Im Rahmen eines Experiments ersetzt Google in den USA die Titel von Nachrichtentexten in der Discover-Sammlung mittels KI-Technik – und produziert dabei teils haarsträubende Fehler. Das hat das US-Magazin The Verge bemerkt, woraufhin Google die Versuche bestätigt hat. Dabei geht es offenbar primär darum, längere Überschriften um jeden Preis zu verkürzen, auch wenn sie dadurch falsch werden. So berichtet The Verge, dass ein darüber erstellter Titel, dass Valves Steam Machine wie eine Konsole aussehe, aber nicht so wenig kosten werde, den gänzlich falschen Titel bekommen hat: „Preis der Steam Machine enthüllt“. Ein Artikel darüber, dass bei Mindfactory eine AMD-Grafikkarte häufiger verkauft wurde als alle von Nvidia, habe von Discover den völlig irreführenden Titel bekommen: „AMD schlägt Nvidia“.

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Gefährlich für die Medien

In Discover sammelt Google Artikel von verschiedenen Onlinemedien und bietet so scheinbar eine Übersicht über die jüngsten Neuigkeiten sowie lesenswerte Texte, unabhängig von deren Quelle. In der Google-App oder auf der Mobilseite können Nutzer und Nutzerinnen diese durchscrollen, bei einem Klick landen sie direkt auf den jeweiligen Nachrichtenseiten. Für Medien ist das ein willkommener Lieferant von Besuchen, aber in den meisten Fällen nur, wenn die Interessierten nicht mit reißerischen oder komplett falschen Überschriften geködert werden. Denn wer sich derart in die Irre geführt sieht, dürfte in der Zukunft einen Bogen um die jeweilige Nachrichtenseite oder Google Discover insgesamt machen.

Die Beobachtungen von The Verge legen nahe, dass der Fokus der eingesetzten KI darauf liegt, längere Titel zu kürzen. Jedes der aufgeführten Beispiele besteht aus genau vier Wörtern. Nicht alle sind dabei falsch oder irreführend, einige klingen auch nur viel uninteressanter als das Original. Ein Artikel über das ausgezeichnete Origami-Modell eines Jungen, das das Zehntausendfache seines Gewichts halten kann, bekam demnach beispielsweise ein „Origami gewinnt Preis“ verpasst. Andere ergeben in dieser erzwungenen Kürze und ohne Kontext auch einfach nur keinen Sinn mehr, erklärt das US-Portal. Dass die Titel KI-generiert sind, sieht man demnach erst, wenn man die entsprechende Artikelvorschau einmal anklickt. Dass Google für den KI-Titel verantwortlich ist, steht da aber nicht.

Die von einer Google-KI ersetzten Titel wurden von den Autorinnen und Autoren sorgfältig formuliert, ruft The Verge in Erinnerung. Dabei geht es natürlich darum, Interesse an dem Artikel zu wecken, aber bei vielen Medien auch explizit darum, keine falschen Erwartungen zu wecken. Wenn Google nun selbst diesen sogenannten „Clickbait“ produziert und die Medien keine Möglichkeit bekommen, das zu verhindern, kann ihr Ruf darunter leiden. Gegenüber The Verge hat Google jetzt versichert, dass das Experiment nur für einen kleinen Teil der Nutzenden von Discover sichtbar ist. Gesehen wurde das aber nicht nur von The Verge, sondern auch von Engadget. Google hat erklärt, dass die KI-Titel Themen „leichter verdaulich“ machen sollen, bevor Links aus dem Internet erkundet würden.

(mho)

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