Brandenburg an der Havel – Im Maßregelvollzug Brandenburg/Havel soll ein Kind missbraucht worden sein. Die Staatsanwaltschaft Potsdam ermittelt wegen des „Tatvorwurfs des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern“, wie eine Sprecherin mitteilte. Die Tat geschah offenbar vor Monaten, bekannt wurde sie erst jetzt. Bahnt sich ein Skandal in Brandenburg an?

Der Missbrauch ereignete sich schon vor Monaten

Zuerst berichteten „Tagesspiegel“ und „Potsdamer Neueste Nachrichten (PNN)“ zu dem Fall. Demnach war das Opfer zum Tatzeitpunkt offenbar jünger als 14 Jahre, da die Staatsanwaltschaft vom Missbrauch an einem Kind, nicht an einem Jugendlichen spricht. Nach Informationen der „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ soll das Ganze bereits vor mehreren Monaten passiert sein. Der Verdacht richtet sich demnach gegen Patienten, nicht gegen Beschäftigte der Klinik.

Völlig unklar ist aber, wie ein Kind in die Hochsicherheitseinrichtung gelangen konnte und in welchem Bezug es zu möglichen Tätern steht. Und: Warum wurde der Vorfall offenbar erst nach Monaten gemeldet? Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft zu BILD: „Wie das Kind in die Klinik gelangen konnte, wann genau sich der Vorfall ereignete und welches Alter oder Geschlecht das Kind hat, ist derzeit Gegenstand der laufenden Ermittlungen.“ Staatsanwältin Friederike Morich: „Im Hinblick auf die laufenden Ermittlungen und zum Schutz der Persönlichkeitsrechte der Beteiligten werden derzeit keine weitergehenden Auskünfte erteilt.“

Die Staatsanwaltschaft Potsdam ermittelt wegen schwerem sexuellem Kindesmissbrauch

Die Staatsanwaltschaft Potsdam ermittelt wegen schwerem sexuellem Kindesmissbrauch

Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dp

Offenbar wurde der mutmaßliche Missbrauch erst nach Monaten an das zuständige Gesundheitsministerium gemeldet. Dort heißt es: „Es gab einen gravierenden Vorfall“ in dieser Einrichtung. Ministerium und Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) wurden am 3. November informiert, am 4. und 6. November fanden „anlassbezogene Prüfungen“ in der Klinik statt. Am 10. November erstattete das Ministerium demnach Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft. Laut „PNN“ werden nun Konsequenzen für die Klinikleitung wegen möglicher Pflichtverletzungen geprüft.

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Brandenburg betreibt zwei Maßregelvollzugseinrichtungen. In Brandenburg an der Havel können laut Ministerium bis zu 131 Patienten untergebracht werden. Laut Angaben des Gesundheitsministeriums gibt es im Land insgesamt 299 reguläre Plätze im Maßregelvollzug, aber bereits 307 Untergebrachte.

2000 flüchtete Gewalttäter Frank Schmökel

In der Klinik in Brandenburg/Havel sitzt auch die Serienmörderin und Vergewaltigerin Beate Schmidt (hieß vor der Namensänderung: Wolfgang Schmidt) ein, die als „Rosa Riese“ und „Bestie von Beelitz“ furchtbaren Ruhm erlangte. Bis 2017 saß hier zudem der Trieb- und Gewalttäter Frank Schmökel ein. Der gefährliche Sexualstraftäter hatte bei einer Flucht durch Deutschland im Jahr 2000 einen Rentner umgebracht und zwei seiner Pfleger schwer verletzt. Inzwischen verbüßt er seine lebenslange Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt in Duben.

In der forensischen Klinik sind Straftäter untergebracht, die wegen einer psychischen Erkrankung oder Suchterkrankung als gefährlich gelten. Viele von ihnen sind nicht oder nur vermindert schuldfähig. Die Einrichtung hat einen Doppelauftrag: Therapie für die Täter und Schutz der Öffentlichkeit vor ihnen. Beides geschah in diesem Fall offenbar nicht.