Wer zum Release des letzten großen First-Person-Abenteuers der Kopfgeldjägerin Samus Aran, „Metroid Prime 3: Corruption„, geboren wurde, ist inzwischen stolze 18 Jahre alt. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen der Fans an „Metroid Prime 4: Beyond“, das am 4. Dezember 2025 exklusiv für die Nintendo Switch und deren Nachfolger Switch 2 erscheint. Die Entwicklungsgeschichte zeigt jedoch einige Dämpfer. Nachdem das Game bereits auf der Spielemesse E3 im Jahr 2017 angekündigt worden war, folgte zwei Jahre später ein Studiowechsel, was selten ein gutes Zeichen ist. Mit den legendären Retro Studios, die schon die ersten drei Teile umsetzten, und Kensuke Tanabe, dem Producer der Originaltrilogie der Ego-Serie, wurde jedoch ein starkes Team eingesetzt. Mehr als acht Jahre nach der Enthüllung präsentiert sich „Metroid Prime 4: Beyond“ nun als würdiger Nachfolger, wobei auch in der getesteten Switch-2-Fassung nicht alles Gold ist, was glänzt.
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Heilsbringer auf linearen Pfaden
Die Geschichte von „Metroid Prime 4“ ist chronologisch nach den drei vorherigen First-Person-Vorgängern und noch vor dem klassischen 2D-Teil „Metroid 2: Return of Samus“ aus dem Jahr 1992 (Europa-Veröffentlichung) angesiedelt. Die wie üblich stumme Protagonistin und Kopfgeldjägerin Samus Aran strandet unfreiwillig auf dem bislang unerforschten Planeten Vierows, wo sie eine uralte Alien-Spezies namens Lamorn entdeckt. Diese hält Samus für eine Art Heilsbringerin und gewährt ihr nach und nach Zugriff auf verschiedene psychokinetische Kräfte sowie technologische Errungenschaften, darunter ein futuristisches Motorrad namens ViOLa. Beide Seiten helfen sich gegenseitig, wobei Samus nach fünf Teleportsteinen sucht, die ihr die Flucht von dem unwirtlichen Planeten ermöglichen sollen.

Zu den absoluten Highlights des Spiels zählen die meist monströsen Bosse wie diese Lava-Schlange.
Foto: Nintendo, Medienagentur plassma
Die Spielwelt besteht vornehmlich aus sechs Teilen: den fünf Dungeons, in denen sich die Teleportsteine befinden, sowie einer weitläufigen Wüste, die diese miteinander verbindet. In der Wüste gibt es zahlreiche optionale Aufgaben und versteckte Boni. Über diese können Sie zusätzliche Upgrades für Lebensenergie und maximalen Munitionsvorrat erhalten. Raum zur lohnenswerten Erkundung gibt es dort also durchaus. Die Wüste dient vor allem dazu, mit dem Motorrad zwischen den Dungeons hin und her zu reisen. Der Kernverlauf der Handlung ist dabei ziemlich linear angelegt. In welcher Reihenfolge die fünf „Tempel“ betreten und abgeschlossen werden können, ist klar festgelegt. Wie für die Reihe üblich ist dies stark mit dem – ebenfalls sehr genau festgelegten – Erwerb neuer Fähigkeiten, Munitionstypen und Gadgets verknüpft. Die Freiheit ist also bei Weitem nicht so groß wie in manchen der 2D-Teile der Reihe. Das ist erst einmal nicht weiter störend. Die Entwickler organisieren in „Metroid Prime 4“ jedoch ein möglichst zeitaufwendiges Hin und Her, sodass das reguläre Storyende erst nach rund zwölf statt bereits nach zehn Stunden erreicht wird.

Heldin Samus erwirbt sehr regelmäßig neue Fähigkeiten. Mit dem Lasso kann sie bestimmte Objekte heranziehen oder abreißen. Ein Upgrade für diesen Skill ermöglicht das Schwingen an Ankerpunkten.
Foto: Nintendo/ Medienagentur plassma
Reiches Angebot an Fähigkeiten
Der mögliche Ärger über die letztlich leichte Spielzeitstreckung legt sich allerdings schnell in Anbetracht der hohen Frequenz, in der Samus neue Fähigkeiten erhält. Dazu zählen auch eine Reihe bekannter Skills wie der aktive Wechsel in die Morph-Ball-Form. In dieser können sich die Spieler wie auf einem Flipper-Tisch als Kugel durch enge Öffnungen rollen. Es kommen jedoch auch etliche neue Fähigkeiten und Werkzeuge hinzu, darunter sogenannte Psy-Fähigkeiten. Diese ermöglichen etwa Telekinese, durch die bestimmte Objekte mit Gedankenkraft bewegt werden können. Mit dem Lasso können Sie zunächst verschiedene Gegenstände aus der Wand reißen. Mit einem späteren Upgrade kann das Cowboy-Werkzeug sogar als Greifhaken verwendet werden, um sich über Abgründe zu schwingen.

