Eine Umsatzsteigerung auf 800 Millionen Euro hatte sich Messechef Wolfgang Marzin für das Jahr 2025 gewünscht. Kurz vor Ende des Jahres steht fest, dass das nicht erreicht wurde. Der Umsatz liege aktuell bei rund 770 Millionen, sagte er am Donnerstag auf der Jahrespressekonferenz der Messe Frankfurt. Obwohl damit das Ergebnis von 775 Millionen im Jahr 2024 knapp unterschritten wurde, zeigte sich die Messeleitung zufrieden. Am Heimatstandort allerdings sank der Umsatz von knapp 432 Millionen auf 395 Millionen Euro. Denn das Jahr ist turnusbedingt eines der schwächeren, da große Messen wie die „Automechanika“ nur alle zwei Jahre stattfinden. Unter dem Strich erwartet die Messegesellschaft, die zu 60 Prozent der Stadt Frankfurt und zu 40 Prozent dem Land Hessen gehört, einen Jahresüberschuss von 39 Millionen Euro, was das Unternehmen als „ordentlich“ bezeichnet. Dabei war das Konzernergebnis 2024 mit 82 Millionen Euro mehr als doppelt so hoch.
Für den Rückgang gebe es mehrere Gründe, erläuterte Marzin: Zum einen Investitionen in neue IT-Systeme, die auch in den nächsten Jahren fortgesetzt werden und insgesamt eine Volumen von 70 Millionen Euro erreichen sollen. Zudem schmälerten Wechselkurseffekte insbesondere gegenüber dem Dollar und asiatischen Währungen das Ergebnis, sagte der Messechef. Aber auch Investitionen in das Frankfurter Gelände schlügen zu Buche, ebenso wie in Auslandsrepräsentanzen. So hat die Messe erst in der vergangenen Woche ein Büro in Riad mit 14 Mitarbeitern eröffnet, das künftig die drei bestehenden Messen und die 2026 erstmals dort stattfindende „Achema“ in Saudi Arabien organisieren wird.
Hohes Wachstum im Ausland
Dort, wie auch im benachbarten Dubai sowie in diversen asiatischen Länden, vor allem in China, verzeichnet die Messe Frankfurt zum Teil erhebliches Wachstum. Mit einem Umsatz von rund 370 Millionen Euro sorgen die Messen außerhalb Deutschlands inzwischen mit 48 Prozent für fast die Hälfte des Geschäfts, im vergangenen Jahr betrug ihr Anteil noch 40 Prozent. Wachstumsraten von bis zu zehn Prozent an Standorten im Ausland aber verschieben das Gewicht. „Das Geschäftsjahr 2025 zeigt aufs Neue, dass unsere weltweiten Veranstaltungen Wirtschaftsmotor und Mutmacher für die Branchen sind“, hob Marzin hervor und zitierte Befragungen unter Ausstellern und Besuchern, wonach die Stimmung bei diesen deutlich besser sei als in der allgemeinen Wahrnehmung.
„In Zeiten anhaltender Krisen gilt es Resilienz und Marktpräsenz zu stärken“, sagte Detlef Braun von der Messegeschäftsführung. Bis zum Jahresende werde die Messe Frankfurt in Summe weltweit 346 Veranstaltungen mit fast 100.000 ausstellenden Unternehmen und rund 4,9 Millionen Besuchern haben – 300.000 mehr als 2024. Auf den Eigenveranstaltungen der Messe in Frankfurt kamen den Angaben zufolge mehr als 81 Prozent der Aussteller und fast 60 Prozent der Besucher aus dem Ausland. „Die an unserem Heimatstandort verankerte Internationalität erhöht Reichweite und Zugkraft – mit messbaren Effekten auf das Wachstum unserer Auslandsveranstaltungen“, sagte Braun. „Bis 2027 erweitert die Messe Frankfurt ihr Portfolio um 25 neue Veranstaltungen weltweit“, kündigte Marzin an.
