Alexander Schell ist seit 2017 Geschäftsführer des Stadtjugendrings Stuttgart. Foto: Stadtjugendring Stuttgart
Der Stadtjugendring Stuttgart unterstützt Ehrenamtliche bei ihrer Arbeit. Geschäftsführer Alexander Schell stellt fest, dass sich die politischen Rahmenbedingungen verschärft haben.
Der Stadtjugendring Stuttgart (SJR) ist der Dachverband für 58 Jugendorganisationen, Gruppen und Initiativen in Stuttgart. Von religiösen und interkulturellen Verbänden bis hin zu Sport- und Kulturvereinen vertritt er die Anliegen von rund 100 000 jungen Menschen in Stuttgart. Seine Hauptaufgaben sind die Vertretung junger Interessen, die Unterstützung der organisierten Jugendarbeit und die Stärkung des ehrenamtlichen Engagements.
Im Interview spricht Geschäftsführer Alexander Schell über historische Erfolge, neue Herausforderungen und das ursprüngliche Ziel, das zum 80-jährigen Jubiläum wieder aktuell ist.
Warum braucht es den Stadtjugendring?
Wir merken sehr deutlich, dass sich die politischen Rahmenbedingungen verschärft haben. Als ich 2007 beim Stadtjugendring anfing, gab es die Arbeit im Bereich Rechtsextremismusprävention noch nicht. Dass sie nötig ist, merkt man aktuell leider deutlich. In Kombination mit Demokratiebildung ist es heute ein Themenschwerpunkt, in dem wir stark involviert sind. Der Stadtjugendring wurde 1945 unter der Idee von „nie wieder Faschismus“ gegründet, um die Vielfalt in der Jugendarbeit wieder sicherzustellen. Damit ist er älter als das Grundgesetz. Dieses ursprüngliche Ziel verfolgen wir auch heute.
Was sind aktuell Ihre größten Herausforderungen?
Die Kürzungen des städtischen Doppelhaushalt betreffen leider auch uns. Wir müssen schauen, wie unsere Verbände mit weniger Mitteln auskommen sollen, obwohl die Anforderungen nicht geringer werden. Gleichzeitig denken wir immer an die Ehrenamtlichen in den Vereinen, deren Arbeit ohnehin nicht leichtfällt. Das Ehrenamt ist im Grunde der Garant dafür, demokratische Strukturen auch im Kleinen zu leben. Vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftlichen Lage ist das wichtiger denn je. Wir haben Angst davor, dass uns eine wichtige gesellschaftliche Stütze wegbricht, die man nicht so leicht wiederaufbauen kann.
Was haben Sie bisher erreicht?
Der Stadtjugendring hat in der Vergangenheit oft an der Gründung wichtiger Initiativen in Stuttgart mitgewirkt. Dazu zählen zum Beispiel das release Stuttgart e.V. als Sucht- und Beratungszentrum, das Freie Radio für Stuttgart und das Büro für diskriminierungskritische Arbeit Stuttgart. Wir haben oft Initiativen angestoßen, die später auf eigenen Beinen stehen konnten und zu wichtigen Organisationen in Stuttgart wurden. Ein Höhepunkt war die Mitgründung der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber. Hier konnten wir uns stark für den Erhalt des Gebäudes einsetzen und einen Ort der Begegnung schaffen. Das Hauptmerkmal des Stadtjugendrings ist jedoch die Faszination am Alltag. Unsere Aufgabe ist es, den ehrenamtlichen Jugendlichen in den Vereinen das Leben leichter zu machen. Unsere Unterstützung reicht von der Raumsuche über inhaltliche Fragestellungen, die Ausbildung von Jugendleiterinnen und Jugendleitern bis hin zur Gestaltung von Generationswechsel in Vereinen. In so vielen Bereichen helfen zu können ist ein kontinuierliches Highlight für uns.
Was sind Ziele für die nächsten Jahre?
Wir möchten auch unter diesen veränderten Rahmenbedingungen alles dafür tun, damit die jetzigen Strukturen erhalten werden können. Es ist wichtig, dass uns weder die Ehrenamtlichen wegbrechen noch dass wir ganze Gruppen auf Dauer verlieren.
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