Ungewöhnliche Idee

Kommt ein Rauschmuseum ins Bahnhofsviertel?

  • Oscar Fuchs

03.12.2025 – 12:08 UhrLesedauer: 2 Min.

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Ein suchtkranker Mann liegt auf dem Karlsplatz im Frankfurter Bahnhofsviertel (Archivbild): Hier schlägt ein Konzept der Stadt Frankfurt ein Rauschmuseum vor. (Quelle: Michael Schick/imago)

Frankfurts Konzept für das Bahnhofsviertel setzt auf Sicherheit, Bildung und Prävention. Ein ungewöhnliches Kulturprojekt soll sich den Themen Drogen und Rausch widmen.

Die Stadt Frankfurt hat jüngst eine umfassende Strategie für das Bahnhofsviertel vorgestellt. In dem 100-seitigen Bericht geht es darum, das Viertel bis 2040 weiterzuentwickeln, dabei sicherer und sozialer zu machen. Eine Idee sticht dabei als ungewöhnlich hervor: Ein Rauschmuseum auf dem Karlsplatz – direkt in einer Ecke, die stark von der offenen Drogenszene geprägt ist.

In dem Strategiepapier heißt es dazu, Frankfurt brauche einen Ort, an dem die Geschichte und die (zukünftige) Entwicklung des Umgangs mit Drogen und Suchtkranken dokumentiert und regelmäßig neu verhandelt werde. Dabei gehe es um Aufklärung und Prävention. Richten soll es sich an die breite Öffentlichkeit.

Angedacht ist ein mehrgeschossiger Bau mit permanenten Ausstellungen zur Kulturgeschichte, zum Frankfurter Weg und zum Bahnhofsviertel. Geplant sei zudem eine Fläche für wechselnde Ausstellungen sowie ein Veranstaltungsbereich mit Auditorium und Kino. Im Außenbereich schlägt das Konzept eine „Begegnungszone ohne Konsumzwang“ und eine Außengastronomie vor. Dort könnte demnach ein Außenraum und Dach mit „urban gardening“ entstehen.

Das Museum solle einen „Beitrag zur Bildung und Aufklärung leisten, hier neue Maßstäbe setzen und weit über die Stadtgrenzen hinaus ausstrahlen“. Zudem solle es zur Stärkung des Viertels und zur Verbesserung der Lebensqualität im Bahnhofsviertel beitragen, unter anderem, indem mehr Tagesbesucher „zu einer stärkeren sozialen Durchmischung in diesem Bereich des Viertels beitragen“.

In der Projektbeschreibung heißt es: „Der Großteil der Menschen konsumiert Drogen auf eine sozial integrierte Art und Weise. Einem sehr kleinen Teil gelingt dies nicht.“ Darum sei der Frankfurter Weg in der Drogenpolitik gegründet worden, stellvertretend für eine fortschrittliche, akzeptierende Drogenpolitik.

Beschlossen ist der Plan für das Museum noch nicht. Aber: Im kommenden Jahr könnte es zumindest eine temporäre Ausstellung im Rahmen der World Design Capital (WDC) geben, zu der Frankfurt/Rhein-Main 2026 als Welthauptstadt auserkoren wird. Laut dem Strategiepapier wurde ein Antrag dafür schon gestellt. Das Strategiepapier hatte jüngst vom Magistrat Zustimmung erhalten. Zuvor hatte die „FAZ“ berichtet.

Die Strategie für das Bahnhofsviertel wurde in erster Linie von Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl (Grüne) sowie Ordnungs- und Sicherheitsdezernentin Annette Rinn (FDP) erarbeitet. Um das Strategiepapier zu erstellen, haben zwischen Mai und November 2024 etwa 45 Vertreter aus Verwaltung, Politik, Wirtschaft, Kultur, Sozialarbeit, Sicherheitsbehörden und der Zivilgesellschaft Ideen ausgearbeitet. Beteiligt waren auch Planungsdezernent Marcus Gwechenberger (SPD) und Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne).

Das angedachte Rauschmuseum ist nur ein Teil der Strategie für das Bahnhofsviertel. Die Stadt formuliert darin das Leitbild eines „Viertels für alle“, also eines Bereichs, der breiter genutzt wird und in dem Konflikte reduziert werden sollen. Dazu nennt das Papier unter anderem soziale Angebote für Kinder und Jugendliche, Rückzugsräume für Obdachlose oder Suchtkranke sowie Verbesserungen im öffentlichen Raum wie eine bessere Beleuchtung der Kaiserstraße. Zentraler Punkt ist das geplante Crack-Suchthilfezentrum in der Niddastraße.