
AUDIO: Umgang mit der AfD spaltet Niedersachsens Agrarwirtschaft (1 Min)
Stand: 04.12.2025 10:16 Uhr
Landtagsabgeordnete werden am Donnerstag bei einer Veranstaltung vom Landvolk Niedersachsen über die Zukunft der Landwirtschaft diskutieren. Eine NDR-Abfrage zeigt, wie unterschiedlich die Agrarverbände den Umgang mit der Partei handhaben.
Geplant ist ein Polit-Talk zur zukünftigen Ausrichtung der Landwirtschaft. Nach Angaben des Landvolks Niedersachsen soll erörtert werden, wie eine Agrarpolitik in Zukunft aussehen kann. Dazu seien alle agrarpolitischen Sprecher aus dem Landtag eingeladen worden, auch die AfD. Für Veranstaltungen des Landvolks ist das nicht neu. Zuletzt hatte der Bundesverband der Familienunternehmer angekündigt, sich für Gespräche mit der AfD zu öffnen und damit bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. In der Wirtschaft entbrannte daraufhin eine Diskussion zum Umgang mit der Partei.

Der Bundesverband der Familienunternehmer prüft den Kurs zur AfD. In Niedersachsen ist die Haltung uneinheitlich.
Einige Verbände mit klarer Abgrenzung
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft erklärt, die AfD liefere „keine relevanten Beiträge“ und arbeite „populistisch“. Deshalb gebe es keinerlei Austausch. Auch Bioland e.V. hält Abstand: „Wir lehnen Hassrede und demokratiefeindliche Positionen ab“, sagt Sprecherin Susanne Rihm. Gemeinsame Terminen kämen daher nicht infrage. Ähnlich verhält sich auch der Bundesverband Deutscher Milchbauern. AfD-Abgeordnete würden nicht eingeladen werden, sagt Sprecher Hans Foldenauer. „Wir führen keine Gespräche und erwarten auch in den Regionen dieselbe Zurückhaltung.“
Unterschiedliche Reaktionen der eingeladenen Fraktionen
Die Grünen äußern vor der Veranstaltung deutliche Bedenken. Einladungen an die AfD sehe man kritisch, weil damit Feinden der Demokratie eine Bühne gegeben werde, erklärt Agrarsprecher Pascal Leddin auf Anfrage von NDR Niedersachsen. „Die AfD vertritt keine konstruktive Agrarpolitik, sondern betreibt systematische Spaltung, Hetze gegen Minderheiten und stellt unsere demokratischen Institutionen infrage.“ Die SPD zeigt sich hingegen überrascht. Sie betont zugesagt zu haben, ohne zu wissen, dass die AfD teilnehmen wird. Die CDU erklärt, dass das niedersächsische Landvolk zu seiner Mitgliederversammlung einlade und darüber entscheide – nicht die CDU-Fraktion. „Wir stellen uns dem politischen Diskurs im neuen Format des Landvolks und überlassen die Deutungshoheit über die Zukunft der niedersächsischen Landwirtschaft nicht anderen“, heißt es von einem Sprecher der Fraktion.
Kontakt – aber keine Zusammenarbeit
Der Bauernverband Nordostniedersachsen berufe sich bei seinen Einladungen auf die in der Satzung festgelegte „parteipolitische Neutralität“, erklärt ein Sprecher. Darüber hinaus gebe es aber keine Berührungspunkte. Das Landvolk selbst begründet den Grund für die Einladung nicht weiter. Schriftlich heißt es: „Unser Umgang mit der AfD beschränkt sich auf das protokollarisch gebotene Maß.“ Das bedeute, dass die Einladung zu manchen Veranstaltungen über Verteiler an alle Parteien geschickt werden.
Breites Spektrum – und wenig Einheitlichkeit
Die Verbände bewegen sich damit zwischen klarer Distanz und pragmatischer Beteiligung. Eine grundsätzliche Offenheit hat jedoch keiner der Verbände offen kommuniziert. Die AfD-Fraktion betont auf Anfrage: „Ein Austausch sollte in einer Demokratie auch normal sein.“ „Gerade in einer Zeit, wo unser Land unter massiven Problemen leidet – auch in der Landwirtschaft – ist es umso wichtiger, dass die ganze Bandbreite agrarpolitischer Impulse gehört wird“, erklärt Alfred Dannenberg, agrarpolitischer Sprecher der AfD-Fraktion, der auch an der Veranstaltung teilnehmen wird.

Die Wirtschaftspolitik der AfD gefährdet Arbeitsplätze, meint Annette Deutskens. Das wüssten auch die Familienunternehmer.

Weitere Firmen im Norden äußern Kritik am Familienunternehmerverband wegen dessen Öffnung für Gespräche mit der AfD. Andere unterstützen diese Position.

Niedersachsen ist in der Jugendorganisation am stärksten vertreten. „Generation Deutschland“ will bundesweit Strukturen schaffen.