Auch so kann man Jubiläen feiern. In diesem Fall ein Zehnjähriges: Denn schon 2015 beschloss der Stadtrat die Entwicklung eines neuen Pflegekonzepts für Leipzigs Parkanlagen. Die Leipziger Umweltverbände hatten längst Alarm geschlagen, denn auch in Leipzig ist die Biodiversität längst unter Druck, ist das Insektensterben überall spürbar. Die Parks müssten also ganz anders, viel schonender bewirtschaftet werden. 2017 musste der Stadtrat den Auftrag noch einmal erneuern. Und trotzdem haben die Umweltverbände 2025 das Gefühl, dass sich nicht wirklich etwas bewegt.

Jedenfalls nicht schnell genug, auch wenn es inzwischen einzelne veränderte Bewirtschaftungsmaßnahmen gibt und auch die Blühwiesen in einzelnen Parks angelegt wurden, die ein wenig zur Insektenvielfalt beitragen.

Aber beauftragt hatte der Stadtrat die Verwaltung eigentlich damit, ordentliche Pflegehandbücher auch für die großen Parks zu entwickeln und die Umweltverbände mit einzubinden. Was ganz offensichtlich eine nicht so einfache Sache ist. Um Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal da zu zitieren, der am 26. November in der Einwohnerfragestunde Rede und Antwort stehen sollte: „Es gibt da eine andere fachliche Einschätzung in der Amtsleitung.“

Womit er bestätigte, was Cornelius Hölzel, der für den BUND Leipzig nachfragte, auch schon vermutet hatte. So richtig reibungslos ist die Zusammenarbeit des Amtes für Stadtgrün und Gewässer mit BUND Leipzig, NABU Leipzig und Ökolöwe nämlich nicht. Und deshalb dauert die Ausarbeitung von Pflegehandbüchern für die Parks auch so lange.

Sporadische Treffen bis 2022

„Im Jahr 2015/17 wurde vom Leipziger Stadtrat beschlossen, ein Pflegekonzept für die Parkanlagen Clara-Zetkin-Park und Johannapark zu entwickeln. Dieses soll die Zielstellungen 1) Erholungsnutzen, 2) Denkmalschutz und 3) Biodiversität berücksichtigen und Empfehlungen zur nachhaltigen Entwicklung und Pflege geben, welche auf alle Grünanlagen der Stadt übertragbar sind“, hatte Hölzel in der Einwohneranfrage für den BUND Leipzig formuliert.

„Im Jahr 2017 folgte eine Aktualisierung des Rats-Beschlusses und eine Ergänzung zur Beteiligung der anerkannten Umweltverbände (VI-DS-03419). Seit 2019 finden diesbezüglich sporadische Treffen statt.

Die beschränkte Beteiligung der Umweltverbände zum Parkpflegekonzept im Johannapark wurde bereits 2022 abgeschlossen. Die Umsetzung praktischer Maßnahmen als ‚Pilotprojekte‘ umfasst bisher lediglich zwei Neuanlagen von Wiesen im Johannapark sowie einige Gehölzpflanzungen, welche aufgrund des Primats ‚Gartendenkmal‘ nur einen geringen Beitrag zur Biodiversitätsförderung leisten.

Eine Beteiligung der Umweltverbände hinsichtlich des Clara-Zetkin-Parks findet entgegen des Stadtratsbeschlusses überhaupt nicht statt – obwohl die Umweltverbände dies regelmäßig anmahnen.“

Aus Amtssicht ein intensiver Beteiligungsprozess

Das Amt für Stadtgrün und Gewässer war sich in seiner Antwort dann ziemlich sicher: „Die Naturschutzverbände wurden gemäß Stadtratsbeschluss im Rahmen eines intensiven Prozesses beteiligt. Mit den vorhandenen Ressourcen sollte zunächst das Pflegehandbuch der kleineren Grün- und Parkanlage fertiggestellt werden.“

Genau das aber bezweifelte Hölzel. Seit 2022 habe man aus dem Amt quasi gar kein Lebenszeichen mehr vernommen. Von einer intensiven Zusammenarbeit könne keine Rede sein. 2023 hätten die Umweltverbände auch eine Liste vorgelegt mit heimischen Pflanzen, die vor dem Hintergrund von Klimawandel und Biodiversität in den Leipziger Parks gepflanzt werden können.

Aber gerade hier hat das Amt für Stadtgrün und Gewässer eigene Vorstellungen, worauf sich dann auch Rosenthals Aussage bezog. So recht will man also offensichtlich mit der Fachkompetenz der Leipziger Umweltverbände nicht arbeiten, schreibt auch die Handbücher für die Parks lieber hinter verschlossenen Türen.

Eins soll zumindest 2026 endlich fertig werden: „Das Pflegehandbuch Johannapark inkl. der Anlagen Fachbeitrag Biodiversität, Liste Gehölze und Liste Beetpflanzen wird aktuell fertiggestellt und soll im Frühjahr 2026 dem Stadtrat vorgelegt werden. Eine Nutzung für die Begrünungssatzung ist damit nicht verbunden“, erklärt das Amt für Stadtgrün und Gewässer.

Vielleicht was für den Naturschutzbeirat?

Auf Hölzels Nachfrage, wann dann das Pflegehandbuch für den Clara-Zetkin-Park folgen würde, hatte Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal am 26. November keine Antwort. Und da auch andere Nachfragen von Hölzel offen blieben, lud Rosenthal die Umweltverbände zum Gespräch ein, vielleicht auch zum Gespräch im Naturschutzbeirat, wo dann der zuständige Amtsleiter säße.

Eine zumindest erstaunliche Einladung, denn der Leipziger Naturschutzbeirat wurde ja auf Beschluss des Stadtrates extra 2012 gegründet, damit die „Umweltverwaltung in wichtigen naturschutzrelevanten Fragen“ durch die anerkannten Naturschutzverbände beraten werden kann.

Damals sagte Heiko Rosenthal selbst: „Hauptaufgabe ist es, die untere Naturschutzbehörde durch Vorschläge und Anregungen fachlich zu unterstützen und Fehlentwicklungen in Natur und Landschaft entgegenzuwirken. Mit der besseren Darstellung der Position des Naturschutzes erhöht sich auch die fachliche und inhaltliche Qualität von Verwaltungsentscheidungen.“

Genau das aber scheint nicht zu funktionieren. Die Anfrage aus dem BUND Leipzig war also auch ein gewisser Unmutshinweis, dass die versprochene Zusammenarbeit nicht wirklich funktioniert und schon gar nicht intensiv ist.