Bei regierungskritischen Protesten in Bulgarien sind Zehntausende Menschen gegen Korruption auf die Straßen gegangen. Die Demonstration auf dem Parlamentsplatz in der Hauptstadt Sofia war der Nachrichtenagentur AFP zufolge die größte Kundgebung seit Jahren. Die Menschen forderten mit Rufen wie „Mafia“ und „Rücktritt“ einen Regierungswechsel. 

Bei der Demonstration kam es der Nachrichtenagentur Reuters zufolge auch zu Zusammenstößen mit der Polizei, die die Büros der Regierungsparteien in Sofia abgesperrt hatte. Demonstrierende sollen Polizisten mit Steinen, Flaschen und Feuerwerkskörpern beworfen haben. 

Seit Mittwoch protestieren Menschen in Sofia gegen den Haushaltsentwurf für 2026, der ihrer Ansicht nach die im Land grassierende Korruption verschleiert. Auch in weiteren Städten des EU-Landes wurde Medienberichten zufolge demonstriert. 

Die Regierung hatte nach den Protesten der vergangenen Woche versprochen, den Haushaltsplan für das kommende Jahr erneut dem Parlament vorzulegen, um mehr Zeit für Besprechungen mit Oppositionsparteien, Gewerkschaften und Arbeitgebern zu gewinnen. 

Beitritt zur Eurozone könnte die Preise erhöhen

Am 1. Januar 2026 tritt Bulgarien der Eurozone bei und somit ist der neue Haushalt der erste, der in Euro berechnet wird. Viele Bulgaren lehnen die Euro-Einführung ab. Sie befürchten, dass diese die Souveränität des Landes beeinträchtigen könnte und dass Einzelhändler den Wechsel ausnutzen werden, um die Preise zu erhöhen. 

Bereits 2020 kam es zu Antikorruptionsprotesten gegen die damalige Regierung unter Ministerpräsident Bojko Borissow. Das Land im Südosten Europas erlebte danach sieben vorgezogene Neuwahlen. Seit vergangenem Jahr führt nun Borissows konservative Gerb-Partei die derzeitige Koalitionsregierung an. 

Im Korruptionswahrnehmungsindex der Organisation Transparency International landete Bulgarien neben Ungarn und Rumänien auf dem letzten Platz der EU-Mitgliedstaaten. 

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