
Eine Bronzestatue von Walter Lübcke steht seit dieser Woche vor der CDU-Parteizentrale in Berlin. Heute wird sie offiziell vorgestellt. Die Aktion von Kunst-Aktivisten ist umstritten. Die Familie des ermordeten Politikers schweigt bisher.
Seit dieser Woche steht eine Bronze-Statue des ehemaligen Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke vor der CDU-Parteizentrale in Berlin. Am heutigen Freitag soll das umstrittene Denkmal eingeweiht werden.
Die Familie des ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten will sich weiter nicht zur Statue äußern. „Aktuell ist keine Stellungnahme angedacht“, schreibt Sohn Christoph Lübcke auf hr-Anfrage.
Rede von Michel Friedman
Die Lübcke-Kunst-Aktion der Aktivisten vom „Zentrum für Politische Schönheit“ sorgt seit Tagen für Gesprächsstoff. Die CDU spricht von einer „geschmacklosen Aktion“. Es gibt aber auch viele positive Stimmen – von Bürgerinnen und Bürgern und von Michel Friedman.
Der Frankfurter Publizist wird bei der Veranstaltung heute Nachmittag sprechen und bezeichnete die Reaktion seiner Ex-Partei gegenüber dem Deutschlandfunk als „unverständlich“. Sein Vorbild stehe vor der CDU-Zentrale. Mit dabei sind außerdem die Schauspielerinnen Anna Thalbach und Selda Kaya. Sie sollen Texte von Bürgerinnen und Bürgern vorlesen.
Aktivisten haben am Dienstag eine Statue von Walter Lübcke vor der CDU-Parteizentrale aufgestellt.
Die Kunst-Aktivisten fordern alle Menschen auf, Briefe und Blumen mitzubringen. „Sorgen wir für ein Blumenmeer für Walter Lübcke“, schreiben sie auf ihrer Webseite. Der Aufruf hat schon gefruchtet, vor Ort sind Blumen und Kränze abgelegt.
Aktivisten: Lübcke „letzter Held der CDU“
Mit der Statue wollen die Aktivisten ein Zeichen gegen die aktuelle politische Ausrichtung der CDU setzen. Man müsse die Brandmauer der CDU neu errichten, hieß es in einem Video vom Dienstag. Lübcke bezeichneten sie als „den letzten Helden der CDU“.
Der CDU-Politiker war in der Nacht zum 2. Juni 2019 auf der Terrasse seines Hauses in Wolfhagen-Istha (Kassel) von dem Rechtsextremisten Stephan E. erschossen worden. Dieser hatte Lübckes liberale Haltung in der Flüchtlingspolitik abgelehnt.
Lübcke-Familie kritisiert Merz
Vor einigen Monaten hatte sich die Familie Lübcke zu Äußerungen aus den Reihen der CDU deutlich positioniert. Nach einer Rede von Friedrich Merz im Februar hatte sich die Familie „sehr befremdet“ gezeigt. Merz, der damals noch nicht zum Bundeskanzler gewählt war, hatte beim Wahlkampfabschluss von CDU und CSU in München gefragt, wo die Demonstrierenden gewesen seien, als Walter Lübcke ermordet wurde.
Lübckes Witwe, Irmgard Braun-Lübcke, wollte die Aussage so nicht stehen lassen. Entgegen der Darstellung von Merz habe es nach der Ermordung ihres Mannes „ein starkes gesellschaftlich breites Bekenntnis zu unserer Demokratie und ihren Werten“ gegeben.
Sendung: hr4, 05.12.25, 12:30 Uhr