Neben vielen neuen Fähigkeiten kehren altbekannte zurück, darunter der Spider-Ball. Damit kann sich Samus in ihrer Morph-Ball-Form an bestimmten Oberflächen festkrallen.
Foto: Nintendo/ Medienagentur plassma
Neben dem Motorrad, das später auch eine alternative Gleiterform zum Überqueren glühender Lava umfasst, zählen auch Sonderformen für den Morph Ball zum Angebot. Sie können die Kugel dann manuell aufladen, um stärker zu beschleunigen und über Rampen auf eine höher gelegene Plattform zu springen. „Metroid Prime 4“ beweist nicht nur in diesem Punkt Jump-’n‘-Run-Qualitäten. Mindestens genauso wichtig ist der Erwerb verschiedener Munitionstypen für Samus‘ Allzweck-Kanone. Raketen, Feuer-, Eis- und Elektrogeschosse sind dabei nützlich im Kampf gegen bestimmte Gegner. Sie ermöglichen aber auch, zunächst undurchdringliche Eisbarrieren zu schmelzen oder Türschlösser zu überbrücken, für die ein abgefeuerter Energieimpuls benötigt wird. All diese Fähigkeiten und Ausrüstungsobjekte nutzen die Entwickler auch immer wieder für Rätsel und Geschicklichkeitspassagen, die eine beachtliche kreative Bandbreite erreichen und damit für Abwechslung und Spielspaß sorgen.

Das Spiel verläuft insgesamt ziemlich linear. Das offene Wüstenareal, das praktisch alles verbindet, bietet aber mehr Raum zur freien Erkundung.
Foto: Nintendo/ Medienagentur plassma
Lahme Kämpfe, tolle Bosse
Insbesondere in zwei Bereichen kann „Metroid Prime 4“ nicht durchweg überzeugen. Das eine ist die visuelle Präsentation. Zwar sieht das Spiel insgesamt sehr ordentlich aus und erfüllt in der getesteten Fassung für die Switch 2 mit wahlweise nativen 4K bei 60 fps oder 1080p bei 120 Bildern pro Sekunde den technischen Standard aktueller Konsolen. Allerdings müssen die Entwickler bei der reinen Bildqualität merklich Abstriche machen, die letztlich nur in einem früh besuchten Dschungelgebiet erfolgreich kaschiert werden können. Wie gut sich die Umsetzung für die alte Switch schlägt, können wir indes nicht bewerten, da Nintendo ausschließlich Bemusterungen für die Switch 2 durchgeführt hat.

Abseits der Bosse gibt es auch ein paar herausforderndere Gegner. Die normalen Kämpfe sind jedoch meist ziemlich stumpf geraten.
Foto: Nintendo/ Medienagentur plassma
Ein weiterer Bereich, in dem „Metroid Prime 4“ deutliche Schwächen zeigt, sind die Kämpfe. Diese lassen sich zwar gut steuern und sind weitreichend anpassbar – sowohl bei Verwendung der Joy-Cons im Grip oder des Pro Controllers als auch bei Nutzung der Switch-2-exklusiven Maus-Funktion. Die normalen Kämpfe bestehen jedoch überwiegend aus stumpfer Ballerei ohne Anspruch, oft in Form von Massenschlachten. Glücklicherweise kann das Spiel diesen Malus durch die exzellent designten, zahlreichen Bosskämpfe weitgehend ausgleichen. Daran ändert auch nichts, dass die Bosse in ihrem Schwierigkeitsgrad teils zu stark schwanken. Letztendlich verhindern die Schwächen jedoch, dass „Metroid Prime 4“ ein herausragendes First-Person-Abenteuer geworden ist, sondern „nur“ ein wirklich gutes.

Insgesamt kann sich die Grafik sehen lassen. So hübsch wie in diesem frühen Abschnitt im Dschungel ist „Metroid Prime 4“ allerdings selten.
Foto: Nintendo/ Medienagentur plassma
Release: „Metroid Prime 4: Beyond“ erscheint am 4. Dezember 2025 für Nintendo Switch 1 und 2. Das Spiel hat eine Altersfreigabe ab 16 Jahren und kostet je nach Plattform zwischen 50 und 70 Euro.