Die Welt ist so vernetzt wie nie, und doch ist Einsamkeit eines der großen Themen unserer Zeit. Lange wurde das Phänomen als ein Problem im hohen Alter betrachtet. Doch spätestens seit der Coronapandemie wird in der Öffentlichkeit immer häufiger diskutiert, dass Einsamkeit Menschen jeden Alters treffen kann. Das zeigt auch die Statistik: Laut Bundeszentrale für politische Bildung gab bei einer Umfrage im Jahr 2022 jede sechste Person (16 Prozent) an, häufig einsam zu sein. Das entspricht mehr als zwölf Millionen Menschen in Deutschland. Dabei lässt sich etwas gegen Einsamkeit unternehmen – in Düsseldorf gibt es sogar eigens eine Initiative dafür.
Bei „Hallo Nachbar“ unterstützen Ehrenamtliche und angestellte Mitarbeiterinnen Menschen in der Stadt, die mit Einsamkeit zu kämpfen haben. Im besten Sinne Nachbarschaftshilfe also – in einer Stadt mit mehr als 600.000 Einwohnern, in der mancher aber trotzdem kaum seine Nachbarn kennt. Das Projekt läuft schon seit einigen Jahren, sogar deutlich vor der Coronazeit wurde es 2013 von Ehrenamtlichen im Verein ins Leben gerufen. „Hallo Nachbar!“ ist ein Projekt des Vereins „Vision:teilen“, das man in Düsseldorf auch mit einem zweiten Angebot kennt: dem Gutenachtbus für Obdachlose.
Das Herz des Projektes sind wie so oft die Ehrenamtlichen – und die müssen häufig gar nicht viel mehr mitbringen als Zeit und ein offenes Ohr. Seit 2013 waren mehr als 300 Menschen für die Initiative tätig, mittlerweile sind es eigenen Angaben zufolge über 120. Die Ehrenamtlichen haben ganz unterschiedliche Berufe und Hintergründe, sind zwischen 22 und 85 Jahre alt und im Prinzip so bunt wie Düsseldorf selbst.
Es sind Geschichten wie die einer Frau, die es nicht mehr alleine zum Friedhof geschafft hat, mit denen die Macher von „Hallo Nachbar“ erklären, was genau ihr Ziel ist. Ihre beste Freundin war schon vor längerer Zeit gestorben – gemeinsam sind sie früher oft zum Friedhof gegangen, wo sowohl ihr Mann als auch der ihrer Freundin begraben war. Danach ging sie über einige Wochen allein, doch sie merkte, dass es immer beschwerlicher wurde. Das Schweigen setzte ihr zu, dann kam noch die Sache mit der Osteoporose und ihre Angst, sie könnte sich etwas brechen, wenn sie allein unterwegs war. Dann entdeckte sie ein Plakat der Initiative, fasste sich ein Herz und meldete sich bei „Hallo Nachbar!“ Dort traf sie Claudia, die sie fortan begleiten sollte. Keine Einsamkeit beim Weg zum Friedhof. Und wenn es regnet, bleiben sie einfach daheim – und trinken gemeinsam einen Kaffee.
„Die Menschen, denen wir helfen, sind unsere Nachbarn. Sie bringen ganz unterschiedliche Lebenslagen und Geschichten mit“, erklären die Macher des Projekts. „Die Ehrenamtlichen und Mitarbeiter öffnen Türen, indem sie die Menschen zuhause besuchen oder mit ihnen zu Behörden oder Einrichtungen sowie Angeboten im Stadtteil gehen.“ Dazu gibt es die Hilfe von Sozialarbeiterinnen, die Kontakte zu Ämtern herstellen oder gemeinsam Termine wahrnehmen.
Wer merkt, dass er selbst von Einsamkeit betroffen ist, kann sich unter Telefon 0211 153060 bei der Initiative melden. Zudem gibt es regelmäßig stattfindende Nachbarschaftscafés. Die Termine – und alle Informationen, wie man vielleicht selbst zum Helfer werden kann, gibt es im Internet unter: www.hallonachbar.org