Dingelstädt/Potsdam – Die Kette steht seit mehr als 30 Jahren für Artikel aller Art zu absoluten Schnäppchenpreisen. Doch die Umsätze brachen so heftig ein, dass schon einzelne Märkte geschlossen wurden. Jetzt ist das Unternehmen komplett zahlungsunfähig.

Dem beliebten Groschen-Markt mit 47 Filialen in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Thüringen droht das Aus. Am Dienstag musste die DEC Handelsgesellschaft als Betreiberin einen Antrag auf Insolvenz stellen.

Insolvenzverwalter Olaf Spiekermann zu BILD: „Derzeit bin ich mit einem Team vor Ort, verschaffe mir einen Überblick über die allgemeine wirtschaftliche und rechtliche Lage des Unternehmens.“

Die Filiale der Discounter-Kette in Potsdam. BILD war am Tag des Insolvenz-Antrags vor Ort und hörte sich um

Die Filiale der Discounter-Kette in Potsdam. BILD ist am Tag des Insolvenz-Antrags vor Ort und hört sich um

Foto: Ufuk Ucta

So kam es zur Insolvenz

Obwohl sich die Schnäppchen-Kette hauptsächlich in eher strukturschwachen Gebieten positionierte, geriet sie in zunehmende Konkurrenz durch internationale Discounter wie Action, Tedi und die ebenfalls in Schieflage geratene Kette Kodi.

Spiekermann zu BILD: „Das Kaufverhalten der Deutschen hat sich geändert.“ Vor allem seien es Online-Billigriesen aus China, die Groschen zu schaffen machen. „Wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Situation in Deutschland ging zudem die Kaufkraft zurück.“

Die Regale sind beim BILD-Besuch nicht mehr alle mit Ware befüllt

Die Regale sind beim BILD-Besuch nicht mehr alle mit Ware befüllt

Foto: Ufuk Ucta

Was die Pleite für die Mitarbeiter bedeutet

Mehr als 200 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen. Im November bekamen die Angestellten noch ihr Gehalt von der Geschäftsführung. Bis Ende Februar sind die Bezüge durch das Insolvenzgeld gesichert.

Groschen-Markt mit Sitz im thüringischen Dingelstädt gilt als eine der letzten Einzelhandelsketten aus dem Osten Deutschlands. Die Produktpalette reicht von Gartenbedarf und Baumarktartikeln über Haushaltswaren und Deko bis zu Bekleidung und Tierbedarf. Seit der Gründung 1993 wuchs die Zahl der Filialen kontinuierlich. Zuletzt schrumpfte sie, weil schon einzelne Märkte geschlossen wurden: etwa in Artern, Oberwiesenthal oder Breitungen.

Der letzte Prospekt des Unternehmens wirbt mit Weihnachtsbaumschmuck für 1,99 Euro, Eiskratzern für 1,49 Euro oder Herren-Thermokleidung ab 4,44 Euro.

Das sagen die Kunden der Kette

Kunde Pascal Schadebrodt (26) aus Potsdam zu BILD: „Wenn die Märkte schließen, fände ich das traurig. Man bekommt alles, was man braucht, für wenig Geld. Ich brauche jetzt Servietten, die kriege ich hier günstig. Für Gartenbedarf müsste ich sonst für viel Geld in den Baumarkt.“

Kunde Pascal Schadebrodt (26) vor dem Geschäft in Potsdam

Kunde Pascal Schadebrodt (26) vor dem Geschäft in Potsdam

Foto: Ufuk Ucta

Kundin Nicola Rutsch (60) aus Potsdam zu BILD: „Ich finde es generell schade, dass Geschäfte in den Städten aussterben, weil das Online-Geschäft besser läuft. Groschen-Markt ist vor allem ein Geschäft für wirtschaftlich Schwächergestellte. Ich hoffe, dass es erhalten werden kann.“

Kundin Nicola Rutsch (60) heute vor der Filiale der Kette in Potsdam

Kundin Nicola Rutsch (60) heute vor der Filiale der Kette in Potsdam

Foto: Ufuk Ucta

Insolvenzverwalter Spiekermann möchte zunächst für die nächsten Monate gewährleisten, dass die Märkte weiter beliefert werden und öffnen können. „Das Unternehmen soll langfristig wieder wirtschaftlich werden. Ich schaue, an welchen Schrauben dafür gedreht werden kann, bin aber zuversichtlich, dass die Groschen-Märkte erhalten bleiben“, sagt er zu BILD.

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Die Unsicherheit, vor allem für die Mitarbeiter der Kette, bleibt. Die Nachricht der Insolvenz ihres Arbeitgebers trifft sie ausgerechnet in der Adventszeit.