Petition richtet sich an:
Senatorin Ute Bonde, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Berlin
Die Torstraße, eine der wichtigsten Straßen im Berliner Bezirk Mitte, soll erneuert und umgestaltet werden. Über 10 Mio. Euro will der Berliner Senat allein für den ersten Bauabschnitt zwischen Chausseestraße und Rosenthaler Platz ausgeben. Es kommt selten vor, dass eine bestehende Straße auf der ganzen Breite – von Haus zu Haus – erneuert wird. Das bietet die einmalige Chance, die künftige Straße zukunftsfähig zu gestalten, denn so wie die Straße heute gebaut wird, muss sie die nächsten 50 bis 80 Jahre gut funktionieren. Und das bei Hitze, Dürre und Starkregen, bei veränderter Mobilität, in einer weiter wachsenden Stadt.
Als Bürgerinnen und Bürger, Eltern und Großeltern, Gewerbetreibende, Gastronomen und Nutzende der Straße fordern wir eine bessere Planung, die die Bedürfnisse aller Beteiligten angemessen berücksichtigt. Wir wollen eine funktionierende Torstraße, die sicher und zukunftsfähig, umweltfreundlich und attraktiv für alle ist.
Unsere Forderungen:
Erhalt der Bäume in der Torstraße!
Erhalt aller bestehenden Bäume und Hecken für eine lebenswerte Nachbarschaft, für Hitzeschutz, Luftverbesserung und Artenschutz. Einhaltung der Anforderungen des Berliner Stadtentwicklungsplans Klima 2.0 und des neuen Berliner Klimaanpassungsgesetzes. Angemessene Nachpflanzung vor Ort, wenn Bäume aus Gründen mangelnder Vitalität gefällt werden müssen. Ersatz der Baumverluste der letzten Jahre und Einhaltung der Berliner Biodiversitätsstrategie. Wirksamer Schutz vorhandener Habitate und Integration in die Planung.
Eine zukunftsfähige und funktionierende Straße!
Unsere Stadt verändert sich rasant und steht gleichzeitig vor großen Herausforderungen. Die Stadt braucht öffentliche Räume, die diesen Veränderungen gewachsen sind. Die aktuelle Planung erfüllt diese Anforderungen in keiner Weise. Die Torstraße bietet durch ihre weitreichende Erneuerung die echte Chance, ein Modell für eine zukunftsfähige Berliner Straße zu werden. Das bedeutet:
- Reduzierung der Fahrspuren für den motorisierten Verkehr auf ein vernünftiges Maß auf Grundlage der Anforderungen einschlägiger Planungsrichtlinien und der aktuellen Verkehrszählungen. Folglich Einhaltung der Qualitätsstandards des Mobilitätsgesetzes ohne Abweichungen: Bei derzeitiger Belastung nur ein Fahrstreifen je Richtung für den motorisierten Verkehr und dadurch ausreichend Platz für sichere Radwege im vorhandenen Straßenprofil bei gleichzeitiger Reduktion von Emissionen und Lärm
- Konsequente Gestaltung für Tempo 30, die nicht suggeriert: hier darf schnell gefahren werden. Dauerhafte Sicherung durch Geschwindigkeitskontrollen und geschwindigkeitsdämpfende Elemente.
- Mindestens Beibehaltung der Flächen für Bürgersteig und Baum-/Grünstreifen ohne Beeinträchtigung durch Fließverkehr. Innerhalb der heutigen Fahrbahn ist bei vernünftiger Planung Platz genug für sicheres Radfahren, ohne Bürgersteigflächen in Anspruch zu nehmen.
- Sichere Fußgängerüberwege an allen relevanten Stellen, um insbesondere für Kinder, ältere Menschen sowie Mobilitätseingeschränkten den erforderlichen Schutz zu bieten.
- Durchgängige, sichere Radwege, getrennt vom Fuß- und Autoverkehr.
- Wege für Rettungsfahrzeuge, die im Gegensatz zur jetzigen Senatsplanung wirklich gewährleisten, dass diese schnell durchkommen. Ein überbreiter Radfahrstreifen als “Safety-Lane” hat sich dafür bewährt. Zu viele und überbreite Kfz-Spuren lösen das Problem nicht, sondern schaffen Neue.
- Alltagstauglich organisierte Seitenbereiche der Fahrbahn, die klar nachvollziehbare Möglichkeiten für Lieferverkehr, notwendiges Parken, Behindertenstellplätze, Jelbi-Stationen und Schulbushalt gewährleisten.
Unverzügliche Beteiligung von Betroffenen, Nutzenden und weiteren Fachleuten an der Planung!
