WERBUNG

Bulgarien macht Fortschritte auf dem Weg zum geplanten Beitritt zur Eurozone bis 2026 – gleichzeitig kursieren Desinformationen in der nationalen Debatte rundum die Einführung des Euros.

Die bulgarische, pro-russische Partei Vazrazhdane (Wiedergeburt), auch bekannt als Revival, ist einer der Hauptverantwortlichen für die Verbreitung der Desinformationen.

Close advertising

Im Rahmen einer Protestaktion gegen die Eurozone versuchten Revival-Mitglieder den Sitz der EU-Vertretung in Sofia zu stürmen. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen bezeichnete den Angriff als „ungeheuerlich“.

Bulgarien ist der Europäischen Union 2007 beigetreten, das Zieldatum für den Beitritt zur Eurozone wurde jedoch mehrfach verschoben.

Kann Europa auf persönliche Ersparnisse von Bürgern zugreifen?

Die Europaabgeordnete und Revival-Mitglied Rada Laykova behauptete, Europa wolle persönliche Ersparnisse von Bürgern beschlagnahmen, sollten sie es nicht innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens ausgeben.

Im selben Interview fügte Laykova hinzu, dass Europa darüber diskutiere, dieses Geld zur Finanzierung von Militärprojekten zu verwenden.

Die Anschuldigten folgten auf zwei Ankündigungen der EU-Kommission im März. Die Kommission präsentierte einen Vier-Jahres-Plan zur Mobilisierung von 800 Milliarden Euro für die europäische Aufrüstung sowie einen Vorschlag zur Gründung einer Spar- und Investitionsunion.

Die Spar- und Investitionsunion soll die Europäer ermutigen soll, ihre Ersparnisse in EU-Vermögenswerte zu investieren, anstatt sie auf Bankkonten liegen zu lassen. Die Ersparnisse der Europäer sind durch gleichzeitig eine Reihe von Rechtsmechanismen geschützt und können nicht wahllos beschlagnahmt werden, wie es von der Revival-Partei dargestellt wird.

„Die Revival-Partei nimmt echte Diskussionen, die Europa führt, aus dem Kontext, indem sie Worte aus offiziellen Dokumenten über die Spar- und Investitionsunion herausnimmt und mit falschen Informationen vermischt“, sagte Ruslan Stefanov, Chefökonom des Zentrums für das Studium der Demokratie, gegenüber Euronews.

Der Vorsitzende der Revival-Partei, Kostadin Kostadinov, behauptet zudem, dass die Bürger nach dem Beitritt Bulgariens zur Eurozone ihre Ersparnisse verlieren würden. Als Konsequenz eines neu eingeführten Wechselkurses, wie Kostadinov meint.

Das bulgarische Parlament hat allerdings ein Gesetz über die Einführung des Euro verabschiedet. Dieses schreibt einen festen Wechselkurs zwischen dem Euro und der bulgarischen Währung Lew vor. Das Gesetz bestimmt außerdem, dass sich die Zinssätze für Kredite nach dem Beitritt zur Eurozone nicht ändern werden.

Eine Desinformationskampagne mit russischer Beteiligung

Die Behauptungen der Revival-Partei sind Teil einer breiter angelegten Desinformationskampage, die der Eurozone und Europa im Allgemeinen schaden soll.

Pravda, ein Netzwerk von über 190 Websites, spielt dabei eine Schlüsselrolle und verbreitet kremlfreundliche Narrative in Dutzenden von Sprachen.

Das Zentrum für Information, Demokratie und Staatsbürgerschaft an der amerikanischen Universität in Bulgarien untersuchte zwischen Dezember 2024 und März 2025 mehr als 640.000 Veröffentlichungen in diesem Netzwerk. Die Analyse ergab, dass Bulgarien zu den zehn Ländern gehört, die am stärksten im Visier der Propaganda des Pravda-Netzwerks stehen.

„Russlands Bemühungen, Desinformationen über die Eurozonen-Kampagne in Bulgarien zu verbreiten, sind hochgradig koordiniert. Sie basieren auf einem riesigen und gut finanzierten Ökosystem, das offizielle russische Staatsmedien mit einem Netz inoffizieller Akteure, wie Webseiten, Blogs und Influencern in Bulgarien, verbindet“, sagte Svetoslav Malinov, Analyst des Zentrums für Demokratie, gegenüber Euronews.

WERBUNGWarum ist Bulgarien anfällig für diese Desinformation?

Bulgarien war während des Kalten Krieges einer der loyalsten Satellitenstaaten der Sowjetunion.

Diese historische Beziehung macht Bulgarien besonders anfällig für russische Desinformation. Zudem weist Bulgarien im europäischen Vergleich ein relativ niedriges Bildungsniveau und eine geringe Medienkompetenz auf.

Laut dem Länderbericht der Digitalen Dekade 2023 verfügen 31 % der Bulgaren über digitale Grundkenntnisse und liegen damit unter dem EU-Durchschnitt von 54 %.

Der Euro als sichtbares Symbol der EU-Einheit sei ein leichtes und wirkungsvolles Ziel für Desinformationskampagnen aus Russland, meint Analyst Malinov.

WERBUNG