Leipzig (dpa/sn) – Die Gewerkschaft Verdi will den Arbeitskampf beim Online- und Versandhändler Momox Services GmbH in Leipzig fortsetzen. Am eintägigen Warnstreik beteiligten sich in der Nachtschicht und Frühschicht etwa 80 Mitarbeiter, wie der zuständige Gewerkschaftssekretär Ronny Streich der Deutschen Presse-Agentur sagte. Weitere würden im Laufe des Tages erwartet. 

Rabattschlachten bringen hohen Arbeitsdruck für Beschäftigte

Der 1. Dezember sei nach der sogenannten Black Week und dem Black Friday ein besonders umsatzstarker Tag, teilte Verdi mit. „Gerade diese Zeit der Rabattschlachten und der fetten Umsätze ist eine Zeit besonders hoher Belastungen für die Beschäftigten. Hoher Arbeitsdruck, Überstunden, Gängelung – alles für den Profit. Das führt zu einem hohen Krankenstand – und von Respekt und Wertschätzung ist keine Spur“, erklärte Streich. 

Verdi fordert die Anerkennung der Tarifverträge des Einzel- und Versandhandels in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. „Solange die Arbeitgeberseite nicht verhandelt, machen wir Druck“, betonte der Gewerkschaftssekretär.

Mit einem Stundenlohn von 14,50 € liege die Lohnzahlung bei der Momox Services GmbH deutlich über dem vom Gesetzgeber vorgegebenen Mindestlohn von 12,82 € pro Stunde, teilte das Unternehmen in einer Stellungnahme mit. In den letzten zehn Jahren habe die durchschnittliche jährliche Lohnsteigerung 7,73 % betragen. Sie lag damit laut Momox sehr deutlich über der Inflationsrate.

Verdi berichtet von Existenzängsten bei ausländischen Mitarbeitern

Die Gewerkschaft verwies darauf, dass bei Momox viele Migranten aus Ländern wie Afghanistan, Syrien, Iran, Venezuela und Indien arbeiten. „Sie stehen unter besonderem Druck. Arbeitshetze und Leistungsdruck treffen auf Existenzängste. Die migrantischen Beschäftigten befürchten mit Verlust des Arbeitsplatzes auch den Verlust des Aufenthaltstitels.“ Diese Angst nutze das Unternehmen aus, insbesondere mit befristeten Einstellungen.

„Gleichzeitig ist auch der Lohn viel zu niedrig, um ihr Leben und das ihrer Familie finanzieren zu können“, hieß es. Der Tarifvertrag sei ein Mindeststandard. Alles darunter sei inakzeptabel und bedeute Armut – jetzt und im Alter.

Firma widerspricht Darstellung der Gewerkschaft

Das Unternehmen widersprach der Darstellung. „Mit einem Stundenlohn von 14,50 Euro liegt die Lohnzahlung bei der Momox Services GmbH deutlich über dem vom Gesetzgeber vorgegebenen Mindestlohn von 12,82 Euro pro Stunde“, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. In den letzten zehn Jahren habe die jährliche Lohnsteigerung im Schnitt rund 7,7 Prozent betragen und damit sehr deutlich über der Inflationsrate gelegen.

Unternehmen: Kundschaft von Warnstreiks nicht betroffen 

Die Beteiligung am Warnstreik bezeichnete das Unternehmen als sehr gering. „Bisher kommt es zu keinerlei Einschränkungen in den Betriebsabläufen“, so Firmensprecherin Ariane Grebing. Die Kundschaft sei nicht betroffen. „Momox bietet allen Mitarbeitenden die gleichen guten und sicheren Arbeitsplätze, mit einer fairen Bezahlung über Mindestlohn und echten Entwicklungsperspektiven – unabhängig von Geschlecht, Religion und Herkunft.“ 

Momox ist ein Online- und Versandhändler für gebrauchte Medien wie Bücher, Musik, DVDs und Schallplatten sowie Second-Hand-Kleidung. Das Unternehmen wurde 2004 gegründet. Im Leipziger Hauptlager arbeiten nach Angaben von Verdi derzeit rund 1.400 Beschäftigte.

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