Ein für unsere Stadt so wichtiger Bereich muss unter Berücksichtigung des vielfältigen Lebens an der Torstraße geplant werden. Grundsätze für die Beteiligung in Berlin und im Bezirk Mitte sind einzuhalten und eine öffentliche Beteiligung durchzuführen, sowie Verkehrs- und Planungsfachverbände einzubeziehen. Daher wollen wir, dass die Planung der Straße so lange ruht, bis eine umfassende Beteiligung stattgefunden hat, in der alle Beteiligten (Anwohnende, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen, Eltern, Seniorinnen, Gewerbetreibende und Nutzerinnen und Nutzer verschiedener Verkehrsmittel) ihre Meinung äußern und miteinander diskutieren können, ohne – wie heute – gegeneinander ausgespielt zu werden. Die vielfältigen Anforderungen, die es an diesen wichtigen öffentlichen Raum in Berlin Mitte gibt, sollen so gut wie möglich in Einklang gebracht werden.
Wir fordern ein verkehrspolitisches Umdenken der Berliner Landesregierung und eine Neuplanung der Torstraße unter Beachtung der genannten Anforderungen.
Wir fordern einen sofortigen Stopp aller Entscheidungen des Senats zur Ausschreibung und Vergabe der Umbaumaßnahmen auf der Grundlage der bisherigen, mangelhaften Planung für die Torstraße.
Begründung
Die vorliegende Planung der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt ist nicht zukunftsfähig, da sie wichtige Themen wie Hitze, Dürre, Starkregen, veränderte Mobilität und Verdichtung der Stadt nicht oder viel zu wenig berücksichtigt, sondern folgende Auswirkungen hätte:
- Weniger Schatten und Kühlung durch signifikante Reduktion des Baumbestandes von teils sehr alten Bäumen. Ersatz durch (zahlenmäßig weniger) junge Bäume an anderer Stelle stellt keine adäquate Lösung für die Torstraße dar. Zudem schlechtere Luft und Verringerung der Zufluchtsorte für Vögel durch Reduktion der Hecken.
- Stärkere Luftverschmutzung und Lärmbelästigung, sowie Anreize zu überhöhten Geschwindigkeiten durch die Fahrbahngestaltung mit vier Autospuren, was überdimensioniert und unverhältnismäßig ist, da es laut senatseigener Zählung 2023 im Schnitt nur rund 16.000 Fahrzeuge täglich mit abnehmender Tendenz waren, wofür ein Fahrstreifen pro Richtung verkehrtechnisch völlig ausreicht.
- Behinderung von Rettungsfahrten, insbesondere zur Notaufnahme der Charité da es keine gesonderte Spur hierfür gibt.
- Verringerung von Anwohner-Parkplätzen und Kurzzeitparkplätzen, da diese nur noch temporär nutzbar sind und zu wenig Platz für Ladezonen für Warenlieferung veranschlagt wurde.
- Überflutungen von Flächen und anliegenden Gebäuden, da keine Maßnahmen zur Starkregenvorsorge enthalten sind.
- Unzureichende und teilweise lebensgefährliche Straßenüberquerungen, vor allem zulasten von Kindern, Älteren und Mobilitätsbeeinträchtigten, da keine zusätzlichen Ampelanlagen oder andere – sichere – Querungshilfen über vier Fahrstreifen geplant wurden.
- Verschärfung statt Lösung von Verkehrskonflikten, da Fahrradwege unterbrochen werden, zu schmal geplant und nicht sicher getrennt sind – beispielsweise weil der südliche Radweg über den Bürgersteig geführt werden soll.
Unterstützen Sie uns!
Wenn Sie die derzeitigen Planungen ebenfalls als unzureichend erachten, unterschreiben Sie bitte diese Petition – das hilft uns, den nötigen Druck aufzubauen, um hier die Notbremse zu ziehen und die Torstraße doch noch zu einem öffentlichen Raum zu machen, der in Zukunft für alle funktioniert.
Hilfreich ist für uns, wenn wir wissen, warum unterschrieben wurde. Gerne die Unterschrift mit persönlichen Erfahrungen und Argumenten ergänzen. Vielen Dank für die Unterstützung. Wir werden Ihre Stimme hörbar machen und für eine bessere Planung der Torstraße kämpfen.
Gemeinsam können wir die Torstraße zu einem Aushängeschild für ein zukunftsgerichtetes und smartes Berlin machen.
Für die Bürgerinitiative Lebendige Torstraße
Elgin Fischer, Arne Wegner, Stefanie Lucht, Eckhard Hasler
Die Webseite unserer Bürgerinitiative: https://torstrasse.berlin
Die Projekt-Webseite der Senatsverwaltung: https://www.berlin.de/sen/uvk/mobilitaet-und-verkehr/infrastruktur/strassenbau/torstrasse/