Das nennt man dann wohl ein Herumeiern auf hohem Niveau, welches das Amt für Stadtgrün und Gewässer da auf eine Anfrage der SPD-Fraktion zum „Investitions- und Pflegeaufwand für unterschiedliche Wege im Grünen“ geliefert hat. Eine Anfrage, die nach all den Querelen um sandgeschlämmte oder asphaltierte Radwege einmal mehr zeigte, dass das Interesse an Radwegen im Grünflächenamt denkbar gering ist.

Und das wird zum Problem, wenn Hauptradwege durch Parks verlaufen. Ein Thema, das SPD-Stadtrat Andreas Geisler so richtig mag.

Denn er hat schon mehrfach nachgefragt zu diesem Thema. Und jedes Mal ausweichende oder unzureichende Antworten bekommen. Nicht nur was den Unwillen des Grünflächenamtes betrifft, wichtige Radhauptrouten wie den Elsterradweg am Elsterflutbett endlich zu asphaltieren und damit dauerhaft für Radfahrer nutzbar zu machen. Sondern auch die Tatsache betreffend, dass sandgeschlämmte Wege bei starker Belastung schneller verschleißen und die Stadt gar nicht hinterherkommt, diese Sandwege regelmäßig zu sanieren.

„Die SPD-Fraktion hat in zwei Nachfragen (VIII-F-01604 und VIII-F-01714) zu wassergebundenen (Schotter)Decken in Erfahrung bringen können, dass ‚vorsorgliche Instandhaltungsmaßnahmen [von wassergebundenen Wegedecken] nicht flächendeckend geleistet werden‘ können.

Und obwohl bekannt ist, dass durch Beregnung die Staubbildung und Abnutzung bei längeren Trocknungszeiten vermieden werden kann, erfolgt auch diese regelmäßig nicht. Zunehmende Extremwetterereignisse werden die wassergebundenen Wegedecken weiter stark beanspruchen, während das Budget für die Pflege dem bisher keine Rechnung trägt“, formulierte die SPD-Fraktion das Problem in ihrer Anfrage.

„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir die vorhandenen Wege in Park- und Grünanlagen auf Verschleiß fahren und sich die Probleme mit der Beschaffenheit der Wege in Zukunft eher noch vergrößern werden. Vielleicht ist es Zeit, hier im Grundsatz umzusteuern und die langfristigen Instandsetzungskosten sinnvoll zu reduzieren.“

Eigentlich deutlich genug. Da hätte sich der zuständige Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal durchaus besser präparieren können für die Fragestunde in der Ratsversammlung am 26. November. Doch auf die hartnäckigen Nachfragen von SPD-Stadtrat Andreas Geisler hatte er keine Antworten parat.

Antworten, die sich auch mit einer geldwerten Differenz beschäftigten müssten zwischen der Anlage eines haltbaren Asphaltweges und den Dauerkosten eines sandgeschlämmten Weges. Dass Geisler die mitgelieferten Zahlen aus dem Amt für Stadtgrün und Gewässer nicht so recht glaubte, machte er mehr als deutlich.

Scheitern an Nutzungskonflikten

Und dass es da im Amt für Stadtgrün und Gewässer ein Problem gibt, das Thema überhaupt zu verstehen, machte in der Antwort des Amtes schon allein dieser Satz deutlich: „Asphaltgebundene Bereiche in Park- und Grünanlagen erzeugen Nutzungskonflikte und/oder Verdrängungseffekte, die berücksichtigt werden müssen. (zusätzliche Nutzer: Inliner, E-Roller etc.).“

Als hätte sich der antwortende Sachbearbeiter einfach mal auf den Kopf gestellt, um die richtige Perspektive einzunehmen. Denn wer die Wege durch die Leipziger Parks nutzt, weiß, dass der Nutzungsdruck und die Konflikte nicht durch die Asphaltdecke ausgelöst werden, sondern schlicht durch die tatsächliche Nutzungsintensität. Die inzwischen für einige Dauerzählstellen wie am Heuweg auch auf der Homepage der Stadt ausgewiesen wird.

Nicht grundlos nannte Geisler in seine Nachfrage den Heuweg, wo es an der Kreuzung mit dem Elsterradweg sogar eine Doppelzählstelle gibt. Hier bekam der Elsterradweg, dessen Sanddecke längst bis auf den Schotter abgefahren war, endlich eine Asphaltdecke.

