Wie in jedem Jahr um die Weihnachtszeit werden die Kinder beim Weihnachtsstück des Aachener Heimattheaters nicht nur mitfiebern, sondern aktiv in die Handlung eingreifen. Dieses Mal müssen sie mithelfen, das Weihnachtsfest zu retten. Das Kindermärchen „Puck rettet Weihnachten“ von Christina Stenger garantiert nicht nur Spannung, Spaß und Wortwitz, sondern versetzt das Publikum in eine durch und durch weihnachtliche Stimmung.

Die Inszenierung ist eine Wiederaufnahme aus dem Jahr 2019. „Die Kinder, die das Stück vor sechs Jahren gesehen haben, sind jetzt schon in einem Alter, in dem sie als Zuschauer nicht mehr infrage kommen. Es ist damals sehr gut angekommen, sodass wir uns in diesem Jahr für eine erneute Aufführung entschieden haben“, erklärt Regisseurin Judith Knisch.

Meistens erkenne ich auf den ersten drei Seiten, ob das Stück geeignet ist oder nicht. Viele Stücke sind zu flach, weil ein Gag auf den nächsten folgt, aber keine tragfähige Handlung erkennbar ist.

Judith Knisch

Regisseurin

Die beiden Hauptdarsteller sind die männlichen Elfen Puck und Mickie, die in ihrer Verschiedenartigkeit ausgesprochen komisch wirken. Wenn zum Beispiel der eine Elf ein Weihnachtslied singt, stimmt der andere mit einem völlig unsinnigen Text ein. Von Anfang an müssen die Kinder mitmachen, an passives Dasitzen ist nicht zu denken. Knisch erinnert sich an eine Aufführung, wo die Hilfe zweier Kinder benötigt wurde, aber 200 gleichzeitig auf die Bühne stürmten. „Das ist einer der unvergessenen Momente.“

Die beiden Akte des Weihnachtsmärchens dauern je 50 Minuten mit einer Pause. Weihnachtliche Musik untermalt das Geschehen, am Ende gibt es sogar einen Liveact. Bewusst wird auf kommerzialisierte Weihnachtslieder zugunsten der alten, traditionellen verzichtet. Und wie immer heißt es: Mitsingen erwünscht! Knisch hat den Text nur an wenigen Stellen verändert. Im Original wird zum Beispiel vom „pummeligen Weihnachtself“ gesprochen, der „viel zu dick“ ist. Daraus wird in der Aachener Fassung ein Elf, der zu viel Hunger hat. „Wir überlegen oft, ob bestimmte Formulierungen heute noch passen“, so Knisch.

Im ersten Schritt liest Knisch zahlreiche Textbücher. Kriterien bei der Auswahl sind erstens das Genre, es sollen immer Komödien sein, zweitens die Zahl der Rollen und drittens die passende Verteilung auf männliche und weibliche Darsteller. Knisch: „Meistens erkenne ich auf den ersten drei Seiten, ob das Stück geeignet ist oder nicht. Viele Stücke sind zu flach, weil ein Gag auf den nächsten folgt, aber keine tragfähige Handlung erkennbar ist.“ Beim Mundartstück für Erwachsene überlegt die Spielleiterin, welche Rollen sich für Öcher Platt eignen. „Unser neues Mundartstück spielt in einem Flugzeug. Das Bordpersonal spricht Hochdeutsch, dafür sind mehrere Öcher Passagiere an Bord. Und der Scheich spricht natürlich auch kein Platt.“

Die Rollenbesetzung hat Knisch von Anfang an im Kopf, sie weiß auch, wem sie viel Text zumuten kann. Rund sechs Wochen nach der ersten Leseprobe dürfen die Textbücher nicht mehr benutzt werden. „Mit Textbuch in der Hand kommt man nicht ins Spiel, man muss sich davon frei machen.“ Viele Darsteller haben im Gespür, wie sie sich auf der Bühne bewegen, da muss die Regisseurin nicht alles im Detail vorgeben. „Normalerweise folgen die Darsteller meinen Anweisungen. Wenn überhaupt, dann kommen Einwände aus meiner Familie, schließlich spielen meine Zwillingsschwester, meine Mutter und meine Nichte mit.“ 