In der Internationalisierung sieht man bei der Messe aber auch einen wichtigen Treiber für die Messen am Heimatstandort, da sie zusätzliche Aussteller- und Besucherkreise erschlössen. So konnte eine Delegation der Messe in Riad einen Batteriehersteller besuchen, der nicht nur dort auf der „Automechanika“ ausstellt, sondern auch in Frankfurt. Zudem hat das saudische Unternehmen gerade mit deutscher Technik unter anderem des Industrieroboterherstellers Kuka eine neue Produktionslinie aufgebaut.
17.000 Arbeitsplätze für Frankfurt
Auch so wirkt die Messe als Wirtschaftsmotor. Nach einer aktuellen Prognos-Studie, die Marzin vorstellte, erzeugen Veranstaltungen der Messe Frankfurt entlang der gesamten Wertschöpfungskette, die neben dem Messebau auch das Gastgewerbe, den Einzelhandel und diverse Serviceleistungen umfasst, sozio-ökonomische Effekte in Höhe von jährlich 3,7 Milliarden Euro bundesweit. Mit 2,1 Milliarden Euro entfällt mehr als die Hälfte davon auf die Stadt Frankfurt.
Erfreut über diese Ergebnisse zeigte sich der Aufsichtsratsvorsitzende der Messe Frankfurt, Oberbürgermeister Mike Josef (SPD): „Die Messe Frankfurt ist ein Standortfaktor ersten Ranges“, wird er in einer Pressemitteilung zitiert. Das Unternehmen sei ein zentraler Baustein für die Zukunftsfähigkeit der Stadt. „Mit mehr als 30.000 Arbeitsplätzen in Deutschland und 667 Millionen Euro an Steuereinnahmen ist die Messe Frankfurt Jobmotor und Konjunkturzugpferd für unsere Stadt, das Land Hessen und die gesamte Bundesrepublik“, so Josef. Mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze, gut 17.000, entfielen auf Frankfurt, knapp 4800 auf andere Regionen in Hessen. Auch andere Bundesländer profitierten: Dort hingen 8300 Arbeitsplätze an Veranstaltungen der Messe Frankfurt. „Auch die fiskalischen Effekte, die auf diese Umsätze zurückgehen, sind beachtlich: Frankfurt nimmt jährlich 45 Millionen Euro ein, das übrige Hessen 151 Millionen Euro. Die sonstigen Bundesländer profitieren mit 191 Millionen Euro, der Bund mit 280 Millionen Euro Steuereinnahmen“, wird Josef zitiert.
Einnahmen, die die öffentlichen Kassen auch für 2026 erwarten dürfen. Denn die Geschäftsführung der Messe rechnet mit einem starken Jahr auch dank des Geschäfts von externen Veranstaltern, zu dem die Messe „Eurobike“ ebenfalls gezählt wird, da die Messe Frankfurt nur zu 49 Prozent an der Veranstaltungsgesellschaft beteiligt ist. Nachdem zwei wichtige Verbände ihre Unterstützung für die „Eurobike“ im Herbst abgesagt hatten, sieht Marzin sie in schwierigem Fahrwasser. Er hofft aber, sie durch verstärkte Unterstützung aus Frankfurt retten zu können. Dass Frankfurt die Automesse IAA nicht zurückgewinnen konnte und sie nun bis zum Ende des Jahrzehnts in München bleibt, bedauert Marzin nicht sonderlich. „Das ist ja keine richtige Messe mehr“, sagte er. Denn sie fülle nur noch drei Hallen und sei ein Event in der Stadt ohne, dass die Besucherzahl wirklich gemessen werden könne. Ansonsten blickt man sehr positiv auf das nächste Jahr, das im Januar und Februar mit der „Heimtextil“ und der Konsumgüterschau aus „Ambiente“ und „Christmasworld“ beginnt. Beide seien gut gebucht, sagte Braun. Das gelte auch für die Gastveranstaltungen, mehr als 150 seien schon fest eingeplant. Marzin zeigte sich zuversichtlich, 2026 die Marke von 800 Millionen Euro zu erreichen.