In Fornsbach eröffnet die Bahn vier modernisierte Murrbahn-Stationen. Doch trotz Verbesserungen bleibt der Ärger über Verspätungen – die Region fordert den zweigleisigen Ausbau.

Vier verlängerte Bahnsteige, modernisierte Ausstattung und zwei neue „Zukunftsbahnhöfe“: Mit einem kleinen Festakt und rund 50 Gästen hat die Deutsche Bahn am Montagnachmittag in Fornsbach die modernisierten Bahnsteige entlang der Murrbahn offiziell eingeweiht. Oppenweiler, Sulzbach, Murrhardt und Fornsbach verfügen nun über jeweils 220 Meter lange Bahnsteige – eine Voraussetzung dafür, dass künftig die neuen Doppelstockzüge des Typs Coradia Max halten können. Das Land Baden-Württemberg finanzierte die Maßnahme mit insgesamt 13,8 Millionen Euro vollständig.

Michael Groh, Regionalbereichsleiter der DB InfraGO, sprach bei der Eröffnungsfeier von einem „wichtigen Meilenstein für die Mobilität“ in der Region: „Künftig können längere Züge halten, das sorgt für mehr Kapazität in den Zügen und ein bequemeres Reisen.“

Zusätzlich wurden an den Stationen die Blindenleitsysteme erweitert, Wetterschutzhäuser erneuert und an zwei Bahnhöfen – Fornsbach und Oppenweiler – gestalterische Aufwertungen im Rahmen des Programms „Zukunftsbahnhöfe“ umgesetzt. Dieses Programm führe dazu, so Groh, dass Bahnhöfe „vom Ankommen bis zur Aufenthaltsqualität“ besser funktionieren sollen. Besonders betonte er die Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Graffiti-Künstler Jeroo, der die vorher grauen Betonwände farbig gestaltet hat. „Das sorgt für ein einladendes Erscheinungsbild und hilft auch gegen Vandalismus“, sagte Groh. Dass die Arbeiten trotz komplexer baulicher Abhängigkeiten im engen Zeitplan abgeschlossen wurden, begründet die Bahn mit dichter Koordination, digitaler Bauplanung und optimal genutzten Sperrzeiten. Ausdrücklich lobte Groh die beteiligten Projektpartner von der Planung bis zur Bauausführung.

Schritt hin zu klimaneutralem Verkehr Gute Laune bei der Eröffnungsfeier. Vier Haltestationen wurden modernisiert. Foto: Chris Lederer

„Ein guter Tag für den Schienenpersonennahverkehr im Murrtal“, sagte Staatssekretärin Elke Zimmer (Grüne). Sie hob die Bedeutung der Maßnahme für die langfristigen Ziele des Landes hervor. Baden-Württemberg will bis 2040 klimaneutral werden – dafür müsse sich die Nachfrage im ÖPNV nahezu verdoppeln. „Diese Maßnahmen hier sind genau die Stellschrauben, die wir brauchen“, sagte Zimmer.

Die neuen Züge bedeuteten mehr Platz, mehr Komfort, mehr Zuverlässigkeit und weniger Barrieren. Und: „Es ist richtig, dass wir uns heute freuen. Eine termingerechte Fertigstellung ist keine Selbstverständlichkeit.“ Die mehrmonatige Sperrphase sei für viele Fahrgäste herausfordernd gewesen, aber notwendig.

Zimmer verband die Feier mit zwei Botschaften nach Berlin: Erstens brauche das Land verlässlichere Regionalisierungsmittel, um Investitionen und Betrieb dauerhaft zu sichern. Zweitens müsse der Bund den eingleisigen Abschnitt zwischen Backnang und Schwäbisch Hall-Hessental angehen. „Eingleisigkeit führt oft zu Verspätungen – wir brauchen hier einen zweigleisigen Ausbau.“

Ein Bahnhof als Tor in die Region

Für den Hausherrn, Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner, war der Festakt mehr als eine bauliche Abnahme. Er erinnerte daran, dass Fornsbach schon lange ein wichtiger Zubringer in den Großraum Stuttgart ist – nicht nur für die Menschen aus Murrhardt selbst, sondern auch für Pendler aus den Nachbarkreisen Schwäbisch Hall und Ostalb.

„Fornsbach ist nicht hinten“, sagte er mit Blick auf die Perspektive mancher Städter. „Wenn man die Perspektive dreht, ist Fornsbach vorne – das Einfallstor in die Region Stuttgart.“ Mößner blickte zurück auf die Verlegung des Bahnhofs vor etwa 15 Jahren um 650 Meter in Richtung Ort, auf den Bau des Park-and-Ride-Parkplatzes und auf die Entwicklung der Murrbahn seit ihrer Eröffnung 1878. Die verlängerten Bahnsteige seien nun „ein weiterer Meilenstein“, um die Attraktivität der Strecke zu erhöhen.

Freude – und ein deutliches „aber“

Doch Mößner, der auch für die CDU im Kreistag sitzt, beließ es nicht bei Lob. „Die Maßnahmen entlang der Strecke wirken nur, wenn das Gesamtsystem Bahn funktioniert“, betonte er. Die derzeitigen Probleme im Regionalverkehr seien vielerorts Gesprächsthema. „Die Leute hängen uns im Genick und sagen: Mensch, warum funktioniert das alles nicht mehr?“

Er sprach ironisch vom „Nena-Prinzip“, das den Alltag auf der Strecke nicht selten präge – angelehnt an den Pop-Hit kämen die Züge „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“. Für die Pendlerinnen und Pendler sei eine solche Unzuverlässigkeit schlicht kein Zustand.

Mößner unterstützte daher die Forderung nach einem zweigleisigen Ausbau, regte aber zugleich kurzfristige Lösungen an: zusätzliche Doppelspurinseln zwischen Oppenweiler und Murrhardt sowie zwischen Fichtenberg und Gaildorf/Schwäbisch Hall. Der Bahnhof Fornsbach sei selbst ein Beispiel dafür, wie durch neue Kreuzungsmöglichkeiten spürbare Verbesserungen erreicht werden könnten.

Hoffnung auf eine stabilere Zukunft

Trotz der Kritik dominierte beim Festakt die Hoffnung auf ein stabiles, zuverlässiges System. Die neuen Bahnsteige sind die Voraussetzung dafür, dass längere und modernere Züge fahren können – und damit auch dafür, dass mehr Menschen im Murrtal den Umstieg vom Auto aufs Gleis wagen.

Wann die neuen Züge der Firma Alstom mit 380 Sitzplätzen (als Doppelpack sogar 760 Plätze) tatsächlich aufs Gleis im Murrtal kommen, ist offen. Bestellt sind sie, geliefert werden die ersten Züge frühestens Ende 2026.