Neuer Bericht für 2024
Deutlich mehr Abschiebungen am Frankfurter Flughafen
02.12.2025 – 20:12 UhrLesedauer: 2 Min.
Ein Polizeibeamter bringt einen Mann zu einem Abschiebeflug (Archivbild): Bei 1.189 der bundesweiten Abschiebungen kam Zwangsmaßnahmen zum Einsatz. (Quelle: Boris Roessler/dpa/dpa-bilder)
Bundesweit wurden im vergangenen Jahr deutlich mehr Abschiebungen durchgeführt. Die meisten davon vom Frankfurter Flughafen aus.
Am Frankfurter Flughafen sind 2024 deutlich mehr Menschen abgeschoben worden als im Vorjahr. Das geht aus dem aktuellen Tätigkeitsbericht der Abschiebungsbeobachtung Frankfurt hervor, die gemeinsam von der Diakonie Frankfurt und Offenbach sowie dem Caritasverband für die Diözese Limburg betrieben wird.
Dem Bericht zufolge wurden im Jahr 2024 bundesweit 20.084 Menschen abgeschoben – rund 22 Prozent mehr als 2023. Der Frankfurter Flughafen war dabei mit 6.342 Abschiebungen der wichtigste Ausgangspunkt. Unter den bundesweit abgeschobenen Menschen befanden sich demnach 4.504 Frauen und 3.687 Minderjährige.
Bei 1.189 Abschiebungen seien Zwangsmaßnahmen zum Einsatz gekommen, was einem Plus von 21,5 Prozent entspricht. Besonders häufig seien sie bei Rückführungen in westafrikanische Länder und auf den Westbalkan angewandt worden, heißt es.
Die Bundespolizei, die für den Vollzug der Abschiebungen am Flughafen zuständig ist, habe sich laut Beobachtungsstelle überwiegend respektvoll verhalten. Die Beamten hätten Abläufe erklärt, Gespräche ermöglicht und Pausen oder Telefonate zugelassen. Die Beobachter sprechen von einem positiven Trend.
Kritischer bewertet der Bericht das Vorgehen der sogenannten Zuführungsbehörden, zu denen Landespolizeien und Ausländerbehörden zählen. Bemängelt werden nächtliche Abholungen, mangelnde Vorbereitung der Betroffenen sowie unzureichende Ausstattung mit Kleidung oder Lebensmitteln.
Markus Eisele, Verbandsleiter des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach sagte: „Die Beobachtungen zeigen, dass die Bundespolizei am Flughafen professionell und respektvoll agiert.“ Zugleich forderte er Verbesserungen bei Zuführungs- und Ausländerbehörden, die Abschiebungen rechtskonform und menschenwürdig vorbereiten müssten. Nachtabschiebungen, widersprüchliche medizinische Einschätzungen und fehlende Betreuung könnten das Vertrauen in rechtsstaatliches Handeln gefährden.
Zudem kritisiert die Beobachtungsstelle medizinische Einschätzungen im Vorfeld mancher Abschiebungen. Demnach würden von Behörden beauftragte Ärzte mitunter kurzfristig Fit-to-Fly-Bescheinigungen ausstellen, selbst wenn behandelnde Mediziner zuvor aus gesundheitlichen Gründen abgeraten hätten. In keinem dokumentierten Fall sei eine medizinische Weiterbehandlung im Zielland vorbereitet worden.
Auch die Caritas sieht Reformbedarf. Bundesweit einheitliche Standards seien notwendig, insbesondere für Kinder sowie für kranke oder behinderte Menschen, sagte Diözesancaritasdirektor Karl Weber. Abschiebungen aus Kliniken oder während laufender Behandlungen sollten seiner Ansicht nach unterbleiben.
