Bisher schon waren die Kunstsammlungen Augsburg im Besitz eines herausragenden Konvoluts an Hinterglasgemälden, zuletzt entscheidend möglich geworden durch die Erwerbung eines Teils der Hinterglassammlung von Gisela und Wolfgang Steiner vor drei Jahren. Nun kann Augsburg erneut Zuwachs vermelden. Ein weiterer, 154 Objekte umfassender Teil der Steinerschen Privatsammlung konnte angekauft werden, sodass der städtische Hinterglas-Bestand nun insgesamt 510 Objekte umfasst.

Wie schon beim ersten Ankauf im Jahr 2023 ist auch die Erwerbung des neuerlichen Konvoluts mithilfe eines Geldgeberkonsortiums möglich geworden. „Maßgeblich“ daran beteiligt, wie es von den Kunstsammlungen heißt, war wieder einmal die Ernst von Siemens Kunststiftung. Daneben gehört der Bundesbeauftragte für Kultur ebenso zu den Mitfinanciers wie die Stadt Augsburg sowie ein privater Sponsor. Augsburgs Kulturreferent Jürgen Enninger ist denn auch voll des Dankes an alle Beteiligten, den Erwerb „dieses hochwertigen Kulturguts“ ermöglicht zu haben.

Einer der größten Hinterglasbestände

 Belief sich der erste Ankauf mit seinen fast ebenso vielen Objekten auf seinerzeit 900.000 Euro, so ist der jetzige Erwerb nach Mitteilung von Christof Trepesch, Direktor der Augsburger Kunstsammlungen, in etwa derselben Größenordnung zu sehen. Augsburg verfügt nun nicht nur über einen der größten Bestände an Hinterglasmalerei in Deutschland, sondern, wie Trepesch sagt, auch über einen „sehr bedeutenden“.

Herausragendes Stück des neuen Konvoluts ist ein Hinterglasgemälde von Hans Jakob Sprüngli, „Allegorie der Künste“. Das Bild zeigt einen nackten, antikisch anmutenden Mann und eine ebensolche Frau inmitten einer perspektivisch dargestellten Architektur. Von dem Schweizer Sprüngli (um1559-1637) waren bisher nur fünf Gemälde in Hinterglastechnik bekannt, die sich allesamt in namhaften internationalen Museen befinden. Die jetzt für Augsburg erworbene Allegorie ist nach Einschätzung von Kunstsammlungs-Direktor Trepesch stilistisch eng verwandt mit den beiden Sprüngli-Tafeln im Berliner Kunstgewerbemuseum.

Die Steiners trugen die bedeutendste europäische Kollektion zusammen

Die Hinterglastechnik unterscheidet sich von der Glasmalerei dadurch, dass sie als Kaltmalerei nicht eingebrannt wird. Weshalb Hinterglasgemälde auch nicht im Durchlicht, sondern im Auflicht betrachtet werden. Die bedeutendste europäische Kollektion an Hinterglasgemälden hat über Jahrzehnte hinweg das Ehepaar Gisela und Wolfgang Steiner gesammelt, im Schwerpunkt Kunst aus den deutschen, vor allem süddeutschen Hinterglaszentren. Die Kollektion mit ihrer Spanne von der Renaissance bis zum 19. Jahrhundert umfasst aber auch hoch qualitätvolle Arbeiten aus weiteren europäischen Ländern. Insgesamt trugen die Steiners mehr als 700 Objekte zusammen.

Hans Jakob Sprünglis Hinterglas-„Allegorie“ sowie weitere Neuerwerbungen aus der Sammlung Steiner sind ab sofort in einer neu konzipierten Ausstellung im Schaezlerpalais zu sehen. Die rund 40 Objekte präsentierende Schau mit dem Titel „Der Blick dahinter“ widmet sich dem Thema der Allegorie und ist im neu benannten Steiner-Kabinett im Erdgeschoß des Schaezlerpalais zu sehen (freier Zugang über das Museumscafè). Dem gesamten Neuankauf soll dann eine spätere Ausstellung gewidmet sein, zu der auch ein Katalog geplant ist.

Das Schaezlerpalais ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

  • Stefan Dosch

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