sieg: Volksparkstadion „wieder ein Kapitel reicher“ (2 Min)
Stand: 30.11.2025 18:16 Uhr
Der eingewechselte Fábio Vieira hat den HSV zu einem überraschenden Sieg gegen Europa-League-Teilnehmer VfB Stuttgart geschossen. Der Portugiese erzielte in der vierten Minute der Nachspielzeit den 2:1-Siegtreffer für den Hamburger Fußball-Bundesligisten, der zuvor fünfmal ohne dreifachen Punktgewinn geblieben war.
Zu diesem Zeitpunkt war das Team von Trainer Merlin Polzin nach einer Gelb-Roten Karte gegen Alexander Rössing-Lelesiit (81.) in Unterzahl. Zuvor hatte Robert Glatzel die Hanseaten bei seinem Startelf-Debüt in dieser Saison in Führung gebracht (17.). „In der letzten Minute in Unterzahl gegen eine Topmannschaft zu gewinnen, das ist schon sehr emotional“, sagte der Angreifer dem NDR.
Das Tor zum 2:1 sah der 31-Jährige von der Ersatzbank. Denn schon Mitte des ersten Abschnitts hatte er verletzt ausgewechselt werden müssen. „Der Muskel hat ein bisschen zugemacht. Ich hoffe, dass es nicht zu schlimm ist“, erklärte Glatzel. Nach dem Aus für den Stürmer lief nach vorne nicht mehr viel bei den Hausherren zusammen. Der VfB zeigte die reifere Spielanlage, hatte mehr Ballbesitz und kam durch Deniz Undav zum verdienten Ausgleich (54.). Den Sieg bejubelte aber nach einer dramatischen Schlussphase der HSV.
Polzin: „Sehr besonderer Moment mit vielen Widerständen“
„Das war heute ein sehr besonderer Moment mit vielen Widerständen. Die Mannschaft hat dem standgehalten und dann noch das glückliche Tor erzielt“, lobte Polzin sein Team, auf das am Mittwoch (20.45 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) mit dem Achtelfinalspiel im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten Holstein Kiel bereits die nächste Herausforderung wartet.

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HSV im Vergleich zum Augsburg-Spiel stark formverbessert
Der HSV setzte wie bereits in der Partie in der Vorwoche beim FC Augsburg (0:1) auf eine defensive Herangehensweise. Bei Ballbesitz des VfB formierte sich der HSV mit fünf Spielern auf der letzten Linie. Davor sorgten in der Zentrale Nicolai Remberg und Albert Sambi Lokonga dafür, dass sich die Stuttgarter Kreativkräfte nur bedingt entfalten konnten.
Denn anders als am vorvergangenen Sonnabend gegen die bayerischen Schwaben gingen die Hamburger gegen die Schwaben aus Baden-Württemberg resolut zu Werke.
Griffig in den Zweikämpfen und mit klaren Aktionen im Vorwärtsgang – die Polzin-Mannschaft wusste sowohl defensiv als auch offensiv zu gefallen. Das gründete auch auf den personellen Umstellungen des jungen Trainers.
Glatzel verwertet brillante Vorlage von Rössing-Lelesiit
Im Vergleich zum Augsburg-Spiel standen vier neue Akteure in der Anfangsformation. Zwei davon stachen im ersten Abschnitt heraus: Glatzel und Rössing-Lelesiit. Während Letzterer immer wieder durch Tempodribblings über die linke Seite für Entlastung sorgte, war Glatzel in vorderster Front der in vielen vorigen Begegnungen vermisste Ankerspieler.
Der Routinier war stets anspielbar, machte Bälle fest und stellte trotz seiner bisher wenigen Einsatzminuten in dieser Saison unter Beweis, das Toreschießen nicht verlernt zu haben: Nach einem Pass von Rössing-Lelesiit in die Tiefe brachte der 31-Jährige die Hausherren mit einem überlegten Flachschuss ins kurze Ecke in Führung.
„Joker“ Königsdörffer vergibt das 2:0
Bald darauf war der Arbeitstag für „Bobby“, wie der Angreifer beim HSV gerufen wird, aber auch schon beendet. Nach einem harmlos aussehenden Zweikampf musste der Routinier verletzt ausgewechselt werden (34.).
Für Glatzel kam Ransford Königsdörffer in die Partie. Und gleich mit seinem ersten Ballkontakt hatte der Nationalspieler Ghanas die Chance zum 2:0, vergab aber freistehend mit seinem linken Fuß überhastet (34.).
Undav profitiert von Patzer von Heuer Fernandes

