Herr Blendermann, angenommen man kennt Reis Against The Spülmaschine nicht: Wie würden Sie sich vorstellen?
HANKE BLENDERMANN: Wir nennen uns gerne die selbst ernannten Könige der Parodie. Wir haben viele lustige Texte und die Show, die wir dazu machen, ist so von Leidenschaft geprägt, dass in der Regel alle sofort mitsingen. Kürzlich hat jemand gesagt, unsere Show sei wie Rudelsingen auf Crack. Das passt vielleicht auch wirklich ganz gut. Die Leute sind immer voll dabei, es macht Riesenspaß und wir haben Mitmachparts. So lässt man zwei Stunden sein Gehirn und alle Probleme draußen und kann abtauchen in eine sehr lustige Welt, die einfach Spaß macht.
Euer Bandname „Reis Against The Spülmaschine“ ist angelehnt an „Rage Against the Machine“. Gibt es dazu eigentlich eine Entstehungsgeschichte?
Die Entstehungsgeschichte ist tatsächlich unlustiger, als man denkt. Wir parodieren englische Sachen und versuchen, die über lustige deutsche phonetische Ähnlichkeiten zu packen. Und genau das haben wir halt im Bandnamen auch gemacht. Wir haben uns Bandnamen gesucht und die cool verpackt. Unser allererster Song war von den Beastie Boys „Fight for Your Right to Party“, daraus hatten wir „Fight For Your Reis, Bass Mati“ gemacht – daraus ist dann irgendwann „Reis Against the Spülmaschine“ geworden. Ich mag den Namen total gern, weil er super zusammenfasst, was wir machen.
Ihr seid eigentlich ein Spaßprojekt. Wie viel Ernst steckt trotzdem in eurer Sache?
Wir machen auf jeden Fall Spaß, aber handwerklich ist das ganz schön gut gemacht. Unsere Texte reimen sich meistens nicht nur in sich, sondern auch aufs Original. Und dann ist viel Hommage dahinter. Wir spielen keine Songs, die wir nicht selber auch wirklich feiern und von denen wir uns nicht sicher sind, dass unser Publikum sie auch abfeiern wird. Und wir haben immer wieder die ein oder andere Keule, die wir dahinter verstecken. Nicht so, dass wir uns jetzt Politik oder Gesellschaftskritik auf die Fahne schreiben, aber unsere nächste Single heißt „Freitag in The Netto“ und beschreibt, was beim Discounter morgens um 10 Uhr passiert. Sehr witzig, man lacht auf jeden Fall darüber, aber an der einen oder anderen Stelle bleibt das Lachen auch schon mal im Hals stecken, weil man sich denkt, okay, ist doch ganz schön viel Wahrheit hinter.
Sie haben jüngst ein neues Album veröffentlicht. Gibt es bei der Zusammenstellung eine Art roten Faden?
Das, was wir auf der Bühne machen, das ist auch da der rote Faden: die Parodie. Wir haben zehn Jahre darauf gewartet das Album rauszubringen und haben trotzdem viele tolle neue Sachen. Das heißt, es ist eine Debüt- und Best-of-Platte geworden. Also es ist kein Konzeptalbum, es ist ein Parodiealbum und ich bin mir eigentlich relativ sicher, dass man bei jedem Song lacht oder mindestens schmunzelt.
Wie entstehen die Lieder?
Meist steht zuerst die Hook, das passiert ganz häufig auf Festen oder Festivals. Man hört den Originalsong und dann hat man eine gute Idee. Aber ist die Story gut genug, um eine Strophe zu machen? Manchmal stellen wir es ins Netz und gucken, was passiert. Da haben wir dann rund 70 Prozent Ausschuss und 30 Prozent, die wir tatsächlich fertig machen und auf Bühnen in der Show spielen.
„Spätestens in der Mitte der ersten Hälfte steht der Laden kopf.“
Ihr bedient euch an den Melodien bekannter Songs. Wie ist das mit dem Urheberrecht? Kann man das machen?
Ja, es gibt seit 2023 den neuen Paragrafen 53a. Der erlaubt ausdrücklich, Parodien zu verwenden und aufzuführen – das nutzen wir. Wir haben zusätzlich mit Anwälten gesprochen und trotzdem alle Urheber gefragt, ob es für sie okay ist. Wir wissen ja selbst, wie es wäre, wenn jemand unsere Melodien zweckentfremden würde. Von den Urhebern kamen etwa 20 Prozent klare Neins, 20 Prozent fanden es super und 60 Prozent haben nicht reagiert oder nur ein neutrales „Okay“ geschickt. Bei einem Nein respektieren wir das natürlich. Bei den neutralen Antworten verlassen wir uns darauf, dass wir rechtlich auf der sicheren Seite sind – auch ohne Präzedenzfall.
Gibt es Themen, die Sie nicht anrühren würden, die Tabu sind?
