Wusstet Ihr, wo genau in Mainz im Jahr 1981 die Überreste der Römerschiffe gefunden wurden? Wo Ihr die Überreste einer römischen Wasserleitung sehen könnt, römische Weihealtäre oder die Reste eine Gestüts der römischen Reiterei? Mainz besitzt eine über 2000 Jahre alte Geschichte, die maßgeblich auf der Römerzeit gründet: Das antike Mogontiacum war einst eine blühende Metropole am Rhein, ein Schmelztiegel der Völker – und ein Ausgangspunkt für Bildung und kulturelle Errungenschaften. Seine Überreste sind in ganz Mainz zu besichtigen, aber oft versteckt oder vergessen. Der Mainz&-Adventskalender 2025 öffnet deshalb 24 Türchen in die Römerzeit – kommt mit auf unsere Zeitreise!

Ausgrabung der Römerschiffe in Mainz im Herbst 1981. – Foto: GDKEAusgrabung der Römerschiffe in Mainz im Herbst 1981. – Foto: GDKE

Es war im Jahr 1981, als bei den Bauarbeiten zum Mainzer Hilton-Hotel seltsame Gerippe aus dem Schlamm zutrage traten: In der Baugrube nicht weit vom Mainzer Rheinufer tauchten die Gerippe von nicht weniger als neun Schiffen aus der Römerzeit auf: Galeeren und Patrouillenboote aus dem 4. Jahrhundert nach Christus – eine Sensation. Der Fund katapultierte das kleine Mainz über Nacht in die Riege der wichtigsten Römerstädte der Republik, heute weiß man: Mainz war eine der wichtigsten römischen Metropolen am Rhein mit einem Legionslager zur Absicherung der Rheingrenze und einer blühenden zivile Stadt.

Tempel reihte sich an Tempel, Schmucksäulen zu Ehren Jupiters zierten die Straßen, an denen sich Handwerksbetriebe und Mietshäuser erhoben. Auf dem Kästrich thronte das Lager der Legio XXII Primigenia Pia Fidelis, 4000 bis 5000 Mann stark, mit Blick auf die Mündung des Mains. Niemand Geringeres als der Feldherr Nero Claudius Drusus hatte im Jahr 13 vor Christus den Befehl gegeben, hier ein Legionslager zu errichten – die Geburtsstunde von Mogontiacum. Eine römische Wasserleitung samt Aquädukt über das Zaybachtal bringt das dringend benötigte Wasser von den „Fontes“ in Finthen auf den Kästrich, ein Meisterwerk römischer Ingenieurskunst.

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Hurenhäuser und Tavernen in der Cannabae, Spiele im Theater

Um das Legionslager herum: eine pulsierende Vorstadt, Canabae genannt, mit Wohnhäusern und Werkstätten für die Hunderten von Handwerker, die Rüstungen reparieren und einfach alles herstellen konnten, was so ein Militärlager braucht. Dazu Wohnungen für die Familien der Legionäre, Hurenhäuser, Tavernen und natürlich Badehäuser. Entlang der Straßen kleine Weihealtäre für die Götter – die großen Tempel zu Ehren von Isis, Magna Mater und dem bei Soldaten so beliebten Mithras finden sich unter in der Stadt.

So sah das antike Römische Bühnentheater von Mainz wohl ein mal aus. - Grafik: Gebäudewirtschaft MainzSo sah das antike Römische Bühnentheater von Mainz wohl ein mal aus. – Grafik: Gebäudewirtschaft Mainz

Zu Füßen des Legionslagers erhebt sich eine Metropole mit dem Palast des Statthalters, mit Tempelbezirken und einem Amphitheater für die Spiele, aber auch mit Wohngebieten für reiche römische Bürger und die vielen romanisierten Kelten und Gallier. Kaufleute leben hier, reich geworden durch den Handel mit den Waren, die auf dem breiten Rücken des Rheins heranschwimmen: Olivenöl und Wein aus dem Süden, Holz, Bernstein und Pelze aus dem Norden. In den Tempeln opfert man den Göttern für eine gute Reise, oder verflucht auch einmal den Konkurrenten oder untreuen Liebhaber.

Im Bühnentheater im Süden des Stadtgebiets trifft man sich um Komödien zu schauen, oder die großen Spektakel zu Ehren des Feldherrn Drusus zu genießen, gestorben ??? in Mogontiacum. Ihm zu Ehren steht das Ehrengrabmal oberhalb auf dem Hügel, und schickt einen Gruß weit hinein nach Germanien: Seht her, so siegen wir über die Barbaren! Die Toten werden in der Gräberstraße in Weisenau beerdigt, oder entlang der Via Appia gen Norden. Und vor den Toren von Mogontiacum wächst Wein auf den sanften Hügeln des Hinterlandes, werden Getreide und Gemüse in den Villa Rustica angebaut, und die Pferde der Legionäre im Gestüt geschult…

 

Der Römische Adventskalender auf Mainz&: Zeitreise in die Römerzeit

So könnte es ausgesehen haben, das Leben in Mainz vor 2000 Jahren – und noch immer ist diese Geschichte im Stadtgebiet lebendig. Viele Bauwerke oder auch nur steinerne Denkmäler legen Zeugnis ab von der einstigen Römer-Metropole am Rhein – aber viele sind heute versteckt, vernachlässigt, vergessen. Der Mainz&-Adventskalender 2025 nimmt Euch deshalb mit auf eine Zeitreise ins Römische Mainz: Kommt mit auf Spurensuche in die Römerzeit! Wir haben 24 Türchen für Euch vorbereitet, hinter jedem verbirgt sich ein Ort, an dem Römisches in Mainz greifbar wird.