Daniel Heuer Fernandes machte beim Stuttgarter Ausgleich keine gute Figur.
Ein anderer Einwechselspieler machte es dann nach dem Seitenwechsel besser. Der trug sehr zum Leidwesen der meisten Fans im Volksparkstadion allerdings nicht das HSV-, sondern das VfB-Trikot: Deniz Undav. Der Nationalspieler war kurz vor der Pause für den verletzten Chris Führich auf den Rasen gekommen.
Nun profitierte er davon, dass Keeper Daniel Heuer Fernandes einen nicht sonderlich platzierten Schuss von Jamie Leweling nach vorne abklatschen ließ. Der Rest war für den abgeklärten Stuttgarter Torjäger Formsache.
Polzin-Team befreit sich vom Stuttgarter Dauerdruck
Der Ausgleich war verdient. Die Schwaben hatten bereits im ersten Abschnitt mehr Spielanteilte gehabt und waren nach dem Wiederanpfiff noch klarer tonangebend.
Der HSV konnte sich erst ab Mitte des zweiten Abschnitts aus der Stuttgarter Umklammerung befreien. Aus dem Spiel heraus blieben zwingende Offensivaktionen zwar aus. Aber nach ruhenden Bällen waren die Hamburger ein paar Mal gefährlich.
Bitter aus Sicht der Hausherren, dass der bereits verwarnte Rössing-Lelesiit ausgerechnet in der Phase, in der die Polzin-Elf auf Augenhöhe mit dem Gast agierte, die Gelb-Rote Karte sah (81.).
Vieira lässt den Volkspark Beben
Nun galt es für den Aufsteiger eigentlich nur noch, in Unterzahl das Remis über die Zeit zu retten. Doch es kam anders. Es kam besser: Nach einem schwach ausgeführten Freistoß des VfB schnappte sich der eingewechselte Fabio Baldé den Ball, sprintete unwiderstehlich in Richtung Stuttgarter Gehäuse, legte quer zu Vieira, der Torwart Alexander Nübel mit einem überlegten Schuss ins linke Eck bezwang – die Entscheidung!
HSV-Fans demonstrieren gegen Innenminister-Pläne
Vor dem Duell mit den Schwaben hatten Tausende HSV-Fans gegen Maßnahmen der Innenministerkonferenz protestiert. Laut Angaben des „Förderkreis Nordtribüne“ waren 8.000 Anhänger auf der Straße, um ihren Unmut gegen die Pläne, die Sicherheit durch bestimmte Maßnahmen in Stadien zu erhöhen, Luft zu machen.
In vielen deutschen Stadien war zuletzt massiv gegen diese Maßnahmen protestiert wrden. Die Anhänger befürchten Maßnahmen wie personalisierte Eintrittskarten oder verschärfte Stadionverbote. In der kommenden Woche befasst sich die Innenministerkonferenz in Bremen mit den verschiedenen Themen.
„Die HSV-Fans haben heute mit der Demonstration, die deutlich größer wurde als erwartet, ein ganz starkes Zeichen für die Fankultur gesetzt. Sie haben auf beeindruckende Weise deutlich gemacht: Der Fußball ist sicher. Unser Volksparkstadion ist sicher“, hieß es in einer Mitteilung vom Fan-Zusammenschluss des HSV.

Auch bei den kriselnden bayerischen Schwaben agieren die Hamburger zu zurückhaltend. Nach dem fünften sieglosen Spiel in Folge wird die Luft für den HSV dünner.
12. Spieltag, 30.11.2025 15:30 Uhr
Heuer Fernandes – Capaldo, L. Vuskovic, Torunarigha – Mikelbrencis (67. Gotscholeischwili), Sambi Lokonga (67. Fábio Vieira), Remberg, Muheim – Philippe (68. Baldé), Rössing-Lelesiit – Glatzel (34. Königsdörffer / 88. Ramos)
2
A. Nübel – Al-Dakhil, Chabot, Hendriks (87. Mittelstädt) – Vagnoman, Andrés, Nartey (58. Stiller), Stenzel (46. Leweling) – El Khannouss – Bouanani (87. Jovanovic), Führich (40. Undav)
1
Tore
- 1:0 Glatzel (17.)
- 1:1 Undav (54.)
- 2:1 Fábio Vieira (90. +4)