Im Sommer klangen die Beteiligten noch ganz optimistisch. Bis zum Jahresende, hieß es im August, werde die ehemalige Kunstbibliothek auf dem alten Uni-Campus in Bockenheim so weit hergerichtet sein, dass eine Zwischennutzung für Kunst und Kultur möglich ist. Doch das Vorhaben, mit dem die halbstädtische Entwicklungsgesellschaft KEG beauftragt ist, erwies sich als aufwendiger als gedacht. Voraussichtlich erst im April 2026 stehen die beiden Etagen, auf denen jeweils bis zu 800 Personen Platz haben, den Gruppen zur Verfügung, die sich im Projekt „Vision 31“ zusammengeschlossen haben.
Ein großes Transparent an der Fassade des derzeit leer stehenden ehemaligen Bibliotheksgebäudes kündigt bereits einen „Experimentierraum für Kunst, Kultur und Begegnungen“ an. Geplant sind eine Probebühne, eine inklusive Küche, Labor für digitale Kunst, eine Werkstatt und Co-Working-Räume. An den Fenstern des Gebäudes stellen sich die beteiligten Gruppen vor, vom „Offenen Haus der Kulturen“, das bereits das benachbarte Studierendenhaus bespielt, über die Dresden Frankfurt Dance Company bis hin zu einem Kleinstverlag.
Am Donnerstagabend wurde vor dem Gebäude der Baubeginn mit Musik, Glühwein und Sandwiches gefeiert. Bis die Handwerker anrücken, wird es noch etwas dauern, bisher ist lediglich der Bauantrag eingereicht. Die Kosten für die Ertüchtigung des Gebäudes, die die Stadt trägt, werden auf 1,6 Millionen Euro geschätzt. Um in der ehemaligen Bibliothek Veranstaltungen mit einem größeren Publikum zu ermöglichen, muss unter anderem eine Sprinkleranlage eingebaut werden. Auch müssen die beiden über eine Treppe verbundenen Etagen brandschutztechnisch getrennt werden.
90.000 Euro von der EU
„Wir brauchen solche Orte, an denen die Transformation sichtbar wird“, sagte Planungsdezernent Marcus Gwechenberger (SPD), der die Zwischennutzung neben dem Übergangsquartier der Schirn in der ehemaligen Dondorf-Druckerei als einen Schritt hin zum geplanten Kulturcampus sieht. Für den Betrieb rechnet die Stadt mit einem Aufwand von rund 200.000 Euro im Jahr, die aus dem Kulturetat finanziert werden sollen. 90.000 Euro gibt es als Zuschuss von der EU, die das Projekt in das Programm „New European Bauhaus“ aufgenommen hat. Das Kulturdezernat prüft weitere Fördermöglichkeiten.
Für die Zwischennutzung rechnet die Stadt mit einem Zeitraum von fünf Jahren. Dann soll das Gebäude abgerissen werden. An seiner Stelle soll ein Neubau für die Experimentalbühne Frankfurt Lab entstehen. Das nördlich angrenzende Grundstück ist für einen Neubau der Musikhochschule vorgesehen.
Offen ist die Zukunft des früheren Juridicums. Dazu soll es im nächsten Jahr Workshops geben. Die CDU-Fraktion im Stadtparlament hat angekündigt, daran nicht teilnehmen zu wollen. Es sei ohnehin klar, dass es keine Alternative zum Abriss des „völlig maroden Gebäudes“ gebe.