Was fängt ein Münchner Surfer mit seiner Freizeit an, wenn der berühmteste Surfspot der Stadt nicht mehr da ist? Max Malsy-Mink lacht. „Gute Frage“, antwortet er. Seit knapp 20 Jahren surft er regelmäßig auf der Eisbachwelle im Englischen Garten. Er ist Teil des Surf Clubs Münchens, der sich ausschließlich der Surfkultur an dieser Welle verschrieben hat. Für Malsy-Mink ist der Eisbach sein zweites Zuhause. Mit dem Rad sind es von seiner Wohnung bis zur Welle knapp fünf Minuten. Doch nun ist genau diese Anlaufstelle seit einem knappen Monat verschwunden. Nach einer Bachauskehr wollte sich die starke, grüne Wellenwand einfach nicht mehr einstellen. Jegliche Bemühungen der Stadt scheiterten. Doch jetzt gibt es Hoffnung.
Seit einer Bachauskehr kann im Münchner Eisbach nicht mehr gesurft werden
„Ja, wie soll es uns gehen?“, setzt Malsy-Mink an. „Natürlich schlecht.“ Schließlich habe München, seine Heimatstadt, eines ihrer Wahrzeichen verloren. Und die Surfer ihr Zuhause. Dass sich am vergangenen Freitag nun ein erster Erfolg bei den Bemühungen der Stadt, die Welle zurückzuholen, abgezeichnet hat, bewertet er zwar als positiv. „Aber uns fehlen nach wie vor Verbindlichkeiten vonseiten der Verwaltung, eine zeitliche Orientierung.“ Worum geht es?
In den letzten vier Wochen versuchte das zuständige Baureferat vieles, um die Welle zurückzuholen: Wasserpegel erhöhen, Bachgrund prüfen, Spezialgeräte einsetzen, Experten aus Hamburg beauftragen. Doch nach wie vor bietet sich den Besucherinnen und Besuchern im Englischen Garten das gleiche Bild: weiße Wasserwalze statt starker Welle. Darauf Surfen? Unmöglich.
Dreiteilige Rampe könnte Eisbachwelle zurückholen – doch das dauert
Nun scheint ein Ende der Durststrecke nahe: Am Freitag meldeten Strömungsexperten der Hochschule München einen Durchbruch. Bei einem Vorversuch gelang es ihnen, die Welle mit Holzbrettern wieder aufzubauen. Der zuständige Professor, Robert Meier-Staude, erklärte, dass so eine circa drei Meter lange Welle erzeugt werden konnte. Zumindest für wenige Minuten. Um sie dauerhaft wieder aufzubauen, müsse eine dreiteilige Rampe in den Bach eingebaut werden. Doch das dauert. „Die Rampe muss für circa drei Monate im Bach bleiben, bis sich die Sohle so weit renaturiert hat, dass die Strömung auch ohne Rampe wieder ablöst und die grüne Welle entsteht“, wird der Experte in einer Mitteilung zitiert.
Drei Monate? Für Surfer wie Malsy-Mink „eine lange Zeit“. Er ist sich „ziemlich sicher“, dass das mit der Rampe funktionieren wird. Eine solche habe bereits früher einmal die Welle im Eisbach stabilisiert. Diese war jedoch nicht genehmigt. Seit dem tödlichen Unfall einer 33-jährigen Surferin im April dieses Jahres sind Einbauten jeglicher Art in den Eisbach verboten.
Zwei Kubikmeter Kies müssen in den Bach gekippt werden
Der Surfer und seine Vereinskollegen zeigen sich zuversichtlich, dass der Versuch der Strömungsexperten glückt. Die Genehmigung für den Hauptversuch liege aktuell beim Referat für Klima- und Umweltschutz, teilt das Baureferat mit. Die Experten wollen so schnell wie möglich mit dem Einbau beginnen. Zusätzlich zur Rampe müssten zudem zwei Kubikmeter Kies in den Bach gekippt werden.
„In der Zwischenzeit kämpfen wir weiter für unsere Welle“, sagt Malsy-Mink. Der Verein bringe sich in die Überlegungen um den Wiederaufbau aktiv ein. Das Motto lautet: „Live free“, lebe frei. Die Surferinnen und Surfer sollen endlich wieder am Eisbach ihrer Leidenschaft nachkommen können, betont er: „München ist so eine verdichtete, teure Stadt mit explodierenden Mieten. Da braucht es einfach diese Anlaufstelle, die nichts kostet. Sie verspricht Gemeinschaft und ein soziales Umfeld.“ (mit sari)


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