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Fehleranalyse kurz nach Abpfiff: Der neue Sport-Geschäftsführer Martin Pieckenhagen (Mitte) im Gespräch mit Ron Berlinksi (links), Torwart Johannes Brinkies und Ronny Marcos (verdeckt). Rechts: Sascha Korb. Das eingewechselte Urgestein war der bei der Blamage in Alzenau noch der beste Offenbacher.  Fehleranalyse kurz nach Abpfiff: Der neue Sport-Geschäftsführer Martin Pieckenhagen (Mitte) im Gespräch mit Ron Berlinksi (links), Torwart Johannes Brinkies und Ronny Marcos (verdeckt). Rechts: Sascha Korb. Das eingewechselte Urgestein war der bei der Blamage in Alzenau noch der beste Offenbacher. © Harald Bremes

Im Spiel beim FC Bayern Alzenau fehlen dem Regionalligist Kickers Offenbach nicht nur Gier und Cleverness. Einige Entscheidungen werfen Fragen auf

Die blamable 0:2-Pleite bei Bayern Alzenau wirkt rund um den Bieberer Berg immer noch nach. Es war ja nicht so, dass die Profis der Offenbacher Kickers bei den unterfränkischen Amateuren dominiert hatten und ausgekontert wurden. Sie kassierten auch keine unglücklichen Gegentore, sondern verloren verdient, weil sie in allen Belangen unterlegen waren. Der Auftritt kam einem Offenbarungseid gleich.

Der neue Sport-Geschäftsführer des Regionalligisten, Martin Pieckenhagen, bezeichnete die Leistung als „desolat“ und machte zudem klar, dass diese „in keiner Weise schönzureden“ sei. Da stellt sich zwangsläufig die Frage: Wie konnte es überhaupt dazu kommen? Die Kickers wussten schließlich, was sie erwartete: Ein Gegner, der sein „Spiel des Jahres“ hoch motiviert angehen würde, und schwierige Platzverhältnisse. Trainer Kristjan Glibo hatte im Vorfeld der Partie nicht ohne Grund betont, dass man die „Gegebenheiten annehmen“ und die nötige „Gier“ zeigen müsse. Die ernüchternde Erkenntnis nach dem Abpfiff war jedoch, dass Alzenau den Sieg mehr wollte und auf dem tiefen Geläuf cleverer agierte.

Hatten die Kickers in der Woche zuvor den Bahlinger SC unter anderem deshalb verdient mit 1:0 besiegt, weil sie es auf schwierigem Untergrund simpel gehalten und oft den sogenannten zweiten Ball gewonnen hatten, wollten sie in Alzenau das Spiel von hinten mit Flachpässen aufbauen – wie es (internationale) Topklubs machen. Bedeutet: Die Innenverteidiger standen auf Höhe des Fünfmeterraums, wurden vom Torwart angespielt und passten weiter nach außen, wo die Kickers oft von den Alzenauern gedoppelt wurden. Eine schnelle Seitenverlagerung gab es selten. Die Gastgeber kamen hingegen einfach (hoher Ball, Verlängerung) vors Offenbacher Tor, während sich die Kickers kaum Chancen erspielten.

Auch die Standards der Unterfranken sorgten für mehr Gefahr, wenngleich OFC-Urgestein Sascha Korb einige gute Freistoßflanken und Eckbälle schlug. Die Alzenauer waren jedoch wuchtiger, zielstrebiger und auch hier cleverer. Wie beim 2:0, als nach einem kurz ausgeführten Freistoß der Ball an den langen Pfosten geflankt wurde und die Gastgeber dort ausnutzten, was man im US-Sport als „Mismatch“ bezeichnet: Der 1,94 Meter große Stürmer Filip Pandza setzte sich gegen Ronny Marcos (1,74) sowie Ron Berlinski (1,82) durch und köpfte ein. Wieder mal hatten die Kickers nach einer hohen Hereingabe ein Gegentor kassierten.

Der OFC war zudem personell kaum in der Lage, auf den Rückstand zu reagieren. Das lag nur bedingt daran, dass wichtige Kreativkräfte (Wachs, Ünlücifci, Barry) fehlten. Die Bank war zwar mit neun Spielern voll, dort saßen aber nur zwei Offensivkräfte, darunter in Stephan Mensah ein Akteur, der seit Monaten außer Form ist und mit den Kickers offenbar abgeschlossen hat. Dass Glibo zwei Defensivkräfte aus der Reserve mitnahm, aber beispielsweise auf Davide Santoro verzichtete, der die Torjägerliste der Verbandsliga Süd mit 14 Treffern anführt, ist kurios. Als Reaktion auf den 0:2-Rückstand kamen nach 25 Minuten in Sascha Korb und Jonas Borsum zwei neue Sechser und zur Pause in Maximilian Rossmann ein weiterer Innenverteidiger, was eine Umstellung von Vierer- auf Dreierkette zur Folge hatte. Stürmer Valdrin Mustafa, der blass blieb, wurde erst in der 65. Minuten mit Rechtsverteidiger Vincent Moreno eingewechselt, dafür verließen in Berlinski und Keanu Staude zwei Offensivkräfte den Platz. Das mutete ebenso skurril an wie Glibos Antwort auf die Frage, warum der erfahrene Korb, der in den Spielen zuvor als Einwechselspieler überzeugt hatte, nicht in der Startelf stand. Er sei nicht fit für 90 Minuten, hieß es. Für 65 war er es, hätte also auch beginnen können.

Gekrönt wurde das durch Fuldas 1:0-Sieg gegen Trier. Die Osthessen (14.) gastieren am Samstag in Balingen (15.), während der OFC (13.) bereits am Freitag Mainz 05 II (3.) empfängt. Ein Sieg ist Pflicht, um nicht Gefahr zu laufen, am letzten Spieltag des Jahres auf einen potenziellen Abstiegsplatz abzurutschen. (Christian Düncher)

Trauer um Allrounder Alfred Seiler

Die Offenbacher Kickers spielten zwar in Alzenau nicht mit schwarzer Armbinde, aber auch beim OFC wird um Alfred Seiler getrauert. Der gebürtige Siegener, der zwischen 1976 und 1979 für die Kickers auf verschiedenen Positionen 81 Zweitligaspiele absolvierte und dabei 20 Tore erzielte, starb – wie erst einige Tage später bekannt wurde – bereits am 23. November im Alter von 74 Jahren. Seiler kam im Dezember 1976 von Preußen Münster und steuerte gleich bei seinem Debüt einen Treffer zum 3:3 beim 1.FC Nürnberg (nach 0:2-Rückstand) bei. In der Saison 1977/78 stürmte er unter anderem an der Seite von Rudi Völler. 1979 zog es den Allrounder zum SV Darmstadt 98.