In der jüngeren Vergangenheit machte das Gebäude des ehemaligen KZ-Außenlagers „HASAG Leipzig“ in der Kamenzer Straße immer wieder Schlagzeilen, weil sich hier Rechtsextreme einmieteten und ein Kampfsportzentrum betrieben und regelmäßig Rechtsrockkonzerte veranstalteten. Dem sollte eine Petition einen Riegel vorschieben.

Denn das Gebäude war Teil des KZ-Außenlagers Buchenwald auf dem Gelände der HASAG. Ein Kapitel, an das die Arbeit der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig (GfZL) erinner, die sich jetzt über eine Reaktion der Leipziger Denkmalschutzbehörde freuen kann.

Denn das Gebäude Kamenzer Straße 12 wird unter Denkmalschutz gestellt. Das gab die Stadt Leipzig in der vergangenen Woche bekannt. Der Denkmalschutz wird nach einer „erneuten bauhistorischen Prüfung des Objektes Kamenzer Straße 12“ erteilt. Diese Prüfung hatte der Stadtrat 2024 auf Initiative der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig (GfZL) beschlossen.

In einer Petition thematisierte sie die Nutzung des ehemaligen KZ-Gebäudes durch Neonazis und forderte die Übernahme des Gebäudes in die öffentliche Hand sowie die Erhaltung und denkmalpflegerische Untersuchung der historischen Bausubstanz. Die Petition hatten 2022 mehr als 1.500 Menschen unterzeichnet.

Nun liegen der Stadt die Ergebnisse des neuen Gutachtens vor. Darin wird das Gebäude in der Kamenzer Straße 12 zu einem „Zeugnis von nationalem und internationalem Rang mit hoher Bedeutung für Sachsen und Leipzig“ erklärt. Das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen hat daraufhin entschieden, das Gebäude jetzt doch unter Denkmalschutz zu stellen, nachdem es die Denkmalwürdigkeit zunächst nicht feststellen konnte.

Die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig begrüßt diesen Schritt ausdrücklich.

„Die Nutzung des früheren KZ-Geländes durch Neonazis ist unwürdig und nicht hinnehmbar. Auch wenn es bedauerlich ist, dass es bisher nicht gelang, das Gebäude in öffentliche Hand zu überführen, ist der Denkmalschutz ein wichtiger Meilenstein. Dadurch wird die Bedeutung des Objekts anerkannt und sichergestellt, dass die historische Bausubstanz erhalten bleibt“, erklärt Anne Friebel, Mitarbeiterin der GfZL.

„Wir danken den Erstunterzeichner/-innen und den 1.500 Unterstützer/-innen unserer Petition und wünschen uns, dass die Ergebnisse der Untersuchung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und die Stadt Leipzig das Gutachten veröffentlicht.“

Die von der Stadt Leipzig veröffentlichte Aussage, die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig sei seit April 2025 mit dem Eigentümer des Gebäudes in Kontakt und verhandele über eine mögliche Einmietung, weist die Gedenkstätte freilich ausdrücklich zurück. „Unter den derzeitigen Bedingungen ist eine Einmietung oder ein Austausch mit dem Privateigentümer für uns völlig ausgeschlossen“, so Anne Friebel.

Die Geschichte der Kamenzer Straße 10 und 12

In der Kamenzer Straße 10 und 12 befand sich zwischen Juni 1944 und April 1945 das KZ-Außenlager „HASAG Leipzig“.

Mit mehr als 5.000 weiblichen KZ-Gefangenen war es das größte Frauenaußenlager des KZ Buchenwald. Zudem wurde im Herbst 1944 ein Lager für 700 männliche KZ-Gefangene eingerichtet. Die hier inhaftierten Frauen und Männer wurden gezwungen, für den größten sächsischen Rüstungskonzern HASAG (Hugo Schneider AG) Waffen und Munition herzustellen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Werksgelände der HASAG von der Sowjetischen Besatzungsmacht beschlagnahmt. Die Baracken des Außenlagers wurden demontiert, die Fabrikhallen geräumt und die meisten Gebäude gesprengt – doch das Gebäude in der Kamenzer Straße 12 blieb erhalten. In der DDR nutzte der VEB ABUS Förderanlagen Leipzig das Gelände.

Das Gebäude in der Kamenzer Straße 12 ist das einzige heute noch erhaltene bauliche Relikt eines KZ-Außenlagers in Leipzig und damit ein Ort von herausragender historischer Bedeutung. Seit 2007 ist das Gelände in Privatbesitz und fiel wiederholt durch neonazistische Aktivitäten wie Rechtsrock-Konzerte oder rechtsradikal motivierte Kampfsporttrainings auf.