Nach der Freilassung des algerisch-französischen Schriftstellers Boualem Sansal belastet die Inhaftierung eines französischen Journalisten das Verhältnis zwischen Paris und Algier. Der französische Präsident Emmanuel Macron äußerte sich am Donnerstag „zutiefst besorgt“, nachdem ein Berufungsgericht in Tizi Ouzou den Sportreporter Christophe Gleizes am Mittwoch von Neuem zu sieben Jahren Haft verurteilte.
Der 36 Jahre alte Gleizes war im Juni während Recherchen zum wichtigsten Fußballklub in der Kabylei festgenommen worden. Die algerischen Behörden klagten ihn wegen „Terrorismus-Verherrlichung“ an. Gleizes wird vorgehalten, Kontakt zu Fußballern aufgenommen zu haben, die wiederum der Autonomiebewegung der Kabylei nahestehen sollen. Die algerische Staatsführung bekämpft alle Autonomiebestrebungen der dort lebenden Berber, der Chef der Bewegung lebt in Frankreich im Exil.
Paris hatte auf bessere Beziehungen gehofft
„Wir werden bei den algerischen Behörden darauf hinwirken, dass Christophe Gleizes so schnell wie möglich freigelassen wird und nach Frankreich zurückkehren kann“, teilte der Élysée-Palast am Donnerstag mit. Innenminister Laurent Nuñez verurteilte im Fernsehsender France 2 die Entscheidung des algerischen Berufungsgerichts.
Nach der Begnadigung des Schriftstellers Sansal dank deutscher Vermittlung hatte Frankreich auf ein besseres Verhältnis zu Algerien gehofft. Der Innenminister gestand ein, dass er nicht wie geplant nach Algier reisen werde, solange Gleizes in Haft sei. „Die Reise wird später stattfinden“, sagte er. Die Eltern des Journalisten appellierten an die französische Regierung, nichts unversucht zu lassen, um ihren Sohn freizubekommen. Gleizes hat acht Tage Zeit, um ein Kassationsverfahren anzustrengen. Sein Anwalt erwähnte ebenfalls die Möglichkeit, ein Gnadengesuch an den algerischen Präsidenten zu richten.
Seit Präsident Macron den Vereinigten Staaten gefolgt ist und sich im Konflikt um die West-Sahara auf die Seite Marokkos geschlagen hat, ist das Verhältnis zu Algier gestört. Schriftsteller Sansal sieht für die willkürliche Festnahme von Intellektuellen und Journalisten aber noch tieferliegende Gründe. Seit der Unabhängigkeit Algeriens seien mehr als 60 Jahre vergangen, „aber die Rhetorik des Befreiungskrieges ist noch immer in Gebrauch“, sagte Sansal in Paris.