Hamburg. In der Liga pfui, im Pokal hui! Trotz nur eines Sieges aus den letzten acht Zweitliga-Partien darf Holstein Kiel im DFB-Pokal weiter vom Finale träumen. Am Mittwochabend gewann die Mannschaft von Trainer Marcel Rapp im Achtelfinale im Elfmeterschießen mit 4:2 beim Bundesligisten Hamburger SV. Nach der Verlängerung hatte es 1:1 gestanden.
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Schon während der regulären Spielzeit (0:0) hatten die Störche gleich mehrere dicke Gelegenheiten liegen gelassen, ließen die rund 5500 mitgereisten KSV-Fans lange zittern. Umso größer war die Freude nach Abpfiff über das Weiterkommen.
„Das späte 1:1 war glücklich, aber ich habe mich sehr gefreut, den Ball so getroffen zu haben“, grinste KSV-Stürmer Phil Harres nach Spielende und lütftete noch ein Geheimnis: „Ich habe nur einen Elfmeter im Herren-Bereich bisher geschossen, damals bei Viktoria Berlin. Den habe ich in die Wolken gejagt und danach nie wieder geschossen. Ich wollte diesen Fluch unbedingt brechen.“
Bernhardsson fiel überraschend aus – Pyro nach zwölf Minuten
Die erste Hiobsbotschaft hatte die Störche schon vor dem Anpfiff erreicht: Alexander Bernhardsson musste nach Vereinsangaben mit einer Überbelastungsreaktion kurzfristig passen, stand gegen die Rothosen nicht einmal im Kader. Dafür sprang Lasse Rosenboom auf der rechten Außenbahn ein, zudem kehrte David Zec nach seiner Gelb-Sperre zurück.
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Im ausverkauften Volksparkstadion (57.000 Zuschauer) erwischten die Hausherren den besseren Start, setzten die Störche bereits früh im Spielaufbau unter Druck. Erstmals laut in der Arena wurde es nach zwölf Minuten, als beide aktiven Fanszenen ihren stillen Protest gegen schärfere Restriktionen gegen Fußball-Fans beendeten.
Harres und Kapralik vergeben dicke Chance zur Führung
Nach jeweils einer Halbchance auf beiden Seiten folgte nach knapp einer halben Stunde die bis dato beste Gelegenheit in der Partie: Adrian Kapralik steckte den Ball mustergültig hinter die Kette durch und fand den eingelaufenen Phil Harres, der im Eins-gegen-Eins-Duell mit Daniel Peretz allerdings das Nachsehen hatte (26.).
Zwei Minuten vor der Pause ließ die Rapp-Elf die nächste dicke Gelegenheit ungenutzt. Diesmal flankte John Tolkin von links in den Strafraum und fand im Fünfmeterraum Kapralik, der aus wenigen Metern völlig freistehend den Ball über den Querbalken köpfte (43.). Die Chancenverwertung, sie blieb auch gegen den HSV das bestimmende Thema bei den Störchen. Da aber auch die Rothosen im eigenen Stadion wenig zwingende Torgelegenheiten kreieren konnten, blieb es zunächst beim 0:0.
Beste Gelegenheiten – Jatta trifft zum Lucky-Punch
Die Störche blieben auch nach der Pause mutig. Keine fünf Minuten war der zweite Durchgang alt, als erneut Kapralik nur um Haaresbreite die Führung verpasste (50.). Nun wurden auch die Abschlüsse der Rothosen gefährlicher. So verpasste Rayan Philippe nach Zuspiel von Ransford Königsdörffer ebenfalls nur knapp die Führung (55.). Danach herrschte lange Zeit Leerlauf im Volkspark, ehe die Begegnung in der Schlussphase noch einmal Schwung aufnahm. Eine Viertelstunde vor dem Ende kam Fabio Viera plötzlich aus spitzem Winkel zum Abschluss, scheiterte aber am souveränen KSV-Pokalkeeper Timon Weiner (74.).
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Auf der Gegenseite ließ David Zec nach Tolkin-Eckball eine weitere Großchance ungenutzt (77.). Neun Minuten vor dem Ende hatte die KSV dann Dusel, dass Giorgi Gocholeishvili mit seinem Schuss nur den Außenpfosten traf (81.). Es ging rauf und runter. Nahezu im Gegenzug war der eingewechselte Niklas Niehoff für die KSV auf und davon, doch seinen Schuss lenkte HSV-Torwart Daniel Peretz mit einer Glanztat noch über die Latte (83.). Zwei Minuten vor Schluss dann Aufregung: Holstein forderte Elfmeter, Zec lag am Boden. Referee Welz entschied sich gegen einen Elfmeterpfiff. Auch der Video-Schiri kam zu keinem anderen Ergebnis. Verlängerung statt Last-Minute-Siegtreffer.
Harres trifft vom Punkt – Rapp: „Schwung mitnehmen“
In der Verlängerung erreichte die Spannung ihren Siedepunkt – wenn auch erst in den zweiten 15 Minuten. Aus KSV-Sicht kam es, wie es nach all den vertanen Chancen kommen musste: In der 107. Minute stand Bakery Jatta nach Hereingabe von Miro Muheim goldrichtig und netzte zum 1:0 für den HSV ein.
Die Entscheidung? Von wegen! In der 118. Minute gelang der KSV der späte Lucky-Punch! Phil Harres traf per Freistoß zum umjubelten 1:1-Ausgleich, der gleichzeitig auch das Elfmeterschießen bedeutete. Und dort behielt die KSV die Oberhand, weil Miro Muhheim vom Punkt Nerven zeigte, Timon Weiner gegen Aboubaka Soumahoro parierte und Phil Harres beim entscheidenden Strafstoß zum Sieg traf.
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Sehr zur Freude von KSV-Trainer Marcel Rapp, der konstatierte: „Das heute war besonders. Wir haben zuletzt viele Spiele knapp verloren. Heute sind wir zurückgekommen und haben am Ende auch etwas glücklich gewonnen. Wir müssen den Schwung und die Energie nun in die Liga mitnehmen.“
Hamburger SV – Holstein Kiel 2:4 n.E. (0:0, 0:0, 0:0, 1:1)
Hamburger SV: Peretz (3) – Ramos (3), Vuskovic (3), Torunarigha (3/97. Soumahoro 4) – Gocholeishvili (2/82. Dompe 3), Fabio Vieira (3), Remberg (3/64. Meffert/3), Muheim (2) – Philippe (4), Königsdörffer (4/97. Jatta 2), Rössing-Lelesiit (3/64. Sahiti 4).
Holstein Kiel: Weiner (2) – Zec (2), Ivezic (3), Komenda (2/78. Nekic 2) – Rosenboom (2/106. Müller 3), Knudsen (3), Davidsen (3/60. Schwab 3), Tolkin (2) – Therkelsen (2/78. Niehoff 3) – Harres (1) Kapralik (3/94. Köster 3).
Schiedsrichter: Tobias Welz (Wiesbaden) –
Tore: 1:0 Jatta (107.), 1:1 Harres (118.) –
Gelbe Karten: Remberg, Torunarigha, Meffert / Davidsen, Rosenboom, Ivezic, Nekic, Tolkin –
Zuschauer: 57.000.
Torschüsse: 20 / 19
Ballbesitz: 54 Prozent / 46 Prozent
Zweikämpfe: 50 Prozent / 50 Prozent
Passquote: 84 Prozent / 77 Prozent
Fouls: 14 /15
Ecken: 4 / 8
xGoals: 1,28 / 1,85
KN