Fan-Wahnsinn in Belgrad.
Stellen Sie sich mal vor: Königsklasse, FC Bayern spielt in Liverpool. Und dort feiern die Liverpool-Fans jedes Bayern-Tor und strafen die eigene Mannschaft 90 Minuten lang ab. Im Fußball: undenkbar. Im Basketball ist es passiert!
Die Bayern verlieren 85:92 (43:36) bei Partizan Belgrad und die Fans schreiben Basketball-Geschichte.
Was ist passiert? Bei Partizan Belgrad brennt der Baum!
Es ist das erste Spiel nach dem Abgang von Zeljko Pbradovic (65). Seit Samstag ist die Trennung von der Trainer-Legende offiziell, vor der Halle kam es darauf sogar zu Ausschreitungen. Partizan-Kapitän Vanja Marinkovic trat vor die Anhänger und versuchte, die aufgeheizte Stimmung zu beruhigen. Und sprach von einer „Katastrophe“.
BILD lüftet die Details: Bei IHM droht Bayern ein harter Poker
Quelle: BILD05.12.2025
Denn: Der Serbe ist ein Nationalheld! Obradovic gilt als der erfolgreichste europäische Basketball-Trainer aller Zeiten, gewann allein neunmal die Euroleague und holte zwei WM-Titel. 2021 kehrte er zu Partizan zurück und führte den Hauptstadt-Klub zurück in die Königsklasse. Doch in den letzten beiden Jahren stagnierte die Entwicklung. Er wird nun zunächst von Assistenz-Coach Mirko Ocokoljic vertreten.
Wie reagieren die Belgrad-Fans?
Die rund 18.000 Zuschauer in der Halle halten vor dem Spiel Plakate mit Fotos von Obradovic in die Höhe, singen die Vereins-Hymne – viele weinen.
Als die Spieler auf den Court kommen, pfeifen die Belgrad-Fans ihr Team gnadenlos aus. Bisher einmalig im europäischen Basketball. Und dann? Keine Reaktion auf das Spiel, die komplette Halle skandiert nur den Namen des Ex-Trainers.
Foto: BILD
Wie reagieren die Bayern auf die skurrile Atmosphäre? Die werden wieder von Gordon Herbert (66) trainiert, der zuletzt vier Spiele krankheitsbedingt verpasste und starten gut. Die ungewöhnliche Atmosphäre blenden sie aus, ziehen schnell auf 16:7 davon.
Unfassbar: Jeder Korb der eigenen Mannschaft wird gnadenlos ausgepfiffen, applaudiert wird, wenn Belgrad Freiwürfe liegen lässt. Und es wird noch irrer: Als Bayerns Kapitän Vladimir Lucic zum 18:9 trifft, brandet tosender Applaus auf!
Fan-Wahnsinn in Belgrad!
Der einzige Spieler, der hin und wieder bejubelt wird, ist Isaac Bonga (26). Warum? Laut serbischen Medien habe Bonga gedroht, direkt den Verein zu verlassen, sollte Obradovic gehen. Partisan-Präsident Ostoja Mijailovic betonte: „Das ist nichts weiter als reine PR-Spielerei. Spieler, die unter Vertrag stehen, haben diesen einzuhalten: Sie müssen trainieren, sie müssen spielen. Ein Wechsel ist nur möglich, wenn sie die vertraglich festgelegte Ablösesumme bezahlen.“
Im zweiten Viertel wird Belgrad besser, geht zum ersten Mal mit 31:30 in Führung – und die Pfiffe werden daher noch lauter.
Ulm-Legende und Magenta-Experte Per Günther (37) in der Halbzeit: „Man kennt ja mal Fan-Proteste und Schweigen für ein Viertel. Aber so was? Jubel bei verworfenen Freiwürfen der eigenen Mannschaft – das habe ich noch nie erlebt.“
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Wird es nach der Halbzeit anders?
Die Pfiffe werden weniger, die Zuschauer reagieren wieder auf gute Spielzüge. Der unglaubliche Protest ist vorbei.
Und die Bayern? Die verlieren den Faden und das dritte Viertel mit 13 Punkten (15:28). Wird es für Ex-NBA-Star Spencer Dinwiddie (32) und Co. die fünfte Pleite in Folge in der EuroLeague?
Im vierten Viertel macht Belgrad Druck, geht mit 70:60 in Führung. Die Bayern fallen auseinander, immer wieder besprechen sich Dinwiddie, Obst, Giffey und Lucic. 5.22 Minuten vor Schluss sorgt Bayern-Kapitän Lucic für einen kleinen Hoffnungsschimmer, bringt die Münchner wieder auf acht Punkte ran. Dinwiddie (am Ende bester Werfer mit 25 Punkten) verkürzt auf 74:79 und macht den Dreier – 77:79. Doch am Ende verlieren die Bayern 92:85.
Weiter geht es am Sonntag (15 Uhr/live bei DYN) im BMW Park in München in der BBL gegen Syntainics MBC.