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Eine der letzten ostdeutschen Handelsketten mit rund 200 Mitarbeitern muss Insolvenz anmelden. (Symbolbild) © Zoonar.com/Marvin Samuel TOLENTINO-PINEDA/imago
Eine der letzten ostdeutschen Handelsketten mit rund 200 Mitarbeitern muss Insolvenz anmelden. Der Konkurrenzkampf wird zunehmend härter.
Dingelstädt – Die Betreiberin DEC Handelsgesellschaft hat für den Haushaltsdiscounter Groschen-Markt einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Mit seinen vier Standorten, Brandenburg, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt, zählt Groschen-Markt zu einer der traditionsreichsten Handelsketten in Ostdeutschland. Doch der Wettbewerbsdruck wurde zu groß.
Handelskette aus Ostdeutschland ist insolvent – 200 Mitarbeiter betroffen
Der vorläufige Insolvenzverwalter Olaf Spiekermann will sich zusammen mit seinem Team einen Überblick über die wirtschaftliche Situation des Unternehmens verschafft. Die 47 Filialen bleiben geöffnet. „Die Zahlung der Löhne und Gehälter werde ich über das Insolvenzausfallgeld für die Monate Dezember 2025 bis Februar 2026 über einen Antrag bei der Agentur für Arbeit sicherstellen“, sagt Spiekermann laut Mitteilung seiner Kanzlei Brinkmann & Partner. Die rund 200 Mitarbeitenden würden kurzfristig über das Verfahren in einer Mitarbeiterversammlung umfassend informiert.
Die DEC Handelsgesellschaft habe bereits vor einigen Monaten erste Sanierungsmaßnahmen gestartet. „Die bereits eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen sollen weiter umgesetzt werden, um den Fortbestand des seit über 30 Jahren bestehenden Unternehmens zu sichern“, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Spiekermann.
Insolvenzwelle rollt weiter – Einzelhandel leidet besonders unter der Krise
Die Insolvenzwelle in Deutschland verschlimmert sich, besonders der Einzelhandel ist betroffen. Von August 2024 bis August 2025 habe es in der Branche 2490 Insolvenzen gegeben, wie aus einer jüngst veröffentlichten Untersuchung des Kreditversicherers Allianz Trade hervorgeht. Damit sei der Negativrekord von 2520 Pleiten zwischen Oktober 2015 und Oktober 2016 nur knapp verfehlt worden.
Besonders Billighändler wie Shein und Temu setzen den Unternehmen zu. Die Europäische Union will deshalb chinesischen Online-Händlern wie Shein, Temu und AliExpress das Geschäft nach scharfer Kritik erschweren. Die EU-Finanzminister einigten sich darauf, Zölle auf Billigpakete „so bald wie möglich im Jahr 2026“ einzuführen. Das dürfte den scharfen Wettbewerb durch chinesische Marktplätze mindern. „Die geplante Steuerregelung hilft den hiesigen Einzelhändlern, ist aber auch kein Allheilmittel“, sagt Branchenexperte bei Allianz Trade, Guillaume Dejean. Das Interesse chinesischer Einzelhändler am großen europäischen Verbrauchermarkt könne Investitionen in Deutschland über Fusionen und Übernahmen oder Gemeinschaftsunternehmen nach sich ziehen.
Trend der steigenden Insolvenzen setzt sich laut Experte fort
Der Einzelhandel kämpfe noch immer mit den tiefgreifenden Veränderungen seines Geschäftsmodells, die während der Pandemie begonnen haben, sagte Dejean. „Um dem verstärkten Wettbewerb durch große Online-Marktplätze standzuhalten, müssen Einzelhändler massiv in digitale Kanäle, datengestütztes Merchandising und innovative Technologien für den Ladenbau investieren.“
Zudem rechnet Dejan weiterhin mit steigenden Insolvenzen. Vor allem Einzelhändler im Textilbereich würden bereits am seidenen Faden hängen. „Insofern dürfte sich der Trend von steigenden Insolvenzen hierzulande weiterhin fortsetzen, und eine weitere Konsolidierung der Branche ist wahrscheinlich“, betonte Dejean. (Quellen: Mitteilung Brinkmann & Partner, dpa)