„Ich bin beim selben Rennen gestartet wie die Profis“ – ein Satz, den man am Tag nach einem großen Marathon immer wieder hört. Und genau das ist Teil der Faszination: Für viele Hobbyläufer ist es eine besondere Motivation, sich ein Event mit internationalen Spitzenathleten zu teilen. Auch wenn sie die Profis nie zu Gesicht bekommen, gibt allein der Gedanke daran dem eigenen Lauf etwas Besonderes. Es fühlt sich größer an, bedeutender – auch ein bisschen wie Olympia zum Anfassen.

Der Düsseldorf-Marathon wird an diesem Sonntag nach sechs Jahren Pause erstmals wieder ausgetragen. Eine große Aufgabe für die neuen Veranstalter, die bei null anfangen mussten. An die ganz großen Namen aus der Weltelite war bei dem Neustart nicht zu denken, zumal zeitgleich der London-Marathon stattfindet, einer der prestigeträchtigsten Läufe der Welt. Er wird am Sonntag eines der beeindruckendsten Elitefelder in seiner Geschichte präsentieren. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen treten zahlreiche Weltklasse-Athleten an, darunter der zweifache Olympiasieger und Marathon-Ikone Eliud Kipchoge aus Kenia sowie die amtierenden Olympiasieger Tamirat Tola aus Äthiopien und Sifan Hassan aus den Niederlanden.

Die Organisatoren der Düsseldorfer Veranstaltung um Sonja Oberem können sich mit den Londonern nicht messen. Das liegt nicht nur an der langen Tradition, die der Wettbewerb an der Themse hat. Die Strecke in Düsseldorf gilt nicht als die schnellste. „Sie ist windanfällig“, sagt Sonja Oberem. Und das beeinflusst die Zeiten, die die Profis laufen. Trotzdem haben die Düsseldorfer einige schnelle Profis am Start. Oberem hofft auf Zeiten von 2:11 Stunden bei den Männern und 2:24 Stunden bei den Frauen.

Ein Trio aus Afrika bei den Männern kann diese Erwartung wohl am ehesten erfüllen und ist Bestzeiten schon unter 2:10 Stunden gelaufen: Zelalem Bacha Regassa (37) aus Burundi (2:07:09), Benson Nzioki Mutiso (22) aus Kenia (2:09:21) und Tendai Zimuto (29) aus Zimbabwe. Der US-Amerikaner Alex Maier (25) ist dem afrikanischen Trio mit einer Bestzeit von 2:11:24 Stunden dicht auf den Fersen. Der amtierende US-Champion auf der Halbmarathon-Strecke und Zehn-Meilen-Champion der USA wird in Düsseldorf erstmals in Europa an den Start gehen. Beim Chicago-Marathon war er mit einer Zeit von 2:11:24 Stunden als Elfter ins Ziel gekommen. Bester Deutscher ist Erik Hille (36) vom TV Burglengenfeld, dessen persönlicher Rekord bei 2:13:03 Stunden liegt, aufgestellt beim Berlin-Marathon 2023.

Bei den Frauen sind Deutsche favorisiert: Laura Hottenrott (32) vom PSV Grün-Weiß Kassel ist amtierende Marathon-Vizemeisterin und stellte ihre Bestzeit von 2:24:32 Stunden 2023 als 15. beim Valencia-Marathon auf. Große Erwartungen an sich hat Miriam Dattke (26) von der LG Regensburg. Sie absolvierte die 42 Kilometer schon in 2:26:50 Stunden. Sie trainiert aktuell in den USA, sie arbeitet seit Anfang 2024 mit dem US-amerikanischen Trainer Mark Carroll zusammen. Im Februar 2025 begab sie sich zu ihrem ersten Trainingslager unter seiner Anleitung in die USA. Dort nahm sie unter anderem am Halbmarathon in Houston teil, wo sie mit einer Zeit von 1:09:09 Stunden eine neue persönliche Bestleistung aufstellte. In Düsseldorf will sie nun zeigen, dass sie sich durch den Wechsel in die USA weiterentwickelt hat. Die Strecke hat sie noch nicht erkundet. „Ich lasse mich überraschen“, sagt sie.

Dass Düsseldorf in diesem Jahr (noch) keine ganz großen Stars aufbieten kann, schmälert nicht den Wert des Comebacks. Aber es zeigt auch, welches Potenzial in dem Event steckt – und worauf sich die Veranstalter in den nächsten Jahren freuen dürfen, wenn die Szene aufmerksam geworden ist. Denn eines ist sicher: Die Bühne ist bereitet.