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Eintracht-Trainer Dino Toppmöller setzt vor dem Spiel bei RB Leipzig verbale Zeichen der Stärke. Dabei steht die Offensivstärke im krassen Gegensatz zur gefühlten Offensivschwäche

Frankfurt – Dino Toppmöller geht in aller Regel gut vorbereitet in die wöchentlichen Pressekonferenzen vor den Spielen. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass der Trainer der Frankfurter Eintracht seine Worte mit Blick auf die Auswärtsbegegnung am Samstag (18.30 Uhr) in Leipzig mit Bedacht gewählt hat. Und dabei die eine oder andere Formulierung durchaus mit Kalkül gefallen ist.

30.11.2025, Hessen, Frankfurt/M.: Fußball: Bundesliga, Eintracht Frankfurt - VfL Wolfsburg, 12. Spieltag, Deutsche Bank Park. Ritsu Dōan (Eintracht Frankfurt,l) und Patrick Wimmer (VfL Wolfsburg) kämpfen um den Ball. Foto: Thomas Frey/dpa - WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga bzw. des DFB Deutscher Fußball-Bund ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen. +++ dpa-Bildfunk +++Vielseitig einsetzbar: Auch auf die Offensivkünste von Ritsu Doan (links) wird es in Leipzig ankommen. © Thomas Frey/dpa

Die Botschaft, die Toppmöller verkünden wollte, war eindeutig. Die Eintracht sei viel besser als es die Stimmung rund um den Klub vermuten lässt, den berechtigen Gründen zur Kritik stünden genauso berechtigte Gründe zur Hoffnung gegenüber. „Wir müssen bei uns bleiben“, lautete ein Kernsatz. Sollte heißen: Es sei gerade in diesen schwierigen Wochen wichtig für Club, Spieler und Trainer, sich nicht auseinander dividieren zu lassen.

Kein Grund für Schwarzmalerei bei Eintracht Frankfurt

Toppmöller ist mit seinen Aussagen ziemlich offensiv geworden, offensiver jedenfalls als seine Spieler bei den enttäuschenden Heimspielen gegen Bergamo (0:3) und Wolfsburg (1:1). Mit seinen verbalen Steilpässen ist der Trainer auch ein ziemliches Risiko eingegangen. Sätze wie, „wir haben in der Bundesliga zuletzt gezeigt, dass wir gut in Form sind“, oder auch „wir können in Leipzig mit breiter Brust auftreten“, bergen durchaus die Gefahr von der Realität überholt zu werden. Denn von einer „guten Form“ und einer „breiten Brust“ war seine Mannschaft zuletzt doch objektiv meilenweit entfernt.

Zum Spiel

Leipzig: Gulacsi – Nedeljkovic, Orban, Lukeba, Raum – Seiwald – X. Schlager, Baumgartner – Diomande, Harder, Nusa.

Frankfurt: Zetterer – Collins, R. Koch, Theate – Kristensen, M. Götze, Chaibi, Brown – Doan, Bahoya – Knauff.

Schiedsrichter: Siebert (Berlin).

Der Eintracht fehlen: Burkardt (Muskelverletzung)

Doch Toppmöller will in der Mitte seines dritten Jahres bei der Eintracht nicht nur persönliches Selbstvertrauen demonstrieren, sondern seine Spieler auch zu besonderer Kampfeslust animieren. Dies hat er mit „vielen Gesprächen“ im Laufe der Woche intern vorangetrieben, aber ganz offensichtlich hat er es auch für nötig erachtet, extern Zeichen der Stärke zu setzen.

Immer wieder klingt in diesen Tagen durch, dass dem Frankfurter Trainer die Gewichtung der Leistungen in dieser Saison nicht wirklich gefällt. Auch er sieht die jüngsten Spiele und Resultate nicht rosarot, „natürlich waren wir damit nicht zufrieden“, aber er sieht auch keinen Grund zur Schwarzmalerei. „Wir müssen auch die Dinge sehen, die wir in dieser Saison bisher extrem gut gemacht haben“, fordert er ein.

Die teuersten Neuzugänge in Eintracht Frankfurts VereinsgeschichteJonathan Burkardt (l.) Luka Jovic und Elye Wahi (r.) gehören zu den teuersten Neuzugängen von Eintracht Frankfurt. Fotostrecke ansehen

Dazu zählen zweifellos die Anzahl der erzielten Treffer (28), die zweitmeisten nach dem Branchenführer aus München, oder auch die grundsätzliche Stabilität in Spielen auf fremden Plätzen. Von bislang sechs Auswärtsspielen hat die Eintracht nur eines verloren, früh in der Saison in Leverkusen, aber schon drei gewonnen.

Mit Burkardt wird der beste Eintracht-Stürmer schmerzhaft vermisst

Gerade die faktische Offensivstärke steht durchaus im krassen Gegensatz zur gefühlten Offensivschwäche. Was auch daran hängt, dass mit Jonny Burkardt nicht nur der beste Torschütze aktuell und noch eine längere Zeit ausfällt, sondern mit ihm im Grunde auch der einzige verlässliche Torschütze. Für die Fehlplanungen in der angreifenden Abteilung ist sicher nicht der Trainer in erster Linie verantwortlich. Freilich spürt er, dass einige Dinge bei ihm abgeladen werden, die in erster Linie nicht er zu verantworten hat.

Bei aller verbalen Offensive, in der Stürmerfrage selbst ist er seiner Linie treu geblieben. Kritik an der Vereinsführung, im speziellen an Sportvorstand Markus Krösche, vermeidet er konsequent. Die Verkäufe der besten Stürmer in den letzten Jahren, die Fehlgriffe mit Elye Wahi und auch Michy Batshuayi in dieser Saison, spricht er höchstens intern an. Nach außen versucht er das Beste aus der Verwaltung des Mangels zu machen. Wie jetzt wieder vor dem Spiel in Leipzig. Wer denn nun tatsächlich Burkardts Platz in vorderster Linie einnehmen wird, das ließ er offen.

In Leipzig wird diese Entscheidung aber womöglich nicht einmal die wichtigste sein, um erfolgreich abschneiden zu können. Zwei andere Aufgaben muss der Trainer lösen und beide liegen in seiner alleinigen Verantwortung. Zum einen muss die Abwehr es schaffen gegen starke Gegenüber stabil zu bleiben. Man müsse „kompakt verteidigen“, sagt Toppmöller. Hört sich gar nicht so schwer an, fällt seiner Mannschaft aber sehr schwer.

Zum anderen muss er eine Möglichkeit entwickeln, dass seine Spieler auch wieder den Weg nach vorne finden. Da kann Burkardts Ausfall nicht als Alibi herhalten, schließlich ist der Nationalspieler aktuell der einzige, der wegen einer Verletzung nicht zur Verfügung steht. Alle anderen sind einsatzfähig. Es obliegt dem Trainer, aus dem zumindest quantitativ breiten Aufgebot eine schlagkräftige Mannschaft zu formen.