Offensiv gegen Russland

Ex-Geheimdienstchef: Das würde Putins Freunden schaden

04.12.2025 – 03:03 UhrLesedauer: 2 Min.

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Wladimir Putin an einem Computer: Viele Rechner in Russland haben Schwachstellen. (Symbolbild) (Quelle: Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa/dpa)

Sollte der Westen Cyberangriffe gegen Russland durchführen? Ein finnischer Experte sieht Gründe dafür.

Der ehemalige Chef des finnischen Geheimdienstes, Pekka Toveri, fordert proaktive Maßnahmen gegen die russische hybride Kriegsführung. „Wir haben Russland erlaubt, die Diskussionen in den sozialen Medien mit Fake News und Lügen zu kontrollieren. Wir sollten unsere eigene Informationskampagne starten, in der wir die falschen Behauptungen besser bekämpfen als heute“, sagte er in einem Interview mit dem Sender ntv.

Der Finne geht aber noch weiter: Er rät zu „eigenen Cybereinsätzen“. Pekka Toveri hat zwei Jahre lang den Nachrichtendienst beim finnischen Verteidigungskommando geleitet. Er ist jetzt Abgeordneter im EU-Parlament. Wie bereits Dänemark und Tschechien sollten auch andere Länder solche Attacken, die im Verborgenen durchgeführt werden, erlauben. Russische Angriffe seien zwar offensichtlich, aber selten gerichtsfest. Westliche Länder sollten denselben Regeln folgen, so Toveri.

So biete sich an, die Schwächen an russischen Computern zu nutzen. Viele Rechner arbeiten dort mit kopierten Windows-Lizenzen, die keine Updates bekommen, so der Ex-Chef der finnischen Militärspione. Dadurch würden sich Sicherheitslücken ergeben, die von westlichen Diensten ausgenutzt werden können.

Aber auch teure Autos aus westlicher Fertigung, wie sie von Putin nahestehenden Oligarchen gefahren werden, sind ein mögliches Ziel. „Wir können Putin und seinen Freunden die Software abstellen. So können wir auch Maschinen aus der Ferne stoppen. Das würde Putins Freunde wirklich ärgern: Wenn sie sich von ihrem Mercedes verabschieden und auf einen Lada umsteigen müssen“, sagte Toveri.

Als Beispiel für solche Attacken gab er die von russischen Soldaten gestohlenen landwirtschaftlichen Maschinen aus der Ukraine an. Diese seien dann einfach aus der Ferne abgeschaltet worden – und somit für Russland unbrauchbar. Dennoch gibt es für ihn auch rote Linien. Man dürfe keine nuklearen Systeme angreifen und auch keine Zugunfälle verursachen. Ziel sollten Oligarchen und Putin-Anhänger sein.

Im Oktober hatte auch der Grünen-Abgeordnete Anton Hofreiter gefordert, offensiver gegen Russland vorzugehen. Dabei gehe es nicht um Drohnenattacken oder Raketen. „Was wir allerdings dringend bräuchten, wären offensive Cyberkapazitäten“, sagte Hofreiter im ntv-Frühstart. „Dass man gegenüber Russland sagt: Wenn ihr hier weiter Scheiß baut mit Cyberangriffen, das können wir auch.“ Die Kapazitäten zu haben, würde schon reichen. „Das wäre mal eine effiziente Abschreckung“, so der Außenpolitiker.

Bei Welt TV äußerte sich der CSU-Politiker Florian Hahn Anfang November ähnlich. Er warnte vor zunehmender hybrider Kriegsführung gegen Europa. Er forderte stärkere Abschreckung und stellte die Frage, ob die Allianz künftig selbst aktiver reagieren muss, statt Angriffe nur abzuwehren.

Der Finne Toveri äußerte sich auch zu einem Szenario, in dem Putin nicht mehr an der Macht ist. „Wenn Putin morgen sterben würde, käme ein anderer Vertrauter aus dem inneren Kreis des Kremls, dem sogenannten Sistema, an die Macht, ein weiterer Kriminelle“, schätzt er ein.