Irgendwie klappt es immer, den Text rechtzeitig drauf zu haben: die Darsteller Sarah Mickisch, Jörg Dreyer, Kathrin Schnitker (von links). Foto: Astrid Hilgers

Kathrin Schnitker spielt im Weihnachtsmärchen den Elf Puck, das ist eine der beiden Hauptrollen mit viel Text. „Ich lerne Seite für Seite. Erst wenn ich eine Seite fehlerfrei kann, kommt die nächste dran. Bei einem Hänger oder Fehler beginne ich wieder ganz von vorne.“ Schnitker braucht für eine Seite fünf bis zehn Minuten, am nächsten Tag ist aber fast alles wieder vergessen, daher wiederholt sie immer von Anfang an. Für sie wird es von Jahr zu Jahr schwieriger, den Text zu behalten, schließlich ist sie schon seit 40 Jahren im Verein. Zum Text passende Bewegungen übt sie vor dem Spiegel. „Wenn ich spiele, bin ich eine andere Person, viel offener als im richtigen Leben. Die Rampensau bin ich nur auf der Bühne.“

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Sarah Mickisch (28) besetzt die zweite Hauptrolle, den Elf Mickie. „Ich lese mir den Text ganz oft durch, Seite für Seite. Und ich lerne, was die Person vor mir sagt, also meine Stichwörter. Irgendwann ist der Text einfach drin. Aber sogar ich merke schon, dass es nicht mehr so leicht geht wie früher.“ Wenn sie einen Texthänger hat, spielt sie einfach weiter und improvisiert. Angst davor hat sie nicht.

Jörg Dreyer (43) ist im Stück Postbote und Weihnachtsmann. „Am besten lerne ich den Text bei den Proben, trotzdem versuche ich es vorher zu Hause. Ich gehe dann laut sprechend durch den Raum und überlege mir passende Bewegungen. Mir fällt es sehr schwer, den Text zu behalten, etwas zum Leidwesen des Ensembles. Die wissen aber, dass ich den Text im Ernstfall kann.“ Ihn stresst etwas, dass das Lernen so schwerfällt. Dreyer, seit Jahrzehnten beim Heimattheater, spielt auch im Mundartstück regelmäßig mit. Er besetzt meistens Figuren, die leicht vertrottelt sind. „Das macht mir sehr viel Spaß und ist ausgesprochen dankbar.“

Künftig wird es eine Mischung aus Hochdeutsch und Öcher Platt geben. Die Stücke sollen zeitgemäß sein und aktuelle Themen aufgreifen, ohne dass der traditionelle Charakter des Heimattheaters aufgegeben wird. Das neue Stück „Funny Landing“ spielt im Flieger nach Dubai, an Bord Schang Noppeney, seine verrückte Verwandtschaft und natürlich ein Scheich. Turbulenzen sind programmiert! 

Puck rettet Weihnachten

Im Weihnachtswunderland herrscht große Aufregung, weil die vorwitzigen Elfen Puck und Mickie wieder einmal Unsinn im Kopf haben. Neugierig öffnen sie eine Wundertruhe und verstreuen die Schätze der Weihnacht: Geschenke, Plätzchenduft, Eiskristalle und Sternschnuppen. Damit nicht genug: Die Eisprinzessin versucht, das Weihnachtswunder einzufrieren. Weihnachten droht auszufallen! Jetzt sind nicht nur die Elfen, sondern auch die Kinder im Publikum bei der Rettung des Weihnachtsfestes gefragt. 

Alls Aufführungen finden sonntags statt: 7. Dezember, Stadthalle Würselen, Beginn 11 Uhr, 14. Dezember, Stadthalle Alsdorf, Beginn 15 Uhr, 21. Dezember, Space im Ludwig Forum Aachen, Beginn 11 Uhr und 15 Uhr. Ticket-Info auf www.aachener-heimattheater.de

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