„Wegen zum Handeln“ widmete sich vergangene Woche das Podiumsgespräch „Culture x Climate“ in der Akademie Remscheid. Diskutierend durfte ich mit erforschen, wie sich kulturell-künstlerische Praxis, Nachhaltigkeitswissenschaft und Psychologie gegenseitig befruchten können. Rahmen war eine Fachkonferenz für „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“. Ihr Titel bereits machte Mut: „Erfolgsgeschichten statt Weltuntergang: Mit positivem Storytelling den Klimawandel meistern“.

Jetzt mal ehrlich: Unsere Weltlage ist schmerzhaft und erfordert dringend neuen Schwung, um nicht in Ohnmacht, Lähmung oder Depression zu versinken. Nützliches Wissen zum Klimawandel gibt es seit Jahrzehnten, zugleich wird nicht ausreichend gehandelt, vieles wirkt rückläufig. Die COP30 ist als Weltklimakonferenz im brasilianischen Amazonas kürzlich zu Ende gegangen: Ein Regenwaldfonds wurde eingerichtet, zugleich bleiben die Ergebnisse weit hinter dem zurück, was notwendig wäre, so das Wuppertal Institut. Elefant im Raum seien fossile Energieträger. Trotz alarmierender Erderwärmung bleibe der notwendige Ausstieg noch aus. Positiv hingegen fielen in Brasilien die bunten zivilgesellschaftlichen Organisationen auf. „Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich um die Dinge ziehen“ gab uns Rainer Maria Rilke vor vielen Jahren auf den Weg. Auch wenn mir angesichts der steigenden Anzahl autokratischer Systeme, Kriege, des Rechtsrucks und der beängstigend galoppierenden Zerstörung unseres Planeten flau wird und der Glauben an gesellschaftliche Weiterentwicklung schwindet, gibt es hoffnungsspendende Momente. Sie tun sich eher „von unten“ auf.

Vorige Woche in Berlin konnte ich bei Netzwerktreffen von „Performing for Future“ und mit bundesweit Aktiven des „Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit“ erleben, wie Engagement und kreative Lösungen bewegen und wirken. Parallel fand am HAU-Theater in Berlin „On Planetary Justice“ statt, eine Konferenz mit Kreativen aus der ganzen Welt, die sich ästhetisch-forschend mit den vielfältigen Fragen zur Bewältigung der Klimakrisen beschäftigten. Faszination trifft Irritation:

Warum werden trotz generellem zehnprozentigem Anstieg des Bundeskulturetats gesellschaftlich wichtige Prozesse beendet, wie die seit zehn Jahren bestehende Förderung des Bündnisses internationaler Produktionshäuser? Neben dem HAU gehören auch Orte in NRW wie das Tanzhaus NRW in Düsseldorf und PACT Zollverein in Essen dazu. Sie werfen mit kreativ-gesellschaftlichen Laboren wichtige gestaltende Blicke in die Zukunft und sind nun bedroht. Bund, Land, Stadt: Ich wünsche mir mehr Weitblick.

Was brauchen wir, um weniger degenerativ als regenerativ in Richtung Zukunft zu steuern? fragte eine Expertin für positive Zukunftsbilder in Berlin. „Wie kann die Kunst dem Konsumwahnsinn etwas entgegensetzen?“ hieß es beim ersten „Performing Circular“ in Utopiastadt, das sich mit Kreislaufpraktiken in der Kultur beschäftigte. Zu weniger Ressourcenverbrauch können das Teilen von Wissen und Materialien wie auch gemeinsame Plattformen beitragen. Weitere Kreise für Lust am Handeln zieht heute Abend ein „Performing Circular“-Treffen von 18 bis 21 Uhr in der Färberei: Mit dabei sind Kunstschaffende und Interessierte, die die Wiederverwertung von Materialien bereits künstlerisch nutzen, wie auch Fachleute für Materialinitiativen aus Bochum und Leipzig. Wer sich für das anfangs erwähnte „Culture x Climate“-Gespräch interessiert, kann es bald auf dem“ WDR 3 Forum – Kunst und Kultur im Diskurs“ nachhören. Auch konstruktive Kommunikation kann Kreise ziehen.