Im Auftrag der Europäischen Staatsanwaltschaft durchsuchte die föderale Polizei mehrere Gebäude des Europakollegs in Brügge, den europäischen diplomatischen Dienst European External Action Service (EEAS) in Brüssel sowie die Wohnungen der Verdächtigen.

Auch das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung, OLAF, unterstützt die Ermittlungen.

Gegenstand des Verfahrens ist das Projekt European Union Diplomatic Academy, eine neue europäische „Diplomatenschule“, in der Nachwuchsdiplomatinnen und -diplomaten aus den EU-Mitgliedstaaten ein neunmonatiges Ausbildungsprogramm absolvieren. In den Jahren 2021–2022 wurde das Projekt nach einem Ausschreibungsverfahren vom EEAS dem Europakolleg zugesprochen.

Die Italienerin Federica Mogherini ist Rektorin des Colleges und Direktorin der Diplomatenschule. Zwischen 2014 und 2019 war sie Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, eine der höchsten Funktionen innerhalb der Union.

Im Zentrum der Ermittlungen steht die Frage, ob das Europakolleg bereits vor der offiziellen Veröffentlichung der Ausschreibung durch den europäischen diplomatischen Dienst über die Auswahlkriterien informiert war.

„Es bestehen schwerwiegende Vermutungen, dass während des Ausschreibungsverfahrens Artikel 169 der EU-Finanzordnung zur fairen Wettbewerbssicherung verletzt wurde und vertrauliche Informationen über die Ausschreibung an einen der Kandidaten weitergegeben wurden“, teilte die Staatsanwaltschaft mit.