
Einem Medienbericht zufolge sollen mehrere europäische Spitzenpolitiker vor den US-Verhandlern im Ukraine-Krieg gewarnt haben. Putins Chefunterhändler Dmitrijew reagierte mit Spott und sagte, Merz sei „nicht einmal im Spiel“.
Russlands Chefunterhändler Kirill Dmitrijew hat mit Spott auf Aussagen von Bundeskanzler Friedrich Merz reagiert, die er in einer Telefonkonferenz mit mehreren westlichen Spitzenpolitikern gemacht haben soll. Der Spiegel hatte über eine Mitschrift des Gesprächs berichtet, in dem Merz Misstrauen gegenüber den US-Unterhändlern im Ukraine-Krieg geäußert haben soll.
„Lieber Merz, Sie sind nicht einmal im Spiel“, schrieb Dmitrijew auf der Plattform X. „Sie haben sich durch Kriegstreiberei, die Torpedierung des Friedens, unrealistische Vorschläge, den Selbstmord der westlichen Zivilisation, Migration und dickköpfige Dummheit selbst disqualifiziert“, fügte er hinzu.
„Sie spielen Spielchen“
In der Telefonschalte, an der neben Merz auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj teilgenommen haben sollen, soll Merz laut Spiegel-Bericht gesagt haben: „Sie spielen Spielchen, sowohl mit euch als auch mit uns.“ Gemeint waren damit offenbar der US-Gesandte Steve Witkoff und Jared Kushner, der Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump.
Dem Nachrichtenmagazin liegen laut eigener Aussage schriftliche Notizen zu dem vertraulichen Gespräch vor. Zwei Gesprächsteilnehmer sollen den Inhalt des Gespräch grundsätzlich bestätigt haben, nicht aber konkrete Zitate. Macron sagte dem Bericht zufolge, es bestehe die Gefahr, „dass die USA die Ukraine beim Thema Territorium verraten, ohne Klarheit über Sicherheitsgarantien“.
Finnlands Präsident Alexander Stubb, dem stets ein guter Draht zu Trump bescheinigt wird, warnte laut Bericht vor den US-Verhandlern. „Wir dürfen die Ukraine und Wolodymyr nicht mit diesen Jungs alleinlassen“, sagte er an einer Stelle des Gesprächs mit Blick auf Witkoff und Kushner.
Transatlantisches Bündnis unter Spannung
Ein Regierungssprecher in Berlin wollte den Spiegel-Bericht nicht kommentieren und sich auch nicht zu den Inhalten der Telefonkonferenz äußern. Er verwies auf Merz‘ Äußerungen in der Pressekonferenz mit Polens Ministerpräsident Donald Tusk am vergangenen Montag.
Merz hatte dabei unter anderem auf ein gemeinsames Telefonat mit Selenskyj, Macron, dem britischen Premier Keir Starmer und anderen europäischen Partnern Bezug genommen und gesagt, man halte die transatlantische Gemeinschaft „so gut wir nur können zusammen“.
Die westlichen Partner der Ukraine – bis auf die USA – werfen Russland seit langem vor, keinen echten Friedenswillen zu haben. US-Präsident Donald Trump hingegen hatte Putin am Mittwoch erneut Friedenswillen bescheinigt: „Er will den Krieg beenden. Das war ihr Eindruck“, sagte er mit Blick auf die Schlussfolgerungen seiner Gesandten Witkoff und Kushner.
Wadephul: Russland hält an Maximalforderungen fest
Putin hatte den Krieg gegen die Ukraine im Februar 2022 begonnen. Zuletzt hatte er mehrmals behauptet, zu Verhandlungen über ein Kriegsende bereit zu sein – diese Verhandlungsbereitschaft aber stets mit Forderungen verbunden, die nach Einschätzung von Beobachtern einer Kapitulation der Ukraine gleichkommen würden.
Bundesaußenminister Johann Wadephul sagte, Russland zeige bei den laufenden Ukraine-Gesprächen „keinerlei ernsthafte Absichten, seinen Angriffskrieg zu beenden“. Stattdessen intensiviere Putin seine Rhetorik gegenüber Europa, halte an seinen Maximalforderungen fest und setze weiter auf militärische Mittel. Gestern hatte Putin damit gedroht, den gesamten Süden der Ukraine zu erobern.