Ganz und gar nicht märchenhaft
Warum es beim „Aschenbrödel“-Dreh nach Fisch stank
Aktualisiert am 30.11.2025 – 15:34 UhrLesedauer: 2 Min.
Szene aus „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ (Archivbild): Ausgerechnet im Winter der Dreharbeiten blieb der Schnee aus. (Quelle: WDR/DRA)
Als der Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ gedreht wurde, stank es an der Märchen-Kulisse von Schloss Moritzburg. Ein skurriles Detail über die Dreharbeiten des DDR-Klassikers.
Schloss Moritzburg, Januar 1973: Die barocke Kulisse liegt grau und trostlos da. Keine Schneeflocke weit und breit, doch der Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ muss gedreht werden. Rund um das Wasserschloss wuseln DEFA-Mitarbeiter und verteilen eine weiße Masse auf Bäume, Sträucher und Wege. Dann zieht ein penetranter Geruch über die Märchen-Kulisse. Es riecht nicht nach Winter – sondern nach Fischmarkt.
Die Filmcrew hat Kunstschnee aus Fischmehl angerührt. Das Zeug klebt an allem, was es erreicht. Und stinkt zum Himmel.
Regisseur Václav Vorlíček hat ein Problem. Sein Märchenfilm soll in verschneiter Winterlandschaft spielen. Doch ausgerechnet in diesem Winter fällt rund um Schloss Moritzburg keine einzige Schneeflocke. Die DEFA-Filmcrew muss improvisieren. Sie experimentiert mit verschiedenen Kunstschnee-Mischungen. Mal versuchen sie es mit Styropor, mal mit Fischmehl. Sie verteilen die weiße Masse auf Bäume bis zu einer bestimmten Höhe. Auch auf Straßen und Wege sprüht das Team den Schneeersatz.
An manchen Stellen lassen die Filmemacher den stinkenden Kunstschnee weg. Sie improvisieren stattdessen mit weißer Sprühfarbe. Die riecht zwar nicht, sieht aber weniger realistisch aus. Die Schauspieler müssen tapfer durch den Gestank. Wahrscheinlich mussten Libuše Šafránková (Aschenbrödel) und Pavel Trávníček (Prinz) auch romantische Szenen drehen, während es um sie herum nach Fisch roch.
Kurz vor Ende der Dreharbeiten setzte echter Schneefall ein. Die wichtigsten Schlussszenen konnten im originalen Schnee gedreht werden. Doch die Darsteller haben auf einmal ganz andere Probleme.
Die Darsteller versanken in ihren dünnen Kostümen hüfttief im Schnee und litten unter der Kälte. Die Crew musste sogar Wege freischaufeln, damit Aschenbrödel vor dem Prinzen davonlaufen konnte.
Beim Anschauen des Kultfilms merkt man davon nichts. Auf der Leinwand sieht alles märchenhaft aus. Alle Strapazen übertüncht vom Märchenzauber, der seit über 50 Jahren Millionen verzaubert.
