Die Reinickendorfer Abgeordnete Bettina König soll neben dem Spitzenkandidaten Steffen Krach neue Landesvorsitzende der Berliner SPD werden. Der Landesvorstand nominierte sie am Montagabend einstimmig. Die 47-Jährige sitzt seit 2016 im Berliner Landesparlament und widmet sich dort der Gesundheitspolitik, arbeitet aber auch im Wissenschaftsausschuss mit.

Steffen Krach hatte Bettina König als seine Co-Vorsitzende vorgeschlagen. Bis zum Wochenende seien noch viele Namen im Spiel gewesen, hieß es. Am Ende habe sich der Spitzenkandidat für König entschieden, die er seit 2016 kennt. Eine Wahl der Doppelspitze ist bei einem Parteitag im kommenden Jahr geplant. Als Termin ist der 9. Mai vorgesehen. Bis dahin soll die neue Doppelspitze die Partei bereits informell führen.

Die Neubesetzung der Landesspitze ist nötig, nachdem die 2024 von der SPD-Basis mit breiter Mehrheit gewählten Vorsitzenden Martin Hikel und Nicola Böcker-Giannini nach parteinternen Wahl-Niederlagen ihren Rücktritt eingereicht hatten.

Die bisherigen SPD-Landeschefs waren nach Pleiten bei Listenwahl zurückgetreten

Hikel reichte sein Resultat von 68,5 Prozent nicht als Vertrauensnachweis, um erneut das Bezirksbürgermeisteramt in Neukölln anzustreben. Böcker-Giannini war bei der Listenaufstellung für die Abgeordnetenhaus-Wahlen im September 2026 gescheitert. Sie wollte in Königs Bezirk Reinickendorf auf Platz drei der Bezirksliste, fiel jedoch durch. Beide beklagten, mit ihrem politischen Kurs der pragmatischen Mitte an den mehrheitlich linken Funktionären im Landesverband ausgebremst worden zu sein,

Spitzenkandidat Steffen Krach reagiert mit der Personalie auf den von den SPD-Frauen deutlich formulierten Anspruch, den Landesverband weiter durch eine nach Geschlechtern quotierte Doppelspitze führen zu lassen. Krach hatte kurz darüber nachgedacht, alleine nach dem Landesvorsitz zu greifen. Das hätte seine herausgehobene Stellung als Herausforderer des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) im kommenden Jahr noch verdeutlicht. Am Ende war aber der Wunsch aus breiten Teilen der Partei ausschlaggebend, Bettina König ins Boot zu holen.

Bettina König gilt als linke Sozialdemokratin in einem weniger linken Kreisverband

Die studierte Betriebswirtin mit einem Diplom der Freien Universität Berlin bezeichnet sich selbst als linke Sozialdemokratin und ist ein Kind der Partei. Einen großen Teil ihres Berufslebens verbrachte die gebürtige Berlinerin in politischen Jobs, die mit der SPD zu tun haben. Ihr Kreisverband Reinickendorf gehört aber eher nicht zum linken Lager in der Berliner SPD.

König gilt als eine enge Begleiterin des mächtigen Fraktionsvorsitzenden Raed Saleh, ist seine Stellvertreterin in der Fraktion. Dem Vernehmen nach hatte Krach die Personalauswahl mit Saleh abgestimmt. Krach selbst war zwar viele Jahre Staatssekretär in der Berliner Wissenschaftsverwaltung, hat die letzten Jahre aber als Regionspräsident von Hannover gearbeitet, ehe ihn Hikel und Böcker-Giannini für eine Rückkehr nach Berlin gewannen.

Vor einer guten Woche war Bettina König auf Platz eins der Reinickendorfer Bezirksliste für die Abgeordnetenhauswahl gewählt worden. Sie tritt im Wahlkreis Reinickendorf Ost im sozial schwachen Süden des Außenbezirks an. 2021 holte sie dort das Direktmandat. Bei der Wiederholungswahl 2023 musste sie sich dem CDU-Innenpolitiker Burkard Dregger geschlagen geben, zog aber über die Bezirksliste ins Parlament ein.

Bettina König: „Wenn die Partei ruft, muss man sich damit auseinandersetzen“

König erfüllt mehrere Voraussetzungen für eine Co-Landesvorsitzende. Sie verfügt über ein Büro und bezieht als Einkommen Diäten, die es ihr erlauben, das Ehrenamt an der SPD-Parteispitze auszuüben. Die ebenfalls hoch gehandelte Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe war bis zuletzt im Rennen, wie die Morgenpost erfuhr. Krach entschied sich aber auch deswegen für König, weil sie nicht im Senat sitzt. Sollte Krach die Wahlen gewinnen und Kai Wegner (CDU) im Roten Rathaus ablösen, müsste wegen der Parteisatzung ein Senatsmitglied aus der Doppelspitze ausscheiden.

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Am Montagabend präsentierte sich das designierte Führungsduo nach seiner Nominierung. „Es war nicht mein Plan, hier meine Kandidatur zu verkünden“, sagte die Mutter zweier Teenager-Töchter, aber wenn die Partei rufe, müsse man sich damit auseinandersetzen. „In einer schwierigen Situation habe ich mich entschieden, zusammen mit Steffen Krach diesen Schritt zu gehen“, sagte König.

Die Berliner SPD habe bewegte Tage hinter sich. Aber Berlin braucht keine selbstmitleidige Sozialdemokratie. Sondern eine SPD, die anpacke, die Probleme benenne und das Leben der Leute besser mache. „Wir wollen eine Stadt, in der sich alle wohlfühlen“, sagte die designierte Landeschefin und erwähnte die in vielen Bezirken fehlenden Facharzttermine und die Möglichkeiten für psychologische Betreuung von Jugendlichen. Als Aufgabe nannte sie auch „interne Aufgaben“. Sie wolle mit den verschiedenen Flügeln sprechen, Kompromisse finden und sich austauschen. „Das wollen wir moderieren“, sagte König.

Steffen Krach über Bettina König: „Wir kennen und wir mögen uns“

Steffen Krach betonte, es sei wichtig gewesen, sehr schnell Entscheidungen zu treffen. „Wir kennen uns, wir mögen uns“, sagte er über seine neue politische Partnerin. Beide seien pragmatisch und arbeiteten an Verbesserungen für die Menschen. Die 18.000 Parteimitglieder würden bis zum Wahltag am 20. September 2026 kämpfen. „Wir werden zupackend sein und mit einer gewissen Fröhlichkeit die Stadt gestalten, wir werden mit guter Laune Politik machen.“