Inmitten der angespannten Lage zwischen den USA und Venezuela hat US-Präsident Donald Trump nach eigenen Angaben mit dem venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro telefoniert. Das bestätigte Trump am Sonntag gegenüber Journalisten an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One.

Details zu seinem Telefonat mit Maduro gab Trump nicht preis. Auf Nachfragen von Journalisten zu Berichten darüber, dass ein mögliches Treffen der Staatschefs oder Bedingungen einer Amnestie für Maduro besprochen worden seien, antwortete er lediglich: „Ich würde nicht sagen, dass es gut oder schlecht gelaufen ist. Es war ein Telefonat.“

Staatschef Maduro bat unterdessen die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), der Venezuela angehört, um Hilfe. In einem Brief an die OPEC drängte Maduro die Mitgliedstaaten, „diese Aggression aufzuhalten, die mit immer mehr Kraft vorbereitet wird“. Washington versuche, „sich mithilfe militärischer Gewalt Venezuelas riesige Ölreserven, die größten der Welt, anzueignen“, schrieb Maduro weiter. Die Stabilität der venezolanischen Ölproduktion und des internationalen Erdölmarkts seien dadurch gefährdet.

Venezuelas Präsident Nicolás Maduro spricht in ein Mikrofon und zeigt mit seiner linken Hand nach vorneVenezuelas Präsident Nicolás Maduro im November 2025Bild: Pedro Mattey/Anadolu Agency/IMAGO

Der OPEC gehören zwölf Länder an, darunter neben Venezuela Saudi-Arabien, der Irak und die Vereinigten Arabischen Emirate. Maduro richtete den Brief auch an das erweiterte Kartell OPEC+, in dem weitere bedeutende Förderstaaten wie Russland vertreten sind.

USA bieten Maduro Flucht an

Am Samstag hatten die seit Wochen anhaltenden Spannungen zwischen Washington und Caracas einen vorläufigen Höhepunkt erreicht, als Trump den Luftraum über dem südamerikanischen Land für „geschlossen“ erklärte. 

Der republikanische US-Senator Markwayne Mullin gab zudem bekannt, Washington habe dem venezolanischen Präsidenten Maduro die Chance zum Verlassen seines Landes gegeben. „Übrigens, wir haben Maduro die Möglichkeit gegeben, zu gehen“, sagte der Senator aus dem US-Bundesstaat Oklahoma dem US-Sender CNN. „Wir haben gesagt, er könne nach Russland oder in ein anderes Land gehen“, fügte er hinzu.

USA versus Venezuela: Was hat Trump in der Karibik vor?

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Auf die Frage, ob Trump plane, Venezuela anzugreifen, sagte Mullin: „Nein, er hat sehr deutlich gemacht, dass wir keine Truppen nach Venezuela entsenden werden.“ Washington versuche mit seinem Vorgehen vielmehr, die eigenen Küsten zu schützen, betonte er.

Debatte um Angriff auf angebliche Drogenbanden

Trump äußerte sich auch zu US-Medienberichten über ein Vorgehen der US-Armee gegen mutmaßliche Drogenschmuggelboote. Demnach sollen bei einem ersten öffentlich bekannten Angriff dieser Art am 2. September US-Soldaten überlebende Bootsinsassen mit einem zweiten Angriff getötet haben. Ein solches Vorgehen „habe ich nicht gewollt“, sagte Trump.

Die Tageszeitung „Washington Post“ und der TV-Sender CNN berichteten, US-Verteidigungsminister Pete Hegseth habe vor dem Einsatz angeordnet, alle an Bord des Bootes zu töten. Nach dem Raketenangriff klammerten sich laut „Washington Post“ zwei Überlebende an das brennende Boot. Die Armee habe daraufhin erneut auf sie geschossen. Hegseth wies die Berichte als „Fake News“ zurück und versicherte, die Einsätze in der Karibik seien „rechtmäßig – sowohl nach US- als auch nach internationalem Recht“.

Eine Luftaufnahme der US-Armee des angeblichen DrogenschmuggelbootsBilder der US-Armee zeigen das Boot vor dem Angriff vom 2. September 2025Bild: truthsocial.com/@realDonaldTrump

Der Präsident des venezolanischen Parlaments, Jorge Rodríguez, verurteilte den angeblichen Befehl Hegseths scharf. „Wenn es eine Kriegserklärung gegeben hätte, würden wir von Kriegsverbrechen sprechen“, sagte er bei einem Treffen mit Familienangehörigen von bei den Angriffen getöteten Venezolanern. „Nachdem aber kein Krieg erklärt worden ist, kann das, was passiert ist, nur als Mord oder als außergerichtliche Hinrichtungen beschrieben werden.“

USA und EU erkennen Maduro nicht an

Seit Wochen verschärft US-Präsident Trump den Ton und das Vorgehen gegenüber dem südamerikanischen Land. Die USA haben zusätzliche Soldaten in der Karibik zusammengezogen und den weltgrößten Flugzeugträger „USS Gerald R. Ford“ aus dem Mittelmeerraum abgezogen und in die Region verlegt, begleitet von weiteren Kriegsschiffen und einem Langstreckenbomber. Nach Angaben Washingtons dient der Einsatz dem Kampf gegen Drogenschmuggler. Bei Angriffen auf angebliche Drogenboote seien bereits mehr als 80 Menschen getötet worden.

Nach Angaben Maduros sollen die USA 15.000 Soldaten und 14 Kriegsschiffe in der Karibik zusammengezogen haben – Zahlen, die mit Berichten aus US-Medien übereinstimmen. Zudem habe Trump verdeckte Operationen des Auslandsgeheimdienstes CIA in Venezuela genehmigt.

USA greifen mutmaßliches venezolanisches Schmugglerschiff an

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Angesichts der zunehmenden Spannungen wurde zuletzt darüber spekuliert, ob ein Angriff auf Ziele in Venezuela bevorstehen könnte. Es gibt Mutmaßungen, die US-Regierung könne einen Machtwechsel in Caracas anstreben.

Die USA erkennen Maduro nicht als legitimen Präsidenten an – ebenso wie die Europäische Unionund zahlreiche lateinamerikanische Staaten, die das offizielle Ergebnis der von Betrugsvorwürfen überschatteten Präsidentenwahl 2024 anzweifeln. Washington wirft Venezuela zudem vor, tödliche Drogen in die USA einzuschmuggeln, was die venezolanische Regierung zurückweist.

pgr/se (rtr, afp, dpa)

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