Skulptur eines Römerschiffs in Originalgröße, aufgesteltl am Originalfundort in der Löhrstraße: Hier wurden einst die Überreste von neun Römerschiffen ausgegraben, eine Sensation. - Foto: Fischer Skulptur eines Römerschiffs in Originalgröße, aufgesteltl am Originalfundort in der Löhrstraße: Hier wurden einst die Überreste von neun Römerschiffen ausgegraben, eine Sensation. – Foto: Fischer

Unser Türchen Nummer 1 öffnet sich zur Löhrstraße, einem kleinen Platz hinter dem Cityflügel des Hilton-Hotels. Auf einem etwas vergessenen Rondell findet sich ein Schiffsskelett: Es ist die Nachbildung eines der Schiffe aus der Römerzeit, die 1981 genau hier gefunden wurde. Das Römerschiff ist eine Skulptur des 2016 verstorbenen Mainzer Künstlers Reinhold Petermann, die Nachbildung markiert heute genau den Ort, wo einst die Römerschiffe gefunden wurden.

Dass die Schiffe nach 1580 Jahren im Uferschlammes Rheins überhaupt geborgen wurden,  verdanken wir einem damals noch jungen Archäologen: Gerd Rupprecht, seit 1979 als Archäologe in Diensten des Landes Rheinland-Pfalz, verhinderte – so erzählt es sich die Legende – mit einem beherzten Sprung auf die Baggerschaufel, dass die römischen Reste einfach untergebaggert und unwiederbringlich zerstört wurden. Rupprecht habe damals auch in der Baugrube geschlafen, wissen die zu berichten, die damals dabei waren – aus Angst vor Räubern, die versuchen könnten, die unschätzbar wertvollen Reste zu stehlen.

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Römerschiffmuseum: seit 2022 geschlossen, Wiedereröffnung unklar

Rupprecht wurde 1994 Landesarchäologe, die Römerschiffe bekamen 1994 bekamen eine neue Heimat in der alten Lokomotiv-Reparaturwerkstatt der Hessischen Ludwigsbahn, die zum Museum für Antike Schifffahrt umfunktioniert wurde. Fast 30 Jahre lang wurden hier die Überreste von fünf römischen Kriegsschiffen aus dem 4. Jahrhundert gezeigt, dazu mehrere beeindruckende Nachbauten in Originalgröße und Modelle antiker Wasserfahrzeuge – ein europaweit einmaliges Museum.

Das Museum für Antike Schifffahrt mit seinen imposanten nachbauten der Römerschiffe ist seit 2022 geschlossen - Wiedereröffnung: unklar. - Foto: gikDas Museum für Antike Schifffahrt mit seinen imposanten nachbauten der Römerschiffe ist seit 2022 geschlossen – Wiedereröffnung: unklar. – Foto: gik

Doch zum 1. Juli 2022 schloss das beliebte Museum seine Tore, eigentlich sollte bis Frühjahr 2023 umgebaut und renoviert werden – bis heute ist das Museum nicht wieder geöffnet. Bei Leibniz Zentrum für Archäologie, zu dem das Museum gehört, verweist man auf Mehrkosten für Brandschutz und Barrierefreiheit, gestiegene Preise in der Baubranche sowie auf eine neue Konzeption – von der aber ist bisher auch nichts in Sicht. Als Wiedereröffnungstermin nennt das LEIZA inzwischen vage das Frühjahr 2026, dann wäre das Museum der Römerschiffe, das einst für die Mainzer gestiftet wurde, fünf Jahre geschlossen gewesen.

Der Fundort der Römerschiffe ist weithin in Vergessenheit geraten, der Verein „Rettet das Römische Mainz“ fordert in seiner Broschüre zu Römischen Mainz: Hier brauche es eine mal mindestens eine Infostele, die die Geschichte der römischen Schiffe erzählt. Die Skulptur am Fundort erinnert weiter daran: Hier ruhten einst die Mainzer Römerschiffe, hier versanken sie im Schlamm der Gezeiten – und hier wurden sie nach mehr als 1500 Jahren wieder geborgen.

Info& auf Mainz&: Mehr zur Geschichte der Mainzer Römerschiffe und ihrem Fund lest Ihr hier auf Mainz&.