Versailles – Ein verschollen geglaubtes Gemälde des flämischen Malers Peter Paul Rubens aus dem 17. Jahrhundert ist in Frankreich für fast drei Millionen Euro versteigert worden.

Vor der Versteigerung schätzte das Auktionshaus Osenat in Versailles (Frankreich) den Preis des Gemäldes auf mindestens 1 Million und maximal 2 Millionen Euro. Doch diese Schätzpreise wurden bei der Auktion am Sonntag weit übertroffen: Für stolze 2,94 Millionen Euro wechselte der Rubens schließlich den Besitzer.

Gebote wurden im Auktionshaus Osenat in Versailles entgegengenommen

Gebote wurden im Auktionshaus Osenat in Versailles entgegengenommen

Foto: IMAGO/ABACAPRESS

Wann das Gemälde wiederentdeckt wurde

Der Leiter des Auktionshauses, Jean-Pierre Osenat, hatte das Gemälde im vergangenen Jahr bei der Inventur einer Pariser Stadtvilla entdeckt, die verkauft werden sollte. „Ich hatte sofort eine Vorahnung“, sagte Osenat. Der deutsche Rubens-Experte Nils Büttner überprüfte es anschließend auf seine Echtheit. Büttner ist Vorsitzender des Centrum Rubenianum in Antwerpen, des Zentrums für flämische Kunst des 16. und 17. Jahrhunderts, und Herausgeber des Werkverzeichnisses von Rubens.

Warum das Kunstwerk einzigartig ist

Das Besondere: Der Meister malte wohl oft Kreuzigungen, aber hier stellte er „den gekreuzigten Christus als Leiche am Kreuz“ dar. Der deutsche Experte: „Dies ist also das einzige Gemälde, das Blut und Wasser aus der Seitenwunde Christi zeigt, und das ist etwas, das Rubens nur einmal gemalt hat.“

Der Rubens ist „sehr gut erhalten“

Der Gemälde von Peter Paul Rubens ist „sehr gut erhalten“

Foto: Michel Euler/AP/dpa

Das wiedergefundene Gemälde ist etwa 106 mal 73 Zentimeter groß. „Es ist der Beginn der Barockmalerei: Christus am Kreuz wird isoliert, leuchtend und scharf abgegrenzt vor einem dunklen und bedrohlichen Himmel dargestellt“, so beschrieb der Leiter des Auktionshauses das Werk. Im Hintergrund ist die Stadt Jerusalem zu sehen, erleuchtet, aber unter einem Gewitterhimmel.

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Osenat sprach von einem „Meisterwerk“, das Rubens 1613 auf dem Höhepunkt seines Schaffens gemalt habe. Seine Spur konnte dank eines Kupferstichs zurückverfolgt werden. Experten hätten zudem Röntgenaufnahmen gemacht und die Farbpigmente analysiert, sagte Osenat. Das Gemälde sei „sehr gut erhalten“.

Rubens, der viele Werke für Kirchen geschaffen hatte, malte das Bild vermutlich für einen privaten Sammler. Im 19. Jahrhundert befand es sich im Besitz des französischen Malers William Bouguereau (1825–1905), anschließend gehörte es den Besitzern des Pariser Stadthauses, in dem es gefunden wurde.