Nein. Alles, was phonetisch okay ist und wo der Originalsong ein Hit ist, ist für uns eine Möglichkeit.
Bevor Sie sich als Duo zusammengeschlossen haben, waren Sie beide in der Kleinkunst-Szene unterwegs. Wie ging es für Sie weiter?
Wir haben beide in Oldenburg Musik auf Lehramt studiert. Und während Philipp nicht ins Referendariat gegangen ist, bin ich tatsächlich praktizierender Lehrer und mache beides so nebenher. Während des Studiums hatten wir uns eigentlich gar nicht so richtig kennengelernt, denn er war gerade fertig, als ich angefangen habe. Aber man hat sich immer mal wieder auf Partys getroffen, auf denen dann die Gitarre rumgeht und dann fängt man an: Der eine spielt einen Song, der andere spielt einen Song – und dann feiert man das ab. Später bin ich mal für Philipps anderen Duo-Partner eingesprungen und das war wirklich so, als wenn Jupiter und Mars da in einer Linie standen, das war wirklich magisch. Es hat keine zwei Stunden gebraucht und wir hatten uns genau aufeinander eingeschossen. Am Ende waren die Leute auf dem Tresen.
Sie sind ja nicht nur auf der Bühne aktiv, sondern auch zwischendurch mal im Fernsehen zu sehen. Was macht mehr Spaß?
Die Bühne, denn da gibt es die Interaktion mit dem Publikum. Fernsehen ist immer so, dass man lange wartet und lange geschminkt wird, um dann in einer relativ anonymen Masse etwa fünf bis sieben Minuten Musik zu blasen. Da baut man keine Beziehung auf. Wir spielen eine Soloshow, die in der Regel mindestens zwei Stunden dauert. Da weiß ich genau, warum ich den ersten Song spiele, damit erstmal ein bisschen was im Ohr ist, damit man eine Basis legt. Und spätestens in der Mitte der ersten Hälfte steht der Laden Kopf, weil wir einfach mit den Leuten gemeinsam auf einer Welle reiten.
Wie viel ist denn geplant vom Programm? Gibt es auch Platz für Spontanität?
Der Philipp sagt immer: Nur durch eine gute Routine entsteht Spontanität, und da ist viel dran. Nur, weil wir eine gute Basis haben, haben wir die Möglichkeit, spontan immer wieder auszubrechen. Wir haben uns Gedanken gemacht, was die Notfallansage sein kann, wenn wir mal nicht weiter wissen und es gibt immer einen Plan B im Hintergrund, den man ziehen kann. Keine Show von uns gleich der anderen, weil wir immer so viel Spontanität einbauen. Aber das ist auch abhängig von der Tagesform und den Leuten. Wenn du merkst, dass du kämpfen musst, weil doch viel Unbekannte da sind oder man den ein oder anderen trägen Ostwestfalen vor sich sitzen hat, dann muss man schon mehr Energie reingeben.
Worauf darf das Publikum sich bei Ihrem aktuellen Programm freuen?
Auf einen Ausflug und Auszeit aus dem Alltag. Wir schaffen es, dass man zwei Stunden auf jeden Fall nicht an den ganzen Mist da draußen denken kann, muss und soll. Es ist eine Veranstaltung, die alle Leute mitnimmt, egal ob sitzend oder stehend, egal ob jung oder alt, jeder kennt genügend Songs. Und selbst, wenn man sie nicht kennt, sind die Melodien so gut, dass man sofort mitsingen, sofort mitmachen kann – weil sie halt geklaut sind. Und wir haben eine große Gag-Dichte. Neulich haben wir auf einem Festival in 30 Minuten 42 Songs gespielt – Weltrekord. Man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr raus und wir geben da oben garantiert alles, damit er sein richtiges Fest wird. Ein Freudenfest, bei dem die Leute nicht mehr wissen, wie sie vor lauter Lachen noch klatschen sollen.
Hintergrund
„Reis Against The Spülmaschine“ ist ein Musik-Comedy-Duo aus Buxtehude und Oldenburg, bestehend aus Hanke Blendermann alias „Onkel Hanke“ und Philipp Kasburg alias „Don Filippo“. Seit 2011 kombinieren sie in ihren Auftritten humorvolle Liedparodien mit bekannten Rock- und Popsongs, die sie auf zwei Gitarren und mit zweistimmigem Gesang präsentieren. Ihr Name ist eine Wortspielerei, die auf die Bands „Rage Against The Machine“ und „Rise Against“ anspielt. Mit ihren lustigen Texten und akustischen Performances erreichten sie große Bekanntheit, gewannen 2018 den NDR Comedy Contest und veröffentlichten im Oktober ihr Debüt-Album „Toururlaub“.
Reis Against The Spülmaschine live in BielefeldDonnerstag, 11.12., 20 Uhr, Forum, Bielefeld;
Karten 28,50 ): Euro): NW und hier.