Vermessungsprobleme

Es ist ja nicht so, dass die Stadtverwaltung nicht weiß, wo offizielle Radhauptrouten durch Leipziger Parks und Auwald führen. Wahrscheinlich hätte der Sachbearbeiter aus dem Grünflächenamt dazu einfach mal im Mobilitäts- und Tiefbauamt nachfragen müssen.

Aber in der Antwort stellte er sich tatsächlich so, als wäre das eine unauflösbare Aufgabe, darauf eine Antwort zu finden: „Es wurden verschiedene Layer aus dem Geographischen Informationssystem der Stadt (Leipzig GIS) und digitalen Unterlagen zum fortgeschriebenen Hauptnetz Rad abgeglichen. Aus technischen Gründen konnte nicht zwischen Wegen im Wald und Wegen in Park- und Grünanlagen unterschieden werden.“

Es ist schon erstaunlich, dass Andreas Geisler bei so einer Antwort nicht deutlich emotionaler geworden ist. Aber die Antwort erzählt eben auch davon, dass das Thema belastbare Radwege im Amt für Stadtgrün und Gewässer einfach niemanden interessiert. Man arbeitet sogar mit Uraltverträgen, die überhaupt nicht mehr gewährleisten, dass für die Wegepflege in den Parks überhaupt noch genug Geld bereitsteht.

In der Antwort hieß es zum Beispiel: „Die Instandhaltung der Wege in öffentlichen Park- und Grünanlagen in der Stadt Leipzig wurde mit der Leistungsvereinbarung aus dem Jahr 2003 an den Eigenbetrieb Stadtreinigung übertragen. Hier wurde eine pauschale Finanzierung vereinbart. Sie umfasst alle übertragenen Tätigkeiten der Instandhaltung der Park- und Grünanlagen, eine aufgeschlüsselte Kostenplanung besteht nicht.“

Ein Thema, das Geisler auch nachfragte. Denn dass die bereitgestellten Gelder, die 2003 noch genügten, im Jahr 2025 schlicht nicht ausreichen – und dahingehend hat sich ja auch die Stadtreinigung schon geäußert – liegt auf der Hand.

Nebelhafte Pflegekosten

Genauso wie auf der Hand liegt, dass Asphaltwege bei starker Nutzung als Radhauptroute deutlich länger halten als jede Sandschlämmung.

Deswegen war auch die Antwort zu den Pflegekosten von geschlämmten Parkwegen schlichtweg irreführend: „Das Amt für Stadtgrün und Gewässer meldet in Abstimmung mit dem Eigenbetrieb Stadtreinigung Leipzig für die Neuanlage von Park- und Grünanlagen regelmäßig Folgekosten in Höhe von ca. 10 % der Herstellungskosten an.“

Was schon deshalb nicht genügt, weil dem gar nicht die nötigen Gelder gegenüber stehen und gerade stark genutzte Wege deutlich schneller abgefahren sind und Reparaturen benötigen. Anders als Asphaltwege, für die das Amt 5 Prozent der Baukosten als Pflegekosten für zehn Jahre anmeldet. Was locker reicht, denn diese Wege halten deutlich länger.

Aber zumindest machte die Antwort aus dem Amt für Stadtgrün und Gewässer deutlich, dass man dort nicht einmal ansatzweise eine Vorstellung davon hat, welche Wege mit welcher Länge im Leipziger Grün als Radhauptroute genutzt werden und wie man den Pflegeaufwand hier mit der Anlage von Asphaltdecken deutlich senken könnte. Deutlich stärker, als es die Schreibtischrechnung in der Antwort deutlich machte.

Und da Heiko Rosenthal zu diesem Thema wieder in Ausschüssen berichten will, in denen Andreas Geisler nicht sitzt, wird der SPD-Stadtrat zu dem Thema wohl immer wieder Anfragen stellen, bis sich die Ämter endlich darauf verständigen, die Hauptrouten des Leipziger Radnetzes wie Hauptrouten zu behandeln und sich nicht auf Nutzungskonflikte herausreden, die mit der Deckenbeschichtung des Weges nichts zu tun haben.