Schon die Kinofassung war ein monumentales, berüchtigtes Spektakel. Verrucht, brutal und seit jeher heiß diskutiert. Mit dem Ultimate Cut ist Tinto Brass‘ „Caligula“ nun aber sogar noch epischer als je zuvor. Diese Woche zurück im Heimkino!

Ein beachtliches Aufgebot damaliger Stars sowie späterer Hollywoodlegenden, gigantische Kulissen und ein freizügiges Spektakel, das sich ganz und gar der Dekadenz verschworen hat: „Caligula“ ist ein wahrlich geschichtsträchtiges Stück Kino, ein historisches Epos monumentalen Ausmaßes, das nicht nur in den 70ern für Furore sorgte, sondern auch in den Jahren danach hitzige Diskussionen befeuerte.

Nicht nur verweilte die ungekürzte Kinoversion des Skandal-Klassikers in Deutschland lange auf dem Index, der von Penthouse-Herausgeber Bob Guccione produzierte Film spaltete auch Kritik und Publikum – und selbst viele Mitwirkende distanzierten sich im Nachhinein von dem Mammutwerk. Oder zumindest von jener Fassung, die es einst in die internationalen Kinos schaffte. Nun aber wurde die Geschichte um ein neues, ganz besonderes Kapitel erweitert:

Nachdem er bereits im Jahr 2023 bei den Filmfestspielen von Cannes seine Premiere feierte, ist „Caligula: The Ultimate Cut“ Anfang 2025 endlich auch auf 4K-Blu-ray und Blu-ray erschienen! Doch die streng limitierte Erstauflage im Mediabook* war (natürlich!) in Windeseile vergriffen. Wer also nicht unbedingt auf Streaming ausweichen* will und zunächst leer ausging, musste sich erst einmal in Geduld üben. Bis jetzt! Denn am 4. Dezember erscheint die 4K-Neuauflage!

„Caligula – The Ultimate Cut“ bei Amazon*

Verleiher Tiberius Film hat sich der hiesigen Auswertung angenommen und spendierte uns mit dem 4K-Debüt ein Heimkino-Upgrade der Superlative. Nicht nur ein Muss für alle Fans der altbekannten Fassung, sondern auch sehenswert für alle Cinephilen, die filmhistorisches Interesse mitbringen. Einerseits aufgrund des Films an sich, der ja schon ein Unikum darstellt. Andererseits aber vor allem wegen der unter außergewöhnlichem Aufwand erstellte neuen Version – in der praktisch nichts mehr so ist, wie es einmal war.

Es handelt sich soweit um eine inhaltsgleiche Version der ersten Edition, die mit insgesamt vier Discs daherkommt. Der Unterschied: Während das rötliche Cover nun in Gelb getaucht ist, hat man im zweiten Anlauf nicht mehr auf eine Sonderverpackung gesetzt. Das 4-Disc-Set erscheint indes in jener Form, die wir auch schon im vergangenen Februar genau unter die Lupe genommen haben:

„Caligula – The Ultimate Cut“: Der pure Überfluss

Eines gleich vorweg: Wer die Kinofassung von einst ins Herz geschlossen hat, wird mit der neuen Ausgabe natürlich ebenfalls bedient. Das 4-Disc-Set enthält den frisch restaurierten Ultimate Cut auf Blu-ray und 4K-Blu-ray, darüber hinaus aber auch die 1979 veröffentlichte Version auf Blu-ray. Auf die vierte Scheibe wurde indes eine regelrechte Streitwagenladung von Extras verfrachtet – ein, wenn man so will, geradezu üppige-dekadentes Gelage zusätzlicher Inhalte, wie es Caligula selbst geliebt hätte.

Von mehreren Audiokommentaren über alternative und geschnittene Szenen bis hin zu einem einstündigen Making-of und einem Behind the Scenes, das sogar Spielfilmlänge erreicht. Wer will, kann in Summe also einen ganzen Tag mit „Caligula“ verbringen – mit Kinofassung, Ultimate Cut sowie nicht zuletzt mit den aufschlussreichen Hintergrundbeiträgen, die spannende Einblicke in den kontroversen Klassiker und sein Vermächtnis geben.

Ein Hingucker im Regal:

Webedia GmbH / Daniel Fabian

Ein Hingucker im Regal: „Caligula: The Ultimate Cut“ (in der Mediabook-Erstauflage!)

