Die Idee, im Frankfurter Bahnhofsviertel ein Museum zur Kulturgeschichte des Rausches und der Suchthilfe einzurichten, findet keine Unterstützung bei Oberbürgermeister Mike Josef (SPD). „Ein Rauschmuseum wird es mit mir nicht geben“, teilte er mit. Der Vorschlag ist in einem von Stadtverwaltung und gesellschaftlichen Akteuren erarbeiteten Strategiepapier zur Zukunft des Bahnhofsviertels enthalten, dem der Magistrat zugestimmt hat. Josef, der dem Magistrat vorsitzt, hebt aber hervor, dass es sich bei den Inhalten nur um Ideen handle, nicht um Beschlüsse.
Nach Ansicht des Oberbürgermeisters wäre ein Rauschmuseum angesichts der Drogenproblematik im Bahnhofsviertel „völlig unangebracht“. Es gehe darum, Suchtkranken zu helfen und die gesamte Situation im Viertel zu verbessern. „Dafür brauchen wir kein Museum, sondern ein konsequentes ordnungspolitisches Vorgehen und eine aktive Drogenhilfe mit einer klaren Ausstiegsorientierung.“
„Akzeptanz des Rausches“
So sieht dies auch Yanki Pürsün, sozialpolitischer Sprecher der FDP im Stadtparlament. Er fürchtet, dass sich stattdessen der „Weg der reinen Szeneverwaltung und Akzeptanz des Rausches“ verfestige. Das federführend von Sozialdezernentin Elke Voitl (Die Grünen) und Sicherheitsdezernentin Annette Rinn (FDP) erarbeitete Papier bleibe die Antwort schuldig, wie das Drogengeschehen im Bahnhofsviertel im Jahr 2040 konkret aussehen solle.
Laut dem Strategiepapier könnte das Museum in einem mehrgeschossigen Gebäude auf dem Karlsplatz untergebracht werden, ganz in der Nähe einer Drogenhilfeeinrichtung an der Niddastraße. Nachdem der Magistrat das Papier mit dieser Idee am vergangenen Montag veröffentlicht hatte, kamen aus der Politik mehrere irritierte Reaktionen. Nils Kößler, Fraktionsvorsitzender der CDU im Stadtparlament, sprach von einem „völlig verfehlten Signal“. Statt Probleme zu lösen, sollten sie offenkundig inszeniert und damit verharmlost werden.
Innenminister Roman Poseck (CDU) bezeichnete die Überlegungen als „skurril“ . Er sagte, Drogensüchtige benötigten soziale und gesundheitliche Angebote. Das sei ein Gebot der Menschlichkeit, denn vor allem mit der Droge Crack sei großes Elend verbunden. Diese Angebote müssten so ausgestaltet sein, dass sie keine Magnetwirkung für Drogenkonsumenten auslösten. Es könne nicht im Interesse Frankfurts liegen, Anlaufstelle für Crack-Süchtige aus einem Umkreis von mehreren Hundert Kilometern zu sein.