Kiel. Ein Der-traut-sich-was färbt das unterdrückte Gelächter im Saal der Kieler Pumpe. „Das ist genau die Stimmung, auf die ich hinarbeite“, sagt süffisant lächelnd Samuel Sibilksi. Da ist die Show „Reicht langsam!“ des Stand-up-Comedians etwa 20 Minuten alt. Ein schlau gewählter Titel. Das Geschäftsmodell von Sibilski, unter dem Pseudonym Ssynic einer der populärsten Battle-Rapper der Republik, ist der Tabubruch.

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Der Sohn einer deutschen Mutter und eines aus Sierra Leone stammenden Vaters, geboren in Düsseldorf und in Berlin lebend, freut sich über die aus seiner Sicht ansehnliche rund 100-köpfige Schar im Saal. Doch statt Crowdworking setzt es beim 42-Jährigen Crowdbashing. „Ein sehr weißes Publikum“ sei das hier in Kiel, aber er habe auch „gar keine Lust auf Kanaken“.

Etwa müssen „die zwei Lappen“ Ole und Karl hinten in den Reihen, beide Beamte, herhalten. „Wo ich herkomme, sind das peinliche Namen“, sagt Sibilski und fragt Ole, wann er „das letzte Mal gebumst“ habe. „Gestern“, retourniert der forsch, wofür Sibilski Applaus einfordert.

Beschauliches Kiel, Dresden weniger

Kiel sei ja „ein beschauliches Städtchen“ mit dem Weihnachtsmarkt, hat der Comedian nach seiner Ankunft am Hauptbahnhof festgestellt. Anders kürzlich Dresden: „Ich mache ja auch rassistische Comedy, die haben Ironie ausgeblendet und an den falschen Stellen gelacht.“

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Kiel lacht offenbar an den richtigen, und wenn mal nicht ausreichend, steuert Sibilski ein kurzes, meckerndes Lachen bei. Selbstbewusst, nach eigener Einschätzung auch wegen seiner Körper- (1,90 Meter) und dazu Penisgröße (ohne konkrete Längenangabe), übt sich Sibilksi genüsslich in Political Incorrectness.

„Ich hasse Zigeuner“, sagt Sibilksi, nennt sie „missgebildete Pandabären“, meine allerdings ausdrücklich nicht Sinti und Roma. Letztens habe er „einen schwulen Bettler“ gesehen. Ob Schwule im Saal seien? Keiner meldet sich. „Ich habe eine nullprozentige Schwulenquote auf der Tour“, frotzelt Sibilksi. Auch die Frauenquote im Publikum sei übrigens gering.

Samuel Sibilski: Scherze jenseits der Schmerzgrenze

Was nicht verwundert angesichts misogyner Scherze jenseits der Schmerzgrenze. Etwa wenn Sibilski schildert, wie er – ausnahmsweise im Vollrausch – mal versehentlich eine für ihn ebenfalls betrunkene körperbehinderte Frau aus der Disco für einen One-Night-Stand ins Hotelzimmer geschleppt habe.

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Seltene Softness schleicht sich ins Programm, wenn Sibilksi auf die gemeinsame Tochter mit seiner Ex zu sprechen kommt. Seinem „Sonnenschein“ im Kindergartenalter gehören die letzten Worte des Abends, die der Comedian per Voicemail einspielt: „Ich wünsch dir eine schöne Show – und denk ans Finanzamt.“

KN