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Die russische Wirtschaft sieht weiterhin schlechten Zeiten entgegen. Kremlchef Wladimir Putin spürt die Folgen der Sanktionen intensiver als je zuvor.

Moskau – Der Westen unternimmt fortlaufende Maßnahmen, um die russische Wirtschaft zu schwächen und Wladimir Putin endlich zu einem Frieden im Ukraine-Krieg zu zwingen. Die Wirtschaft zahlt einen immer höheren Preis und könnte durch noch schärfere Sanktionen zu Fall gebracht werden. Experten sehen nun fast den Punkt erreicht, an dem Putin zum Wohle von Russlands Wirtschaft einlenken müsste.

Russlands Wirtschaft rutscht in die Krise – Putins Ölproblem wird immer größer, wegen Sanktionen

Das einst florierende Ölgeschäft bringt Putin nicht mehr die Gewinne, die der Kreml für die Finanzierung des Ukraine-Kriegs braucht. Die westlichen Sanktionen, insbesondere die von US-Präsident Donald Trump verhängten Maßnahmen, haben wichtige Handelspartner der russischen Wirtschaft vertrieben. So wollen Indien und China sich nicht mehr durch die von den USA sanktionierten Raffinerien Rosneft und Lukoil beliefern lassen.

Wladimir Putin in Moskau.Kalte Dusche für Putin – kann der globale Süden Russlands Wirtschaft nicht helfen? © IMAGO / ZUMA Press

Die Folgen sind verheerend: Putin ist klamm bei Kasse und bekommt sein Öl nicht mehr los – Berichten zufolge schafft es das russische Öl über den Seeweg nicht mal an die Häfen der Abnehmer. So sollen mit russischem Öl beladene Schiffe auf offener See dümpeln, weil sie ihre Fracht nicht abladen können. Das passierte Berichten von Reuters zufolge zwei Tankern, die vermutlich zur russischen Schattenflotte gehören, und Putins Öl an die Käufer transportieren wollten. Die beiden Tanker Sikar und Monte 1 waren mit rund 1,5 Millionen Barrel Ural-Öl beladen und konnten (Stand Anfang November 2025) das Öl nicht abladen. Schiffe der russischen Schattenflotte werden von Putin eingesetzt, um das Ölembargo gezielt zu umgehen.

Ölknappheit bedroht russische Wirtschaft – Ukraine trifft russische Raffinerien

Putins drängendstes Anliegen ist es also, neue Käufer zu finden. Angesichts der wachsenden Sorge vor den Folgen der Öl-Sanktionen bleibt die Frage, welches Land solch ein großes Risiko für Putin eingehen würde. Hinzu kommen die ukrainischen Angriffe auf die russische Energieinfrastruktur und auf wichtige Ölraffinerien. Die ukrainischen Angriffe haben inzwischen dazu geführt, dass mehrere Raffinerien den Betrieb stillgelegt werden mussten, um entstandene Schäden zu beheben. Sollten künftig noch mehr Raffinerien beschädigt werden oder die Ölverarbeitung pausieren müssen, könnte sich das auch auf die Ölproduktion im Land auswirken.

Das Öl befüllt nicht nur die Kriegskasse, sondern dient auch als Treibstoffversorger für die russische Armee und die Bevölkerung. Vor allem letztere Gruppe beklagt einen Engpass: vor den russischen Tankstellen bildeten sich zuletzt lange Schlangen und die Spritpreise stiegen infolge des Treibstoffmangels in die Höhe. Wie die russische Exilzeitung Moscow Times berichtete, stiegen die Treibstoffpreise seit Jahresbeginn um 40 bis 50 Prozent.

Russlands Wirtschaft vor dem „Niedergang“ – Spielraum für Verhandlungen?

Estlands Premierminister Kristen Michal sieht für Russlands Wirtschaft kaum noch Aussichten auf Erholung. „Russlands Wirtschaft befindet sich im Niedergang“, sagte Michal im Gespräch mit der Wirtschaftswoche. Man wolle nicht zeigen, dass der Staat steht unter Druck stehe. Darin sieht Michael jedoch auch Chancen für den Westen. „Je länger dieser Zustand anhält, desto eher ist Putin zu ernsthaften Verhandlungen bereit – selbst wenn er gerade noch versucht, Härte zu simulieren und sein gewünschtes Ergebnis zu erzwingen“. (Quellen: Wirtschaftswoche, Reuters, eigene Recherche) (bohy)