Stand: 04.12.2025 21:09 Uhr
Die Kieler haben am 7. Dezember die Wahl zwischen Derkowski und Yilmaz. Wofür sie stehen und wie sie als Oberbürgermeister Probleme angehen wollen, unterscheidet sich teils sehr.
Gerrit Derkowski, unterstützt von CDU und FDP, und Samet Yilmaz von den Grünen haben als Bewerber um den Oberbürgermeister-Posten im ersten Wahlgang am 16. November die meisten Stimmen erhalten. Mit 28,7 Prozent lag Derkowski vor dem Kandidaten der Grünen, der 24,8 Prozent der Stimmen bekam. Beide wollen ähnliche Probleme in Kiel angehen, aber sie auf unterschiedlichen Wegen lösen. Am kommenden Sonntag wird einer von ihnen zum Oberbürgermeister gewählt.
Mobilität: Yilmaz will die Stadtbahn, für Derkowski ist sie zu teuer
So könnte es mal in Kiel aussehen. Yilmaz ist für den Bau der Stadtbahn, Derkowski dagegen.
Yilmaz: Ungeachtet der hohen Kosten ist er klar für den Bau einer Stadtbahn. Er spricht in diesem Zusammenhang von einer Mobilität der Zukunft, die Kiel nach vorne bringe und attraktiver mache.
Derkowski: Der 56-jährige findet den Bau einer Stadtbahn zu teuer, will stattdessen ein Mobilitätskonzept mit mehr Bussen und Fährverbindungen auf den Weg bringen.
Wirtschaft: Derkowski will Fachkräfte anlocken, Yilmaz Firmen nach Kiel holen
Derkowski: Um Unternehmen zu unterstützen, will er bei ausländischen Fachkräften ansetzen. Er ist nach eigenen Angaben davon überzeugt, dass es in Kiel eine stärkere internationale Community braucht. „Eine internationale Schule macht den Standort attraktiv, damit eine Fachkraft aus dem Ausland auch ihre Familie mitbringen kann“, erklärt Derkowski.
Yilmaz: Er will aktiv neue Betriebe nach Kiel holen. Dafür müsse die Stadt unter anderem attraktiver werden, sodass mehr Unternehmen ihren Sitz nach Kiel verlagern oder einen Standort in der Landeshauptstadt eröffnen. „Attraktiv wird die Stadt unter anderem, wenn sie bezahlbaren Wohnraum und gute Mobilität bietet“, erklärt Yilmaz. Er sieht besonders in den Bereichen Rüstungs- und Verteidigungsindustrie Potenziale.
Wohnungsbau: Yilmaz und Derkowski wollen „Bau-Turbo“ zünden
Yilmaz: Um den angespannten Wohnungsmarkt zu entlasten, will er die Kieler Wohnungsgesellschaft (KiWog) stärken und eine Wohnraumoffensive in den ersten 100 Tagen starten. Konkret geht es ihm darum, private Investoren, soziale Baugenossenschaften sowie Vertreterinnen und Vertreter der KiWog an einen Tisch zu bekommen. „Auf diesem Weg wollen wir herausfinden, wo wir leerstehende und freie Flächen haben“, so Yilmaz. Außerdem dürfe man die Sanierung von Gebäuden nicht vergessen.
Derkowski: Er und auch Yilmaz hoffen beim Thema Wohnungsbau auf den sogenannten „Bau-Turbo“. Mit diesem Bundesgesetz sollen Genehmigungsverfahren vereinfacht werden. Wichtig ist laut Derkowski, dass der „Bau-Turbo“ in Kiel auch umgesetzt wird. „Außerdem bin ich ein großer Freund von Aufstockung im Bestand und vom Ausbau von Dachgeschossen, weil dabei Wohnraum entsteht und weniger Flächen versiegelt werden“, erklärt Derkowski.
Wer ist Samet Yilmaz?
Er ist 44 Jahre alt, wohnt mit drei Kindern in Kiel-Russee und arbeitet im Innenministerium. Yilmaz ist zudem Co-Fraktionsleiter der Grünen im Kieler Rathaus. Promoviert hat er im Bereich Politikwissenschaften.
Wer ist Gerrit Derkowski?
Er ist 56 Jahre alt, lebt in Kiel-Holtenau und hat drei Kinder. Zuvor war Derkowski jahrelang Moderator beim NDR und der ARD. Geboren wurde Derkowski in Flensburg.
Bürokratieabbau: Derkowski will KI in der Verwaltung, Yilmaz mehr Transparenz
Derkowski: Beim Thema Bürokratieabbau setzt er unter anderem über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Verwaltung. „Künstliche Intelligenz kann ja heutzutage schon Formulare ausfüllen“, so Derkowski. Wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung sich nicht damit beschäftigen müssten, würde mehr Zeit bleiben, um sich um die Belange der Kielerinnen und Kielern zu kümmern, erklärt der parteilose Kandidat.
Yilmaz: Auch der Kandidat der Grünen will Bürokratie abbauen und die Prozesse in der Verwaltung vereinfachen. Er will als Oberbürgermeister ein System einführen, bei dem Antragsteller sehen können, wann der Prozess beendet sein wird. Yilmaz vergleicht das mit der Vorgangsnummer bei Paketzustellern: „Da wissen wir ganz genau, wo das bestellte Paket gerade ist“, sagt der Kandidat der Grünen. Das, so Yilmaz, würde den Frust der Antragsteller lindern.
Das komplette Wahlprogramm von Derkowski und Yilmaz.
Keiner der neun Kandidaten konnte am Sonntag die absolute Mehrheit erreichen. Am 7. Dezember findet die Stichwahl statt.
Auch Kiels Oberbürgermeister Kämpfer hat seinen Brandbrief an Bund und Länderchefs erneuert. Er fordert finanzielle Hilfen.
Vor der Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeisters in Kiel verzichtet die Partei auf eine Wahlempfehlung zugunsten eines Kandidaten.
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