Fragen & Antworten
Standdatum: 2. Dezember 2025.
Autorinnen und Autoren:
Kalina Bunk und
Mischa Wahed
Waffenverbotszone in Bremer Bussen und Bahnen soll kommen
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Waffenverbotszone in Bremer Bussen und Bahnen soll kommen
Der öffentliche Personennahverkehr soll im Land Bremen Waffenverbotszone werden. Das will der Senat jetzt beschließen.
Quelle: dpa | Sina Schuldt
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In Bremen soll es künftig mehr Waffenverbotszonen geben. (Archivbild)
Bild: dpa | Sina Schuldt
Im Land Bremen sollen weitere Gebiete zu Waffenverbotszonen erklärt werden. Der Senat will die Pläne voraussichtlich nächsten Dienstag beschließen. Was genau geplant ist.
In sogenannten Waffenverbotszonen dürfen Menschen keine Waffen und Messer mit sich führen. Der Senat begründet das Vorhaben mit der Zahl der Straftaten in diesen Gebieten, vor allem Gewalt- und Raubdelikte. Die Regelung solle das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung stärken. Laut Innenressort greifen die Neuerungen, sobald der Senat die Vorlage beschließt.
Ursprünglich war die Abstimmung bereits am Dienstag (2.12) vorgesehen, wurde aufgrund von Gesprächsbedarf innerhalb der Koalition aber verschoben. Die Linke ist dagegen, dass die Waffenverbotszone rund um die Uhr gelten soll.
Wo gibt es in Bremen und Bremerhaven Waffenverbotszonen und zu welchen Uhrzeiten gelten sie?
In Bremen will der Senat die Verbotszone rund um den Hauptbahnhof erweitern. Neben Bahnhofsvorplatz und Bahnhofsvorstadt soll die Zone dann auch für den Willy-Brandt-Platz am Hinterausgang des Hauptbahnhofs sowie das Bahnhofsgebäude selbst gelten. Hinzu kommt der Bereich Richtweg/Contrescarpe. Die Waffenverbotszonen an diesen Orten sollen künftig rund um die Uhr bestehen und nicht mehr lediglich von 22 bis 6 Uhr. Begründet wird das damit, dass die Straftaten über den gesamten Tagesverlauf hinweg verübt werden. Weitere bereits bestehende Waffenverbotszonen gibt es am Bürgermeister-Koschnik-Platz in Bremen-Gröpelingen und im Viertel.
Neu hinzukommen soll außerdem ein Waffenverbot in Bussen und Bahnen sowie Haltestellen. Dies soll dann nicht nur in Bremen gelten, sondern auch in Bremerhaven – ebenfalls rund um die Uhr. In Bussen, Bahnen und an Haltestellen komme es zu Menschenansammlungen auf engstem Raum, wodurch Konflikte schnell eskalieren können, heißt es zur Begründung. In Taxis gilt die Waffenverbotszone nicht.
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Was ist in den Verbotszonen tabu?
Auch außerhalb von Waffenverbotszonen dürfen Privatmenschen nur in seltenen Fällen eine Waffe in der Öffentlichkeit mit sich führen. Dafür wird ein Waffenschein benötigt. Auch Waffen mit einer Klingenlänge über zwölf Zentimeter dürfen generell nicht mitgeführt werden.
In Waffenverbotszonen dürfen generell keine Waffen mitgenommen werden, also etwa auch nicht kleinere Messer, die ansonsten legal sind. Seit Ende Oktober 2024 gibt es in Deutschland außerdem bei öffentlichen Veranstaltungen ein gesetzliches Verbot, Messer zu führen. Das betrifft Volksfeste, Sportveranstaltungen, Messen, Ausstellungen und Märkte und schließt alle Messer ein, auch Alltagsmesser.
Bild: Radio Bremen | Inès Schumann
Was gibt es für Ausnahmen in den Waffenverbotszonen?
Bestimmte Berufsgruppen dürfen laut Deutschem Waffengesetz bei der Ausübung ihrer Tätigkeit die verbotenen Gegenstände mit sich tragen – etwa Polizistinnen und Polizisten, Rettungskräfte und Beschäftigte gastronomischer Betriebe. Auch wer etwa ein Messer nicht zugriffsbereit von einem Ort zum anderen befördert, darf dies tun. Ein Beispiel hierfür wäre ein Küchenmesser direkt nach dem Kauf.
Wie werden die Waffenverbotszonen kontrolliert?
Innerhalb von Waffenverbotszonen darf die Polizei Menschen ohne konkreten Anlass anhalten, befragen und untersuchen. Die Einsatzkräfte dürfen Waffen und Messer einziehen. Wer gegen das Verbot verstößt, begeht eine Ordnungswidrigkeit und muss mit einem Bußgeld von bis zu 10.000 Euro rechnen. Es gibt keine generellen Taschenkontrollen vor dem Betreten von Waffenverbotszonen.
Was sagen die Verkehrsbetriebe zu den Waffenverbotszonen in ihren Fahrzeugen?
Die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) teilte mit, sie begrüße grundsätzlich alle Maßnahmen, die zur Sicherheit der Fahrgäste und Mitarbeitenden beitragen. Ein Waffenverbot sei ohnehin schon in den Beförderungsbedingungen für Busse, Straßenbahnen und Züge des Verkehrsverbunds Bremen/Niedersachsen (VBN) geregelt. Die Ausweitung der Waffenverbotszonen könne die Kontrolle in den Fahrzeugen nun aber juristisch einfacher machen.
Die BSAG merkt zudem an, dass es kaum Übergriffe in Bus und Bahn in Bremen gibt. In den vergangenen Jahren hat es demnach bei Übergriffen auf das Personal rund 30 körperliche Übergriffe gegeben – am häufigsten Spucken, aber keine Waffengewalt. Hinzu kommen etwa 100 Beleidigungen.
Mit Blick auf Pendler würde die BSAG darüber hinaus eine einheitliche Regelung im VBN-Gebiet gut finden. Das Innenministerium in Hannover teilte buten un binnen mit, auch in Niedersachsen werde an einem landesweiten Waffen- und Messerverbot im öffentlichen Personenverkehr intensiv gearbeitet.
Welche Kritik gibt es an Waffenverbotszonen?
Ob Waffenverbotszonen wirklich Kriminalität senken und das Sicherheitsgefühl verbessern können, ist umstritten. Es gibt bisher nur wenige Studien dazu. In einer davon haben das Sächsische Institut für Polizei- und Sicherheitsforschung und die Hochschule der sächsischen Polizei die Wirksamkeit der Waffenverbotszone in Leipzig untersucht.
Das Ergebnis: Die Zahl der Straftaten im öffentlichen Raum ist demnach kurz nach Einführung der Verbotszone kurzzeitig gesunken, danach aber wieder angestiegen. Die für die Studie geführten Experteninterviews zeigen zudem, dass die Waffenverbotszone vor allem von jüngeren Menschen vermehrt abgelehnt wird, unabhängig vom Migrationshintergrund.
Kritisiert wird die Stigmatisierung dieser Gebiete sowie Racial Profiling bei den Kontrollen in den Gebieten – also dass Menschen aufgrund von Merkmalen wie Hautfarbe oder vermuteter Herkunft sowie Religionszugehörigkeit kontrolliert werden.
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Autorinnen und Autoren
Quellen:
buten un binnen und dpa.
Dieses Thema im Programm:
butenunbinnen.de, „Waffenverbotszone in Bremer Bussen und Bahnen soll kommen“, 2. Dezember 2025, 13:05 Uhr

