Während seines Besuchs bei der 27. Gebirgsjägerbrigade (27e BIM) in Varces-Allières-et-Risset in der Region Auvergne-Rhône-Alpes am 27. November hat der französische Staatspräsident Emmanuel Macron die Einrichtung eines freiwilligen Wehrdienstes von zehn Monaten ab Sommer 2026 angekündigt. „Wir“, so das Staatsoberhaupt, „können nicht zu den Zeiten der allgemeinen Wehrpflicht zurückkehren, aber wir benötigen die Fähigkeit zur Mobilisierung – Mobilisierung der Nation, um sich zu verteidigen, nicht gegen diesen oder jenen Gegner, sondern um sich bereit zu halten und um respektiert zu werden.“
Die französischen Streitkräfte sollen künftig über einen freiwilligen Wehrdienst verfügen.
Foto: Armée de Terre, H. Sindic
Macron bezeichnete diese Form des Wehrdienstes als „hybride Armee.“ Dieser nationale Dienst, so der Präsident, „wird inspiriert von der Praxis unserer europäischen Partner, insbesondere von Norwegen. Zur Stunde, wo alle unsere Verbündeten voranschreiten gegenüber einer Bedrohung, die auf uns allen lastet, kann Frankreich nicht regungslos bleiben.“
Dieses künftige Kräftedispositiv verfolge drei Ziele, so Macron: erstens „den Pakt zwischen unserer Nation und den Streitkräften zu verstärken“, zweitens „die Widerstandsfähigkeit unserer Nation zu stärken“ und drittens „die Ausbildung unserer Jugend zu festigen.“ Im Fokus stehen dabei die 18- und 19-jährigen. Die Möglichkeit, sich zu bewerben, soll bis zu einem Alter von 25 Jahren bestehen. In den kommenden Jahren stünden für den freiwilligen Wehrdienst mehr als zwei Milliarden Euro zur Verfügung. Für den Sommer des kommenden Jahres sollen 3.000 Jugendliche ausgewählt werden. 2030 sollen es 10.000 sein bei einem Endziel von 50.000 im Jahr 2035. Zumindest vorerst bleibt aber die Wehrpflicht ausgesetzt.
Staatspräsident Emmanuel Macron (r.u.) während seiner Ansprache in Varces.
Foto: Ministère des Armées et des Anciens combattants
Rückblick
1997 wurde unter Präsident Jacques Chirac die Aussetzung der Wehrpflicht bis Ende 2002 beschlossen – also deutlich früher als in Deutschland. Ab Mitte 2001 wurden vorzeitig keine Wehrpflichtigen mehr eingezogen und seit Anfang 2002 sind die französischen Streitkräfte eine Freiwilligenarmee. Es besteht aber weiterhin die Pflicht zur Wehrerfassung, die auch auf junge Frauen ausgeweitet wurde.
Wie Ipsos und CESI École d’ingénieurs am 15. März dieses Jahres berichten, haben sie bei einer Umfrage für die Tageszeitung „Le Parisien“ herausgefunden, dass 86 Prozent der Franzosen eine Rückkehr zum Wehrdienst befürworten würden. Davon sprachen sich 53 Prozent für eine Wehrpflicht aus, während 33 Prozent nur einen freiwilligen Wehrdienst akzeptieren würden. Für Aufsehen und Kritik sorgte vor wenigen Tagen die Bemerkung von General Fabien Mandon, Generalstabschef der französischen Streitkräfte, wonach „unser Land schwach wird, weil es nicht bereit ist, seine Kinder zu verlieren.“
Gerd Portugall