Ultimativ in jeder Hinsicht

„Caligula“, in dem euch neben zahlreichen Erotikdarsteller*innen übrigens Stars wie Oscarpreisträgerin Helen Mirren (für „Die Queen“), „Uhrwerk Orange“-Hauptdarsteller Malcolm McDowell und Leinwandlegende Peter O’Toole („Lawrence von Arabien“) erwarten, erlangt im Ultimate Cut eine nie dagewesene Imposanz – und das aus sogleich mehrerlei Hinsicht.

Einerseits erstrahlt der Film in 4K in völlig neuem Glanz, mit dem man der opulenten Bildkomposition über die Maßen gerecht wird. Der Film wurde Bild für Bild restauriert, was dafür sorgt, dass von einstigen Makeln wie etwa Verunreinigungen, Kratzern und anderweitigen Schäden nichts mehr zu sehen ist. Die Farben und Kontraste sind satt und kräftig, zugleich bleibt das natürliche Filmkorn des Originals erhalten. „Caligula“ entfesselt eine visuelle Wucht wie nie zuvor …

… was andererseits allerdings auch an seiner neuen Zusammensetzung liegt. Denn für die Fertigstellung der neuen Schnittfassung wurde nicht etwa die Kinoversion herangezogen, die mit zusätzlichen Sequenzen erweitert wurde. Stattdessen hat man den Ultimate Cut komplett neu und anhand von über 90 Stunden (!) Originalnegativen erstellt, um die Sage so zu erzählen, wie sie ursprünglich erzählt werden sollte.

Manche Aufnahmen wurden entfernt, andere wiederum neu eingefügt. Darüber hinaus wählte man zigfach alternative Einstellungen bereits bekannter Sequenzen, um der Geschichte zusätzliche Kraft und Spannung zu verleihen. Man spürt: Verglichen zur auf Krawall gebürsteten Vision von Tinto Brass, in der Sex und Gewalt immer wieder zum Selbstzweck ins Zentrum rücken, geht es nun vielmehr darum, eine kohärente Geschichte zu erzählen. Das wird bereits mit der Eröffnung deutlich, beginnt der Film jetzt doch immerhin mit einer animierten Vorspannsequenz, die den nie gedrehten Anfang des Originaldrehbuchs aufgreift.

„Es gibt keine Welt, in der dieser Film für jemanden unter 18 Jahren geeignet wäre“

„In der ersten Version ging es nur darum, zu schockieren“, so Produzent Thomas Negovan Interview. Seine Interpretation sollte nun aber nicht mehr auf derartige Oberflächlichkeiten reduziert werden. Als Konsequenz kürzte er beispielsweise eine ursprünglich ganze zwölf Minuten lange Orgienszene auf fünf Minuten. Schließlich wollte man „keinen Witz aus der Sache machen“, sondern stattdessen die Geschichte voranbringen.

Am Ende gebe es aber dennoch „keine Welt, in der dieser Film für jemanden unter 18 Jahren geeignet wäre“, so Negovan. Im Gegenteil. Der Schockeffekt sei im Ultimate Cut sogar noch ein Stückchen größer, ganz einfach, weil das Gezeigte nun stärker mit einer emotionalen Erzählung einhergehe. Ob dem wirklich so ist, könnt ihr anhand der neuen Veröffentlichung nun im direkten Vergleich selbst feststellen.

Fazit: Ein heiliger Heimkino-Gral

Unabhängig davon, wie man zu dem umstrittenen „Caligula“ an sich steht, ist „Caligula – The Ultimate Cut“ eines der Heimkino-Highlights 2025.

Die Edition ist zum Bersten gefüllt, überzeugt auf technischer Ebene und kommt damit einem Komplettpaket gleich, an dem kein Fan vorbeikommt. Wahrlich ultimativ wird das Set aber erst mit dem Ultimate Cut, mit dem ein einzigartig-gewaltiges Kino-Kuriosum, das schon immer ein ganz besonderes Stück Filmgeschichte darstellte, ungeahnte Dimensionen erreicht. Kein Cineast macht etwas falsch, wenn er diesem unvergleichlichen Mammutwerk einen Platz in seinem Filmregal einräumt.

Die spannende Zensurgeschichte zu einem nicht weniger berühmten Ausnahmewerk mit Malcolm McDowell könnt ihr indes im folgenden Artikel nachlesen:

Selbstzensur im großen Stil: Dieses verstörende Sci-Fi-Meisterwerk wurde auf Wunsch seines Regisseurs verboten

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